Als er es bemerkte, war es schon zu spät: Illegale Kugelbombe raubt Martins Lebenstraum

Görlitz - Die Silvesternacht ist jedes Jahr aufs Neue eine Nacht der Extreme. Die einen feiern ausgelassen auf den Straßen den Beginn des neuen Jahres, während andere um ihr Leben kämpfen müssen. Insbesondere illegale Feuerwerke aus dem Ausland zerstören regelmäßig die Zukunft junger Menschen - so auch die von Martin B. aus der Nähe von Görlitz.

Bei einer sogenannten "Kugelbombe" handelt es sich eigentlich um ein Höhenfeuerwerk, welches Hunderte Meter über dem Boden explodieren soll. Eine Detonation am Boden kann schnell tödlich enden. (Symbolfoto)  © Patrick Pleul/dpa

So feierte er Ende 2012 zusammen mit seinen Freunden den Jahreswechsel, doch an diesem Abend änderte sich Martins gesamtes Leben.

Er erzählt in der MDR-Fahndungssendung "Kripo Live", dass ein damaliger Kumpel neben herkömmlichen Raketen auch eine sogenannte Kugelbombe aus Tschechien zum Böllern mitgebracht hatte.

Alfred Klaner von der Bundespolizeiinspektion Ebersbach erklärt, dass es sich bei einer "Kugelbombe" um ein "Höhenfeuerwerk handelt, das kreuzgefährlich ist, wenn man das am Boden benutzt".

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Insbesondere die "stupide Zündschnur", die viel zu schnell abbrennt, sodass sich die umstehenden Personen nicht rechtzeitig in Sicherheit begeben können, wird Laien oft zum Verhängnis.

Auch Martin B. ereilte dieses Schicksal. Sein Kumpel zündete die Lunte an, doch als Martin den tickenden Sprengsatz bemerkte, war es schon zu spät. "Ich hab den Funken fliegen sehen, konnte aber nicht mehr reagieren", schildert Martin Jahre später. "Ich hatte sofort einen höllischen Schmerz - ein Brennen - im Auge und habe mich sofort hingehockt, weil ich Angst hatte, dass ich umfalle."

Selbst eine Notoperation im Klinikum Görlitz konnte Martin nicht vor seinem Schicksal bewahren. Er verlor in jener Nacht sein linkes Auge.

Doch raubte die Kugelbombe Martin nicht nur sein Augenlicht, sondern auch seinen Lebenstraum, Fernkraftfahrer zu werden. Aufgrund seiner nun einseitigen Blindheit ist es ihm nicht mehr möglich, den notwendigen Lkw-Führerschein zu absolvieren.

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Sprengsätze töten Menschen und trotzdem steigt der Import

Feuerwerk sorgt immer wieder für Diskussionen. Während die einen der Umwelt und den Tieren zuliebe die Böllerei ganz verbieten wollen, wollen andere an dieser Kultur festhalten. (Archivfoto)  © picture alliance/dpa

Trotz der bekannten, teils tödlichen Gefahren, die gerade von Feuerwerkskörpern aus dem Ausland ausgehen, boomt der illegale Handel mit den Sprengsätzen nach wie vor.

Erst am 4. Dezember dieses Jahres kontrollierten Zollbeamte an der A17 bei Dresden einen Lkw, der eine enorme Menge von 340 Kilogramm an Sprengkörpern in Form von Böllern aus Tschechien geladen hatte.

Die Feuerwerkskörper, die auf polnischen und tschechischen Märkten verkauft werden, fallen in Deutschland oftmals in die Kategorien F3 und F4.

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Zum Vergleich: Die höchste Kategorie, die in Deutschland frei verkäuflich ist, ist die F2. Böller mit einer solch hohen Sprengkraft bergen ein enormes Sicherheitsrisiko, weshalb eigentlich eine spezielle Ausbildung im Umgang mit Feuerwerkskörpern notwendig wäre, um Knaller der Kategorien F3 und F4 besitzen zu dürfen.

Böller aus Tschechien oder Polen sind oftmals so stark, dass sie bei einer Detonation ganze Gliedmaßen absprengen oder gar einen Menschen töten können.

Die ganze Folge ist noch bis zum 28. Dezember in der ARD-Mediathek zu finden.

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