30 Jahre GZSZ: Star-Schauspieler Wolfgang Bahro im TAG24-Talk

Berlin - Was für ein Jubiläum! Am heutigen 11. Mai vor 30 Jahren flimmerte die erste Folge von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" über die deutschen Fernsehbildschirme. Am morgigen Donnerstag läuft bei RTL die große Jubiläumsfolge in Spielfilmlänge, die GZSZ-Urgestein Wolfgang Bahro (61) alias Jo Gerner in den Fokus rückt.

Am 11. Mai 1992 erschien GZSZ zum allerersten Mal - und ist seitdem nicht mehr wegzudenken.
Am 11. Mai 1992 erschien GZSZ zum allerersten Mal - und ist seitdem nicht mehr wegzudenken.  © RTL+

Im Gespräch mit TAG24-Redakteurin Nadine Steinmann wirft der Schauspieler einen Rückblick auf die vergangenen drei Jahrzehnte, erzählt, worum er die Schauspieler des Serien-Hits "Bridgerton" beneidet, wer seine Vorbilder sind und wo er sich selbst in 30 Jahren sieht.

TAG24: Hätten Sie zu Beginn je gedacht, dass die Soap ein solcher Dauerbrenner wird?

Wolfgang Bahro: Niemals! Ich hätte gedacht, dass sich das nach einem halben Jahr wieder erledigt hat und GZSZ aus dem Programm verschwindet. Aber mittlerweile ist es ja beinahe schon die Fernsehsendung, die es am längsten im deutschen Fernsehen überhaupt gibt.

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GZSZ Schauspieler Tom Beck kramt an Geburtstag im Müll: Was hat Chryssanthi Kavazi damit zu tun?

TAG24: Was ist das Erfolgsrezept?

Bahro: Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass GZSZ immer wieder Geschichten und Probleme aufgreift, die jeden Menschen in irgendeiner Form betreffen. Sei das eine Liebesbeziehung oder Eheprobleme oder eine Ausbildung, wo man vom Kind zum Erwachsenen wird. Die Probleme, die jeder schon mal erlebt hat. Es ersetzt ein bisschen den Tratsch im Treppenhaus, den es früher gab.

Man kann sich einfach in der Schule, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis über diese Sachen unterhalten. Frei nach dem Motto: 'Haste mitbekommen, was die Katrin wieder mit dem Gerner angestellt hat?' Früher hat man sich eben über Frau Müller im dritten Stock unterhalten.

TAG24: Was hat sich in drei Jahrzehnten verändert?

Bahro: Alles! Wenn man die ersten Folgen von damals sieht und jetzt reinschaut, da liegen Welten dazwischen. Während damals die Serie fast Laien-Theater war, ist es heute hochprofessionell. Sowohl von der schauspielerischen Leistung als auch vom Aufwand, der Optik und den Geschichten, die viel mehr Substanz haben und besser recherchiert sind als damals.

Stirbt Jo Gerner den Serientod?

Wolfgang Bahro (61) verspricht viele Überraschungen für die neue Staffel.
Wolfgang Bahro (61) verspricht viele Überraschungen für die neue Staffel.  © RTL+

TAG24: In der Jubiläumsfolge gerät Jo Gerner mal wieder in Lebensgefahr. Müssen Fans um ihren Lieblingsanwalt zittern?

Bahro: Definitiv! Es wird sehr viele Überraschungen geben, aber ich möchte es offenhalten, was die Fans erleben werden. Es war auf jeden Fall eine sehr anstrengende Zeit, besonders für mich.

TAG24: Warum?

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Bahro: Normalerweise, wenn solch ein Special gedreht wird, betrifft das vier bis fünf Schauspieler, die dann meistens nach Teneriffa oder Mallorca fliegen und dort die Möglichkeit haben, sich voll und ganz auf dieses Special zu konzentrieren.

Meine Geschichte musste man aber hier erzählen und so hatte ich die Problematik, dass ich die normalen fünf Folgen pro Woche drehen musste und zusätzlich noch einen 90-Minüter. Das war schon recht anstrengend.

TAG24: Jo Gerner ist schon mehrmals fast den Serientod gestorben. Haben Sie je mit dem Gedanken gespielt, tatsächlich bei GZSZ auszusteigen?

Bahro: Ja. Immer wieder, wenn es zu Situationen kam, in denen ich Sorge hatte, dass die Figur denunziert und kaputt gemacht wird. Bevor das geschieht, steige ich lieber aus. Und es gab einige Geschichten, wo ich dachte: 'Ne, das mach ich nicht.' Dann habe ich mit der Produktion darüber gesprochen und dann haben sie die Geschichte verändert.

Bahro kämpft nicht nur für den Anwalt

Seine Frau heißt auch im echten Leben Barbara.
Seine Frau heißt auch im echten Leben Barbara.  © RTL+

TAG24: Haben Sie ein Beispiel?

Bahro: Es gab mal eine Situation, wo Jo Gerner mit einer Frau zusammenlebte. Barbara Graf. Sie war Alkoholikerin. Es war dann so, dass Gerner den Geschäftsführer von seinem damaligen Restaurant 'Fasan' zum Essen einladen sollte.

Dabei hätte er dann den ganzen Abend nur dazu genutzt, sie zu demütigen. Aber das wollte ich nicht spielen. Denn Gerner ist kein Sadist. Gerner kann fies werden, wenn ihm jemand versucht, an den Karren zu fahren. Aber das machte Barbara Graf nicht.

TAG24: Sie kämpfen also auch für Jo Gerner?

Bahro: Ja! Die Produktion hatte es dann auch eingesehen und wir haben die Geschichte komplett anders gestaltet.

TAG24: Ebenso kämpfen Sie dafür, dass bei GZSZ gesellschaftskritische Themen aufgegriffen werden. In der Welt passiert ja gerade wahnsinnig viel. Würden Sie eines der aktuellen Themen gern mal in der Sendung verarbeiten?

Bahro: Das Problem bei aktuellen Themen, wie die Pandemie oder dieser schreckliche Krieg in der Ukraine, ist, dass wir sechs bis acht Wochen im Voraus drehen. Und bei bestimmten Sachen können wir dann nur fiktional sein. Denn gerade die Situation im Krieg kann sich ja von heute auf morgen ändern. Wir müssen quasi immer Themen nehmen, die eine gewisse Aktualität haben und die Leute beschäftigen, aber zeitlos sind.

Jo Gerner alias Wolfgang Bahro alias Captain Spock?
Jo Gerner alias Wolfgang Bahro alias Captain Spock?  © picture alliance/landov

TAG24: Als Hippie war Jo Gerner bereits zu sehen. Werden wir ihn - weil Sie ja ein riesiger "Star Trek"-Fan sind - auch mal als Mr. Spock sehen?

Bahro: (lacht) Ich würde das wahnsinnig gerne, aber ich befürchte, die Produktion wird da nicht mitspielen. Allerdings habe ich mich mal für die GZSZ-Zeitung als Spock fotografieren lassen, zusammen mit Frank-Thomas Mende als Kirk und Sandra Keller als Uhura.

Aber diese Hippie-Nummer war ja ein Traum. Und als ich mir neulich die zweite Staffel von 'Bridgerton' anschauen musste, kam mir die Idee, dass man ja mal einen Traum machen könnte, der in diese Zeit fällt.

Das Schönste an 'Bridgerton' sind ja eigentlich diese wundervollen Kostüme und die Kulissen, in denen sich die Schauspieler bewegen dürfen. So was würde ich auch gern mal machen.

TAG24: Zahlreiche Musik-Stars waren bereits im Mauerwerk zu Gast. Welche Band oder welchen Musiker würden Sie sich mal auf der GZSZ-Bühne wünschen?

Bahro: Die sind alle schon tot (lacht). Vielleicht ABBA, aber die gibt es ja nur noch digital. Spontan fällt mir aber noch James Blunt ein.

Haben Sie Vorbilder, Herr Bahro?

Bahros Schauspielkarriere ist so alt wie seine Vorbilder selbst.
Bahros Schauspielkarriere ist so alt wie seine Vorbilder selbst.  © Imago/United Archives

TAG24: Apropos Stars am Set: Sie sind ein beliebter Selfie-Partner. Mit wem würden Sie gern mal ein Foto schießen?

Bahro: Mit Dustin Hoffmann oder Robert de Niro.

TAG24: Sind das Schauspiel-Vorbilder für Sie?

Bahro: In gewisser Weise schon. Ach, und Michael Keaton, den ich auch sehr, sehr schätze. Ebenso wie Judi Dench. Die finde ich auch wunderbar.

TAG24: Was ist die kurioseste Frage, die Sie je in einem Interview beantworten mussten?

Bahro: Ob ich mich schon mal als Jo Gerner ausgegeben hätte.

TAG24: Wie war die Antwort?

Bahro: Ne, also so weit ist es noch nicht gekommen, dass ich mich für Jo Gerner ausgebe (lacht).

Wenn mit 90 noch alles klappt ...

Den Traum vom eigenen Buch hat er sich schon erfüllt
Den Traum vom eigenen Buch hat er sich schon erfüllt  © imago/Future Image

TAG24: Was wünschen Sie GZSZ für die nächsten 30 Jahre?

Bahro: Ich wünsche GZSZ, dass es weiterhin so erfolgreich bleibt, wie es ist, und ich wünsche mir, dass wir noch viele schöne und spannende Geschichten erfinden können, um die Leute zu unterhalten.

TAG24: Wo werden Sie dann sein?

Bahro: In 30 Jahren bin ich knapp über 90. Wenn das alles geistig und körperlich noch klappt, dann werde ich auch weiterhin auf der Bühne oder vor der Kamera stehen.

Ich war neulich zum Beispiel mit der wundervollen Brigitte Grothum und ihrer Tochter Debora Weigert und einigen anderen Kollegen in Wörlitz und habe dort ein Live-Hörspiel gemacht. Brigitte Grothum ist 86 Jahre alt und ich finde das ganz wunderbar. Genauso, wie ich es wunderbar finde, dass Dieter Hallervorden mit 86 Jahren noch auf der Bühne steht. Das sind meine großen Vorbilder.

TAG24: Haben Sie noch unerfüllte Träume?

Bahro: Definitiv. Die Hauptrolle in einem Kinofilm muss ich definitiv noch spielen.

TAG24: Was soll es sein? Action, Drama, Liebe oder Biografie?

Bahro: Alles zusammen (lacht).

TAG24: Mal angenommen, mit der Schauspielerei hätte es nicht geklappt. Haben Sie je überlegt, im Spirituosenladen Ihrer Eltern einzusteigen?

Bahro: Niemals. Nicht mal im Traum. Ich hab ja Psychologie studiert und da wäre ich eher in diese Richtung gegangen. Ich hatte ja noch ein Seminar für Hypno-Therapie abgeschlossen.

Titelfoto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

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