"Robin Hood - Das Musical" im Admiralspalast: Liebe, Tod und die Macht der Männer

Berlin - Im Berliner Admiralspalast feierte am Mittwochabend "Robin Hood - Das Musical" von Chris de Burgh (75) und Dennis Martin (49) Premiere. TAG24 hat sich das Stück über den berühmten König der Diebe angesehen.

Aus dem Adelssohn Robin Hood wird der König der Diebe.
Aus dem Adelssohn Robin Hood wird der König der Diebe.  © Christian Tech

Gleich in der ersten Szene, in der Robin von Loxley (Philipp Büttner, 33) und Guy von Gisbourne (Dennis Henschel, 39) als Kinder im Wald spielen, wird deutlich: Hier ist etwas im sprichwörtlichen Busch. Denn aus der kindlichen Rivalität wird zehn Jahre später echte Gegnerschaft, bei der sich einer auf die gute (Robin), der andere auf die böse Seite (Guy) schlägt.

Doch zunächst flieht Robin nach der arrangierten Hochzeit mit der 14-jährigen Marian (Sabrina Weckerlin, 38) ins Heilige Land nach Palästina, wo er sich mit Gisbourne den Kreuzzugs-Truppen von König Richard anschließt.

So entkommt der Held zwar für eine Weile dem rigiden Regiment des Vaters Earl William (Thorsten Tinney, 63), kehrt dafür aber mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zurück.

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Und das relativ überraschend auf der Trauerfeier für den inzwischen verstorbenen Earl. Zuvor war Robin als auf dem Schlachtfeld gefallen gemeldet worden.

Zu Hause warten die Probleme, etwa das schwierige Verhältnis zu seiner ihm im Grunde unbekannten Ehefrau Marian ("Ich weiß nicht, wer Du bist, / Wie soll es mit uns weitergehen?").

"Robin Hood - Das Musical": #MeToo im 12. Jahrhundert

Die Rebellen aus dem Sherwood Forest kämpfen gegen das Unrecht.
Die Rebellen aus dem Sherwood Forest kämpfen gegen das Unrecht.  © Christian Tech

Um den Krieg zu finanzieren, werden die Menschen mit immer höheren Steuern geschröpft. Viele verarmen und sichern ihr Überleben durch Raub und Wilderei.

Ein Opfer dieser Unrechtsherrschaft ist Kriegsheimkehrer Will Scarlett (Alessandro Ripamonti), der vom Sheriff von Nottingham zum Geächteten gemacht wird. "Ist es recht, wenn das Recht nur den Reichen dient?", fragt Scarlett.

Die Inszenierung zeichnet Robins Weg vom privilegierten Adelssöhnchen zum Widerstandskämpfer für die Armen und Entrechteten nach. An der Seite des weltberühmten Bogenschützen steht eine Gruppe moralisch integrer Gesetzloser, die sich der skrupellosen Gewaltherrschaft von King John (Philipp Hägeli, 44) entgegenstellt.

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Zeitgemäß ist das Stück auch in seiner Thematisierung sexueller Gewalt. So wird Marian, die Tochter des Sheriffs von Nottingham, nach der Zwangsheirat mit Robin später von dessen Vater, Earl William, beinahe vergewaltigt. Eine Magd stirbt nach einer ungewollten Schwangerschaft und auch die Äbtissin berichtet von erzwungenen Liebesdiensten.

In einer Männerwelt, in der Macht, Stärke und Willkür vorherrschen, sind Frauen potenziell bedroht. #MeToo - das zeigt das Musical deutlich - ist eben kein Phänomen der heutigen Zeit, sondern schon im 12. Jahrhundert ein Thema.

King John (Philipp Hägeli, 44) liebt Frauen, Wein und schreckt selbst vor Mord nicht zurück.
King John (Philipp Hägeli, 44) liebt Frauen, Wein und schreckt selbst vor Mord nicht zurück.  © Christian Tech

Acht neue Songs von Chris de Burgh

Gibt es ein Happy End für Robin (Philipp Büttner, 33) und Marian (Sabrina Weckerlin, 38)?
Gibt es ein Happy End für Robin (Philipp Büttner, 33) und Marian (Sabrina Weckerlin, 38)?  © Michael E. Werthmüller

Trotz des düsteren Themenspektrums bleibt "Robin Hood" leichtfüßiger Musical-Stoff, der zwar wenig aneckt, aber über drei Stunden zu unterhalten weiß. Dafür sorgen neben den Sängern, Schauspielern und Tänzern nicht zuletzt die Pop-Hymnen, die Weltstar Chris de Burgh zusammen mit dem Musical-Komponisten Dennis Martin komponiert hat.

Acht neue Songs des "Lady in Red"-Interpreten sind in dem Stück zu hören. Aber auch auf Bekanntes können sich die Fans freuen: So wird aus Chris de Burghs Hit "Don't pay the ferryman" von 1982 im Musical "Freiheit für Nottingham!".

Das Bühnenbild stammt von Hans Kudlich und weiß zu überzeugen. Die Waldatmosphäre wird mit Videoprojektionen geschaffen, die dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, selbst im Sherwood Forest zu stehen. Originell ist auch das bewegliche Podest, das unterschiedlichste Funktionen, etwa die einer unüberwindlichen Gefängnismauer, annehmen kann.

Seit der Weltpremiere 2022 in Fulda sahen "Robin Hood - Das Musical" bereits mehr als 200.000 Zuschauer. In Berlin ist das Stück noch bis zum 20. April im Admiralspalast zu sehen.

Titelfoto: Christian Tech

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