Seit 41 Jahren: Chemnitzer Clubs kommen und gehen, der Fuchsbau hat sie alle überlebt

Chemnitz - Chemnitz hat in den vergangenen 41 Jahren so einige Veränderungen durchgemacht. Doch eine kleine Discothek im Zentrum hat sie alle überlebt: der "Fuchsbau". Hier feierten ab 1980 zuerst die Studenten und später (fast) die ganze Stadt. Olaf Walter (62) leitete den "Fuchsbau" von der Wende bis zum Jahr 2017. Er blickt zurück auf die bewegten Jahrzehnte - und einen ganz besonderen Abend.

Seit Jahrzehnten im Geschäft: der frühere "Fuchsbau"-Leiter Olaf Walter (62, r.) und der jetzige Leiter Karsten Kluge (48).
Seit Jahrzehnten im Geschäft: der frühere "Fuchsbau"-Leiter Olaf Walter (62, r.) und der jetzige Leiter Karsten Kluge (48).  © Maik Börner

Olaf Walter hatte seinen ersten Arbeitstag als "Fuchsbau"-Leiter erst 10 Jahre später, am 1. September 1990.

Deutschland stand kurz vor der Wiedervereinigung, es war die Zeit der großen Umbrüche. Die machten auch vor der Disco in der Carolastraße nicht Halt: In den 1980ern hatten dort die TU-Studenten zur angesagten Pop- und Rock-Musik aus dem Westen getanzt.

Mit der Wende kam ein neues Publikum. "Vom Studenten im Karo-Hemd über den weißgeschminkten Gruftie bis hin zum Punker mit der Sicherheitsnadel in der Backe hat es hier alles gegeben", erinnert sich Olaf Walter. Das sei zum Markenzeichen des "Fuchsbau" geworden: die Vielfalt der Gäste.

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Doch bei all der Vielfalt konnten schon mal die Fäuste fliegen: "Es hat hier immer Auseinandersetzungen gegeben. Von der leichten Schlägerei bis zu wirklich krassen Sachen", sagt der frühere Leiter.

Eine solche Disco sei jetzt gar nicht mehr denkbar: "In der heutigen Zeit wären wir in den Social-Media-News immer ganz oben."

Karsten Kluge (48) bei der Neueröffnung 2017.
Karsten Kluge (48) bei der Neueröffnung 2017.  © Sven Gleisberg

Frühe 90er waren gute Jahre für den Fuchsbau

Der "Fuchsbau" Mitte der 90er-Jahre.
Der "Fuchsbau" Mitte der 90er-Jahre.  © Olaf Walter

Die jungen Disco-Gänger wurden in den frühen 90ern politischer, viele gaben sich als eindeutig rechts oder links zu erkennen. Olaf Walter legte schon am Eingang wert darauf, dass die Politik draußen bleibt: "Wir haben ganz klar an der Tür gesagt: Keine Statements! Entsprechende Kleidungsstücke mussten abgelegt werden."

Trotzdem waren die frühen 90er gute Jahre für den "Fuchsbau". "Wir hatten jeden Tag offen und es war jeden Tag voll." Montags war Jazz-Abend, dienstags "Bierschwemme" (Bier- und Spieleabend), mittwochs gab es Live-Auftritte, donnerstags Filmabend, Freitag und Samstag wurde abgetanzt, am Sonntag zusammen entspannt.

Es waren buchstäblich "andere Zeiten": "Damals begannen die Veranstaltungen schon um 19-20 Uhr und haben um 1 Uhr aufgehört."

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Aus seinen fast drei Jahrzehnten als "Fuchsbau"-Leiter ist Olaf Walter ein Abend besonders in Erinnerung geblieben: Bei einer Feier im Jahr 2007 hatte ein Gast an der Heizungsanlage rumgeschraubt. Dadurch strömte Wasser aus einem der Heizungsrohre und sammelte sich in der Zwischendecke - bis es sich schließlich auf die Tanzfläche ergoss. "Während der DJ spielte, floss von der Decke in Strömen das Wasser. Der DJ hat es nicht gemerkt, die Leute dachten: 'Was für eine geile Sache!' - und haben einfach weitergetanzt."

So wild kann es im "Fuchsbau" zugehen: eine ausgelassene Party im Jahr 2011.
So wild kann es im "Fuchsbau" zugehen: eine ausgelassene Party im Jahr 2011.  © Sven Gleisberg

Hier gibt's die anderen Teile der TAG24-Serie zum Nachlesen

Titelfoto: Olaf Walter

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