Antisemitismus, Corona-Schwurbel und DSDS-Eklat: Xavier Naidoo feiert Comeback in Köln
Von Jonas-Erik Schmidt, Stefanie Järkel
Köln - Nach sechs langen Jahren Musik-Pause will Xavier Naidoo (54) am Dienstag in der Lanxess Arena sein Konzert-Comeback geben.
Eines seiner berühmtesten Lieder heißt "Wo willst du hin?".
Viele Fans des Soul-Sängers haben diese Frage jüngst sehr entschieden mit dem Wort "Köln" beantwortet - Nachdem 15.000 Tickets schnell ausverkauft waren, kündigten die Veranstalter unverzüglich eine Zusatz-Show für den 17. Dezember an. Das Interesse war offenbar groß - ebenso die Frage, wie man dieses Comeback bewerten sollte.
Festhalten lässt sich: Es ist jedenfalls kein Konzert wie jedes andere. Denn Naidoo, um den es still geworden war, gilt als höchst umstritten. Lange Zeit fiel er mit Aussagen auf, die ihm Antisemitismus- und Rassismus-Vorwürfe einbrachten. Später ging er darauf zwar auf Abstand - doch nicht alle sind sich einig, dass Naidoos Distanzierungen ausreichen.
Ein Blick in die Vergangenheit: Beim Fußball-"Sommermärchen" 2006 lief sein Lied "Dieser Weg" in der Kabine der Nationalmannschaft, machte das Ex-Mitglied der "Söhne Mannheims" zum Popstar.
Mit den Jahren häuften sich aber die Kontroversen. Naidoo trat vor sogenannten Reichsbürgern auf und verbreitete Theorien der QAnon-Verschwörungsideologie, nach der angeblich in satanischen Ritualen Kindern Blut abgezapft werde.
Xavier Naidoo und seine Skandale während Corona-Pandemie
Er verbreitete judenfeindliche Sätze und polarisierte mit Aussagen zur Corona-Pandemie. 2020 nahm RTL ihn aus der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) - zuvor war ein Video aufgetaucht, in dem zu sehen ist, wie er ein rassistisches Lied singt.
2022 veröffentlichte Naidoo schließlich ein etwa dreiminütiges Video, in dem er erklärte, Fehler gemacht zuhaben. Darin sagte er, dass "Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus" nicht mit seinen Werten vereinbar seien - er verurteile sie.
Von Verschwörungserzählungen sei er "geblendet" gewesen, habe diese nicht ausreichend hinterfragt und sich "zum Teil instrumentalisieren" lassen. "Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage", erklärte der Sänger.
Ob man damit einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit setzen kann, ist genau die Frage, die immer noch viele diskutieren. Kritiker bemängelten, dass das Statement zu unkonkret gewesen sei.
Am Landgericht Mannheim sind zudem weiterhin zwei Verfahren wegen Volksverhetzung gegen Naidoo anhängig. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geht es dabei um Inhalte mit holocaustleugnendem und antisemitischem Charakter, die über einen Telegram-Kanal verbreitet wurden.
Ob ein Hauptverfahren eröffnet wird, ist noch offen. Naidoos Anwälte bestreiten die Vorwürfe und beteuern die Unschuld des Musikers.
Titelfoto: IMAGO / Berlinfoto

