Horror-Zustände: Göttinger Hochhaus wird von Ungeziefer regiert

Göttingen - Müll, Ungeziefer, Brände: In einem Hochhaus in Göttingen (Niedersachsen) leben 700 bis 900 Menschen in furchtbaren Zuständen.

In dem ranzigen Gebäude sind viele Einheiten bereits unbewohnbar.
In dem ranzigen Gebäude sind viele Einheiten bereits unbewohnbar.  © Screenshot: RTL

Der Betonklotz aus den 1970er-Jahren in der Groner Landstraße wurde letztens durch ein Video in den sozialen Medien bekannt, in dem zwei Bewohner aus einem Fenster eine Ratte "angeln", um dann auf sie einzuschlagen.

Am Montag berichtete SPIEGEL TV über die schlimmen Zustände in dem Block - und warum sich nichts daran ändert.

Unter anderem sprachen die Reporter mit Sebastian Fesser, der vier Wohnungen in dem Komplex besitzt, deren Kauf er längst bereut.

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"Man weiß gar nicht, wo man hintreten soll, weil alles schrecklich ist", erzählt der Vermieter, während er versucht, bei seinen Schritten die Müllberge zu vermeiden. Außerhalb des Gebäudes tummeln sich allerlei Schrott und sogar Autokadaver, die einfach dort abgestellt werden.

Innen sieht es nicht besser aus: So wie Fesser vorhersagt, flitzt eine Maus aus einem Müllsack in einer leer stehenden Wohnung, als er dagegen tritt. Auch Ratten und Kakerlaken kriechen durch die insgesamt 432 Wohnungen. "Wir haben alles Mögliche, was vier oder acht Beine hat."

Der Pfleger Stefan Reimann kümmert sich um einen psychisch kranken Bewohner und betritt das Gebäude nur mit Mundschutz und Handschuhen. Einmal habe er den Rauchmelder repariert, als daraus 20 Kakerlaken auf ihn gefallen seien.

Letztens wurde auch ein Toter gefunden.

Zwischen Kakerlaken und Leichen

Das Hochhaus wird als Schrottplatz verwendet und zieht viel Ungeziefer an.
Das Hochhaus wird als Schrottplatz verwendet und zieht viel Ungeziefer an.  © Screenshot: RTL

Teils müsse die Feuerwehr sechsmal pro Monat anrücken, weil wieder Müll in Brand geraten ist.

Trotzdem liegen die Mieten über dem Göttinger Durchschnitt: 13 bis 20 Euro pro Quadratmeter kalt.

Denn ein Großteil der Mieter bezieht Sozialleistungen - der Staat zahlt. Laut Steffen Sebastian vom Institut für Immobilienwirtschaft sei das für Eigentümer besonders lukrativ, denn so können sie höhere Mieten fordern.

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Und warum sich nichts ändert? Es scheitert an der Zuständigkeitsfrage. "Eigentum verpflichtet", laute die Meinung der Stadt. Sie würde bereits für Müllentsorgung und soziale Hilfe aufkommen.

Etwa drei Viertel der Wohnungen gehören der insolventen Gänseliesel Wohn GmbH in München und damit Ralph Martin Reinhold. Dieser hat ein ganzes Firmennetzwerk. Gegen ihn wird wegen Insolvenzverschleppung ermittelt.

Gerüchte über einen neuen Investor für den Block haben sich bisher nicht bestätigt. Also wird sich an den Zuständen so schnell wohl nichts ändern.

Den ganzen Bericht über das Gebäude gibt es in der RTL-Mediathek zu sehen.

Titelfoto: Screenshot: RTL

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