Lindner wird bei Anne Will gegrillt: "Soll ich's Ihnen jetzt erklären?"

Berlin - Der eventuell künftige Finanzminister Christian Lindner (42, FDP) hatte es am Sonntagabend nicht leicht. Der gegen einen Lockdown kämpfende FDP-Politiker musste bei Anne Will (55) viel einstecken - so viel, dass er auf Twitter auch am Montag noch ganz oben ist - allerdings eher negativ.

Als Christian Lindner sich mit Journalistin Amann zofft, läuft die Diskussion bei Anne Will aus dem Ruder.
Als Christian Lindner sich mit Journalistin Amann zofft, läuft die Diskussion bei Anne Will aus dem Ruder.  © Wolfgang Borrs/dpa

Während Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) stetig erklären muss, dass "Wir hinter der Welle sind", und damit indirekt auch sein Versagen zugibt, übt sich Herr Lindner noch immer im Beschwichtigen.

Am Ende des Talks aber gab es nur eine Siegerin: die Spiegel-Journalistin Melanie Amann (43), die bei Twitter für ihre Aussagen gefeiert wird.

Denn während Lindner noch von "überprüfen, mal schauen, ob die Regeln ausgenutzt werden, in einigen Tagen schätzen wir erneut ein..." faselte, hob die Journalistin zum alles entscheidenden Satz an: "Soll ich es Ihnen direkt sagen, oder wollen Sie zehn Tage warten, Herr Lindner?"

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Sie bezog sich - zu Recht - auf das Zögern der neuen Ampelregierung und das untätige Ausklingen der alten.

Denn: Wenn wir alle etwas NICHT haben, "so ist es Zeit", um den Schutz der Wirtschaft auf Kosten der Gesundheit großer Teile der Bevölkerung zu generieren - besonders in Hinblick auf die aufkeimende Omikron-Variante!

"Soll ich es Ihnen direkt sagen, oder wollen Sie zehn Tage warten, Herr Lindner?"

Spiegel-Journalistin Melanie Amann (43) nahm sich Christian Lindner zur Brust.
Spiegel-Journalistin Melanie Amann (43) nahm sich Christian Lindner zur Brust.  © Anne Will/ARD

Und wieder war es die Journalistin, die dem Herrn Lindner in seine wortreiche Parade fuhr: "Ganz besonders Sorgen macht mir Ihre Partei, Herr Lindner", so Amann.

Besonders den (eventuell) künftigen Justizminister Marco Buschmann (44), der in den vergangenen Wochen mit polarisierenden Aussagen auf sich aufmerksam machte, kritisiert sie.

Auch wenn Lindner permanent seinen "Instrumentenkasten" beschwor, der ja nur "ausgereizt werden müsse", gab es von Spahn Kontra. "Mit Verlaub", um Lindners ewige Floskel zu bemühen - auch hier zu Recht.

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Für Lindner ist es die Impfquote, die "enttäuschend" sei. Er hatte sich eine Quote von 85 Prozent im Winter erhofft.

"Davon sind wir meilenweit entfernt" - stimmt, das liegt allerdings auch am selbst Eingemachten, denn wer die "pandemische Notlage" auf einem Höhepunkt an Infektionen für beendet erklärt - kann nicht erwarten, dass "das Volk" zum Impfmobil stürmt.

Lindner: "Die fehlende Impfbereitschaft ist schuld"

Christian Lindner (42, FDP) will den "Instrumenten-Kasten" ausreizen - wie weit, sagte er nicht.
Christian Lindner (42, FDP) will den "Instrumenten-Kasten" ausreizen - wie weit, sagte er nicht.  © Kay Nietfeld/dpa

Es fehle "eine generelle Impfbereitschaft", hat der FDP-Politiker offenbar (endlich) erkannt.

In der aktuellen Lage, kündigt er zaghaft an, dass sich "auch Geimpfte wieder vermehrt testen lassen" müssen.

Das Wort "Kontaktbeschränkung" fällt. Oft! Soll das ein Euphemismus für Lockdown sein? Oder der Versuch zu verschleiern, dass man eigentlich ahnungslos ist, wie es weitergehen soll, bleibt dahingestellt. Lindner will erstmal auf den Bundesgerichtshof am Dienstag warten.

Da war es wieder - das Wort "abwarten". "Ein flächendeckender Lockdown" soll oder kann wohl nicht kommen. Vorerst.

Da grätschte die auch anwesende Annalena Baerbock (40, Grüne) dazwischen: "Hier schauen Millionen Zuschauer zu, wir müssen aufpassen, dass wir die nicht verunsichern!"

Zu spät. Die Verunsicherung ist bereits spürbar, wenn man sich die Kommentare bei Twitter zu Lindners Auftritt durchliest - Platz 1 ist ihm sicher am Montag - aber nicht im Positiven.

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa/Anne Will/ARD

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