Horror-Kindheit! Carmen und Erwin haben Obstfliegen gegessen, um nicht zu verhungern

Hohenmölsen - Es ist kaum in Worte zu fassen, was Carmen (10) und Erwin (9) in ihrem jungen Leben widerfahren ist. Vollkommen verwahrlost, zurückgeblieben und unterernährt wurden sie 2016 aus ihrer elterlichen Wohnung geholt. Heute bekommen sie in ihrer Pflegefamilie die Liebe und Geborgenheit, die ihnen jahrelang verwehrt blieb.

Nach einer unbeschreiblichen Kindheit geht es Carmen (10) und Erwin (9) heute bei ihren Pflegeeltern Ramona und Silvio Gellert in Sachsen-Anhalt gut.
Nach einer unbeschreiblichen Kindheit geht es Carmen (10) und Erwin (9) heute bei ihren Pflegeeltern Ramona und Silvio Gellert in Sachsen-Anhalt gut.  © RTLZWEI

Die neue RTLZWEI-Reportage "Deutschlands verlorene Kinder" will denen eine Stimme geben, die sonst kaum gehört werden.

Dazu zählen auch die Geschwister Carmen und Erwin, die als zwei von mehr als 80.000 Pflegekindern deutschlandweit in einer fremden Familie aufwachsen.

Ramona und Silvio (52) Gellert in Hohenmölsen (Sachsen-Anhalt) haben die beiden von heute auf morgen in Obhut genommen, nachdem sie von Polizei und Jugendamt befreit wurden.

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"Als die Kinder vor vier Jahren gekommen sind, war es sehr anstrengend, sie kennenzulernen. Sie kannten keine Zahnbürste, keinen Waschlappen, kein Wasser. Die ersten Tage waren die Hölle", berichtet Ramona.

"Ich war erschrocken, als ich Carmen gesehen habe. So ein abgemagertes Kind hab ich noch nie gesehen. Wie bei einem Skelett", erinnert sich auch Silvio zurück. Die Kinder hätten ausgesehen wie Affen und seien am Anfang auf allen Vieren rumgerannt, so ihr Pflegepapa. Aufgrund mangelnder Hygiene hätten ihre abgemagerten Körper offene Wunden aufgewiesen.

Die leibliche Mutter ist alkoholabhängig, trank auch während den beiden Schwangerschaften, die zu organischen Schädigungen bei Carmen und Erwin führten. Sie sperrte ihre Kinder ein, gab ihnen fast nichts zu essen. Mit fatalen Folgen.

Deutschlands verlorene Kinder: "Papa hatte Angst, dass wir sterben"

Hugos (19) Eltern trennten sich kurz nach seiner Geburt. Seine drogenabhängige Mutter ließ ihn zurück. Heute ist er obdachlos.
Hugos (19) Eltern trennten sich kurz nach seiner Geburt. Seine drogenabhängige Mutter ließ ihn zurück. Heute ist er obdachlos.  © RTLZWEI

Carmen erzählt, dass sie vor lauter Hunger teilweise Taschentücher gegessen habe. "Mein Bruder hatte Obstfliegen gegessen und Zeitung." Lediglich ihr Papa habe den Geschwistern etwas zu essen gegeben, "weil er Angst hatte, dass wir sterben."

In den Kindergarten gingen die beiden nie, auch Toben mit Freunden an der frischen Luft wurde ihnen verboten. Selbst auf Toilette hätten die Geschwister nicht gedurft.

Dass überhaupt Kinder in der Wohnung sind, bemerkten auch ihre Nachbarn nicht. Die Vernachlässigung fiel offenbar nur wegen Carmens Einschulungsuntersuchung auf, die ihre Mutter ihr verwehrte.

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An den ersten Abend kann sich Pflegemama Ramona noch sehr gut erinnern. Sie habe die beiden ins Bett gebracht, eine gute Nacht gewünscht und einen Kuss gegeben. "Das ist aber schön", sagten Bruder und Schwester. Offenbar hatten sie diese Zuneigung noch nie erfahren.

"Wir sind richtig dolle froh, dass wir richtig gute Eltern haben, die uns was zu essen und trinken geben", sind Erwins unglaubliche Worte.

Gegen die Eltern läuft ein Verfahren wegen Misshandlung Schutzbefohlener. Bis heute - fünf Jahre nach der Befreiung der Kinder - gibt es kein Urteil. Nur das Sorgerecht wurde den Eltern entzogen.

Die ganze Folge mit vielen anderen Schicksalen gibt's auf Abruf bei RTL+.

Titelfoto: RTLZWEI

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