Steuerfrei Arbeiten mit über 67 Jahren: Kann die Aktivrente der Bundesregierung funktionieren?

Leipzig - In den meisten Branchen kämpfen Unternehmen mit einem Problem: dem Fachkräftemangel. Die sogenannte Aktivrente soll ab dem kommenden Jahr Abhilfe schaffen. Aber klappt das? Das MDR-Magazin "Umschau" hat sich genauer mit den Plänen befasst.

Durch die Aktivrente sollen Fachkräfte länger im Arbeitsmarkt bleiben. Das soll auch die Wirtschaft stärken. (Symbolbild)
Durch die Aktivrente sollen Fachkräfte länger im Arbeitsmarkt bleiben. Das soll auch die Wirtschaft stärken. (Symbolbild)  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Viele Beschäftigte in Deutschland hören im Schnitt mit 64 Jahren und damit weit vor dem Renteneintrittsalter auf. Vor allem bei den Babyboomern sehen viele das so.

Das neue Rentenpaket beinhaltet unter anderem auch die Aktivrente. Die Bundesregierung teilt auf ihrer Webseite mit: "Mit der Aktivrente wird belohnt, wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet."

Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht hat, kann sich so bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei dazuverdienen.

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Dr. Oliver Stettes vom Institut der Deutschen Wirtschaft meint aber nicht, dass es nur am Geld liegt. "Die Menschen, die überhaupt über Arbeiten im Rentenalter nachdenken, tun das selten aus finanziellen Erwägungen", erklärte er.

Und weiter: "Der Effekt durch die Aktivrente wird vermutlich verpuffen und der verpufft vor allem deshalb, weil ein Großteil der Menschen bereits vorher aus dem Erwerbsleben ausscheidet. Die Menschen gehen vorher schon verloren."

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann verteidigt die Pläne

CDU-Sekretär Carsten Linnemann (48) verteidigte die Aktivrente. (Archivbild)
CDU-Sekretär Carsten Linnemann (48) verteidigte die Aktivrente. (Archivbild)  © Kay Nietfeld/dpa

Gleichzeitig gibt es auch mehr als 734.000 Menschen über 55 Jahren, die arbeitslos sind. 212.000 davon sind Fachkräfte.

Sie finden oft keinen Job, weil viele Arbeitgeber sie als zu alt wahrnehmen und befürchten, dass sie durch Vorruhestands-Regelungen frühzeitig wieder aus dem Berufsalltag ausscheiden.

Die MDR "Umschau" reiste nach Schweden, denn dort arbeiten die Menschen im Schnitt drei Jahre länger als in Deutschland. In den Arbeitsverträgen gibt es aber auch andere Regelungen.

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Ab 66 beziehungsweise im nächsten Jahr ab 67 Jahren bekommen sie die volle Rente ausgezahlt.

Die meisten haben aber bis 69 Jahren einen Anspruch auf ihren Arbeitsplatz. Fast jeder Dritte im Alter zwischen 65 und 69 Jahren arbeitet dort. In Deutschland ist es nur circa jeder Fünfte.

Carsten Linnemann (48), CDU-Generalsekretär, verteidigte die neue Aktivrente: "Perspektivisch schaffen wir mit der Aktivrente einen Mentalitätswandel, dass Arbeiten im Alter nichts Schlechtes ist."

Er sah für die Menschen nicht nur die wirtschaftliche Komponente, sondern vor allem noch eine andere: "Allein die soziale Teilhabe ist wichtig für Menschen und wenn jemand noch fit ist und arbeiten kann, warum sollen wir das nicht staatlich anreizen".

Wie viele Menschen tatsächlich auf das Modell der Aktivrente zurückgreifen werden, lässt sich jetzt, wo das Gesetz noch nicht in Kraft getreten ist, noch nicht sagen und wird sich ab 2026 zeigen.

Die ganze Ausgabe der MDR "Umschau" vom 9. Dezember mit weiteren spannenden Themen, findet Ihr in der ARD Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa; Kay Nietfeld/dpa

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