Anwohner in Aufruhr! Investor plant Flüchtlingsheim in Chemnitzer Wohngebiet
Chemnitz - Dicke Luft in der sonst so ruhigen Einfamilienhaus-Siedlung in Chemnitz-Reichenbrand! Ein städtisches Schreiben flog pünktlich zum ersten Ferientag in fünf Haushalte in der Anton-Günther-Straße. Die Überschrift: "Mitteilung über eine Entscheidung". Der Inhalt: die Baugenehmigung für die Errichtung eines Wohnheims für bis zu 287 Geflüchtete.
Das Heim soll auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers "Landgraf" entstehen. Dazu ist geplant, das bestehende Gebäude mit leeren Büroräumen umzubauen.
Die Anwohner fühlen sich überrumpelt und nicht ausreichend informiert: "Für mich stellt sich die Frage, warum Amtsleiter Wilfried Hahn (Unterzeichner der Baugenehmigung; Anm. d. Red.) sich bei einem so sensiblen Thema nicht mit uns trifft, um die Maßnahme zu erklären", ärgert sich Ingrid Samland (78).
Stadtsprecher Matthias Nowak (51) erklärt, dass die Anwohner bereits Anfang 2020 informiert worden seien. Eingelegte Widersprüche seien von der Landesdirektion zurückgewiesen worden: "Das Vorhaben ist also nicht 'neu' und nicht ohne Bürgerbeteiligung vollzogen worden."
Das Schreiben von 2020, das TAG24 vorliegt, stellt jedoch eine Vielzahl an Varianten für die Gebäudenutzung in Aussicht: darunter die Schaffung von Mietwohnungen und ein Betreutes Wohnen für ältere Menschen.
Irre! Stadt Chemnitz sieht gar keinen Bedarf für neues Flüchtlingsheim
Die Stadt erklärt, dass derzeit kein Bedarf für eine neue Geflüchteten-Unterkunft bestehe. Der Chef des ausführenden Unternehmens "ARIA" stand Montag nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.
Dafür hatte die Politik einiges zu sagen: "So ein sensibles Thema kann nicht einfach per Schreiben kommuniziert werden", meint Solveig Kempe (40, CDU). "Die Stadtverwaltung hat einmal mehr mit ihrer fehlenden Kommunikation auf ganzer Linie versagt", schließt sich Fraktionskollege Andreas Marschner (41) an.
"Die Verwaltungsspitze will offenbar nicht dazulernen", sagt Nico Köhler (45, AfD) mit Blick auf ähnliche Konflikte wie beim Kinderhilfsdienst Bernsdorf.
Dietmar Berger (70, Linke) erklärt mit Blick auf die reichlich vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten: "Diese Idee des Investors kommt in dieser Stadt niemals zum Tragen."
Titelfoto: Maik Börner