Paukenschlag bei RTL: Privatsender streicht 600 Jobs

Von Stella Venohr

Köln – RTL Deutschland streicht im Rahmen einer Neustrukturierung rund 600 Stellen. "Es gibt zwei große Herausforderungen, die wir lösen müssen, um langfristig erfolgreich zu sein", sagte RTL-Deutschlandchef Stephan Schmitter der Deutschen Presse-Agentur.

Stephan Schmitter (51) ist seit Januar 2024 CEO von RTL Deutschland.
Stephan Schmitter (51) ist seit Januar 2024 CEO von RTL Deutschland.  © Peter Kneffel/dpa

Eine davon sei der tiefgreifende Wandel im Medienmarkt, die andere die schwierige konjunkturelle Lage. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" über einen großen Stellenabbau bei dem zum Medienkonzern Bertelsmann gehörenden Unternehmen berichtet.

Die 600 betroffenen Stellen umfassen RTL Deutschland zufolge sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitkräfte. Der Umbau solle sozialverträglich umgesetzt werden.

"So sozialverträglich, wertschätzend und transparent, wie es in einer so schwierigen Situation möglich ist", ergänzte Schmitter. Gemeinsam mit den Betriebsräten sei ein spezielles Abfindungsprogramm entwickelt, um betroffene Beschäftigte zu unterstützen.

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"Der Sozialplan, den wir mit dem Betriebsrat verhandelt haben, soll betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermeiden", sagte Schmitter. Betroffene Beschäftigte sollen stattdessen über Altersteilzeit, Abfindungen oder andere Unterstützungsangebote entlastet werden.

RTL: Wirtschaftlicher Kontext und Streaming-Fokus

Bei RTL Deutschland sollen rund 600 Voll- und Teilzeitstellen wegfallen.
Bei RTL Deutschland sollen rund 600 Voll- und Teilzeitstellen wegfallen.  © Thomas Banneyer/dpa

Hintergrund sind unter anderem die anhaltende Rezession und die schwachen TV-Werbemärkte. Seit 2019 sind RTL zufolge die linearen TV-Werbeumsätze in Deutschland um mehr als 20 Prozent gesunken.

Gleichzeitig habe der Konzern massiv in den Ausbau des Streamingdienstes RTL+ investiert, dessen Abonnentenzahl auf über 6,6 Millionen gestiegen ist.

Mit weiter dynamischem Wachstum in allen Kennzahlen – Umsatz, zahlende Abonnenten, Nutzungsdauer – sei RTL+ auf Kurs, im Geschäftsjahr 2026 profitabel zu werden, teilte das Unternehmen mit.

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"Diese Gesamtsituation macht es zwingend notwendig, dass wir uns jetzt strukturell neu aufstellen", sagte Schmitter. Gleichzeitig richtet sich RTL stärker auf das Streaminggeschäft aus. "Durch die Maßnahmen werden wir einen hohen, zweistelligen Millionenbetrag in den Personalkosten einsparen", so Schmitter.

"Aber viel wichtiger wird es sein, die Organisation konsequent auf die großen Veränderungen im Medienmarkt auszurichten und auf den Wettbewerb mit den US-amerikanischen Streamingdiensten zu fokussieren."

Keine unmittelbaren Einschnitte beim linearen TV-Programm

Der Kölner Privatsender möchte die Programmbudgets zunehmend in hochwertige Streaming-Inhalte investieren.
Der Kölner Privatsender möchte die Programmbudgets zunehmend in hochwertige Streaming-Inhalte investieren.  © Henning Kaiser/dpa

Für Zuschauerinnen und Zuschauer bedeutet der Umbau keine unmittelbaren Einschnitte beim linearen Programm.

"Wir senden nach wie vor 24 Stunden rund um die Uhr und wollen unsere marktführenden Positionen bei den 14–49-Jährigen und den 14-59-Jährigen entsprechend verteidigen", sagte Schmitter.

Zugleich kündigte er an, dass die Programmbudgets zunehmend vom linearen TV in hochwertige Streaming-Inhalte verschoben werden. "Wir planen weiter jedes Jahr über eine Milliarde in unsere Inhalte zu investieren, die Budgets aber zu Gunsten hochwertiger Streaming-Inhalte umzuverteilen."

Zudem solle geschaut werden, ob Content-Teams zusammengelegt werden können, um Inhalte für RTL+ effizienter zu produzieren.

"Zurzeit sind einzelne Content-Teams für den jeweiligen Inhalt auf einem TV-Kanal verantwortlich. Diese Teams werden wir zusammenlegen, damit sie dann gemeinsam den besten Inhalt für RTL+ in jedem Genre produzieren", erläuterte Schmitter.

"Wir lösen die aktuelle Kanallogik auf, denn beim Streaming schaut jeder, wo er will, was er will und wann er will."

Exklusive Formate zunächst auf RTL+

Was das konkret für einzelne Formate bedeutet, ist noch nicht vollständig entschieden. "Da sind wir noch in der finalen Abstimmung, aber es ist durchaus möglich, dass 'die Verräter' oder 'die Bachelors' zunächst vollständig auf RTL+ zu sehen sind, bevor sie im linearen TV ausgestrahlt werden", sagte Schmitter.

RTL Deutschland gehört zur internationalen RTL Group, Europas größter kommerzieller Sendergruppe. In Deutschland betreibt das Unternehmen neben RTL etwa ntv und Vox sowie den Streamingdienst RTL+.

Titelfoto: Bildmontage: Peter Kneffel/dpa, Henning Kaiser/dpa

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