TAG24-Test offenbart massive Probleme bei Fahrradboxen in Chemnitz
Chemnitz - Die Nutzung der drei Fahrradboxen in Chemnitz dümpelt weiter vor sich hin. Nun zeigt sich: Es gibt noch ein ganz anderes Problem - die Kartenzahlung funktioniert kaum. TAG24 machte den Praxistest, gemeinsam mit Grünen-Stadtrat Joseph Israel (26). Mit ernüchterndem Ergebnis.

Aktuell ist die Buchung nur direkt vor Ort möglich. Eine frühere Online-Zahlfunktion wurde laut Rathaus abgeschafft wegen zu hoher Transaktionsgebühren an den Betreiber Locktec.
Vor Ort soll eigentlich kontaktloses Bezahlen oder das Einstecken der Karte möglich sein. Doch genau hier hakt es offenbar massiv. "Das Problem mit den Zahlungsabbrüchen existiert schon länger", meint Israel.
An der Box in der Straße der Nationen probierte er es selbst mit mehreren Kreditkarten. Beim ersten Versuch: Abbruch. Beim zweiten: wieder nichts. Von rund zehn Zahlungen klappte am Ende nur eine.
"Gerade wenn man es eilig hat, ist das extrem ärgerlich. Nutzerfreundlichkeit geht anders", so der Stadtrat.


Das sagt das Rathaus zum Zahlungs-Problem

Auch bei Google häufen sich die negativen Rezensionen zu den Fahrradboxen. Nutzer berichten dort von gescheiterten Zahlvorgängen. Was sagt das Rathaus dazu?
"Die Stadt Chemnitz steht in regelmäßigem Austausch mit dem Betreiber LockTec und leitet bekannte Störungen an diesen weiter. Vereinzelt sind uns Zahlungsausfälle bekannt", sagt eine Rathaus-Sprecherin. Bei den regelmäßigen Kontrollen durch zwei städtische Mitarbeiter seien bislang keine Fehler festgestellt worden.
Die Stadt bewertet die Nutzerfreundlichkeit der Boxen derzeit dennoch als gut. Eine Statistik zu abgebrochenen Zahlungen oder Beschwerden gibt es nicht. Deren Bearbeitung liege beim Betreiber LockTec.
Eine TAG24-Anfrage an das Unternehmen blieb bislang unbeantwortet.
Zahlung? Fehlanzeige!

Kommentar von Sebastian Gogol
Die Fahrradboxen sind an sich eine gute Idee: Die Drahtesel stehen dort wettergeschützt und sind sicher vor Diebstahl. Doch in der Praxis hakt es gewaltig. Die Technik streikt.
Kartenzahlungen brechen regelmäßig ab. Selbst bei Google häufen sich bereits die Beschwerden. Besonders kurios: Bei einem Zahlungsvorgang war das System derart überfordert, dass es komplett neu startete. Erst zehn Minuten später konnte man es erneut versuchen, wieder ohne Erfolg.
Willkommen im 21. Jahrhundert! Da wünscht man sich ja glatt die Barzahlung zurück. Hier muss dringend nachgebessert werden.
Wer etwa am Hauptbahnhof sein Rad sicher abstellen will, verpasst womöglich den Zug, weil die Bezahlung scheitert. Das frustriert und führt dazu, dass man das Fahrrad lieber an die nächste Straßenlaterne kettet.
Wer Mobilität modern gestalten will, muss auch moderne Standards liefern: mit funktionierenden nutzerfreundlichen Systemen. Alles andere ist kein Beitrag zur Verkehrswende. Die schwache Nutzung der Fahrradboxen hat sicher mehrere Gründe. Die Zahlungsprobleme gehören aber eindeutig dazu.
Titelfoto: Bildmontage: Maik Börner (2)