Ukrainer Sergej und Russe Vitali Arm in Arm: "Ich kann ihn nicht hassen"
Pirmasens - Seit Februar 2022 kämpft Russland in der Ukraine um fremdes Territorium, wodurch unzählige Menschen ihr Leben und noch deutlich mehr ihre Heimat verloren. Viele von ihnen sind nach Deutschland gekommen und zeigen, dass es auch miteinander geht.
Vor dem Krieg geflohen ist auch Sergej Mermis. Mit seiner Partnerin und den beiden kleinen Söhnen verließ er die Stadt Cherson am Schwarzen Meer, unweit der von Russland besetzten und annexierten Halbinsel Krim.
Im vom russischen Vitali Litz ehrenamtlich geleiteten Boxclub hat er als Trainer angefangen.
"Meine Frau hat in diesem Krieg ihren Vater verloren und viele meiner Freunde sind auch gefallen. Aber ich kann ihn nicht hassen - für was? Er ist Boxer wie ich, also ist er mein Bruder", so Sergej. Man habe den ähnlichen Humor, könne sich auch gut über die Muttersprache verständigen.
Vitali Litz verfolge den Krieg nicht. Darüber, oder über Politik zu sprechen, sei nicht seine Stärke. "Mir sind die Menschen wichtiger, als die Politik drumherum. Die, die ich täglich sehe, auf die konzentriere ich mich - ob Ukrainer oder Russe, das ist mir wurst, sind alle gleich für mich."
Mein Freund, der Feind (ZDF): Russe Nikita und Ukrainer Ivan vorerst nur Sportkameraden
Ivan (21), genannt Wanja, ist vor wenigen Monaten allein aus dem ostukrainischen Kramatorsk geflohen und hat Zuflucht in Rheinland-Pfalz gefunden. In Pirmasens möchte er arbeiten, studieren und boxen.
Doch seine Gedanken hängen täglich in der Heimat, wo er Eltern und Freunde zurückgelassen hat, um in Frieden leben zu können. "Ich mache mir große Sorgen, wenn sie lange nicht online sind, dass sie sich nicht mehr melden", berichtet er in der "37 Grad"-Doku "Mein Freund, der Feind" des ZDF.
Im Boxclub Pirmasens, in dem Ukrainer und Russen trainieren, steht er sich heute Nikita (18) gegenüber. "Wir unterstützen und helfen uns gegenseitig", sagt der russische Sportler, der schon als Kind nach Deutschland kam. "Wir sind eine Gemeinschaft."
Für Ivan ist die Situation schwierig. Er sieht die anderen, vor allem russischstämmigen, Boxer vorerst nur als Sportkameraden, "weil wir außerhalb des Boxens keinen Kontakt haben". Das könnte sich bald ändern, denn die beiden Heranwachsenden kommen immer besser miteinander klar.
Die komplette Doku gibt es im Stream in der ZDFmediathek.
Titelfoto: ZDF/Jan Tenhaven

