Handwerker blockieren Stellplätze: Anwohner in Klotzsche genervt vom Park-Chaos

Dresden - Im südlichen Klotzsche liegen die Nerven blank: Seit Monaten blockieren Fahrzeuge von Handwerkern der nahegelegenen Infineon-Baustelle die ohnehin raren Parkplätze der Anwohner - mit spürbaren Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen.

Bäckermeisterin Sandra Linder (36) verzeichnet wegen der fehlenden Haltefläche hohe Umsatzverluste.  © Norbert Neumann

Sandra Lindner (36), Inhaberin der Bäckerei Fiedler, betreibt eine Verkaufsstelle an der Kieler Straße, rund zehn Gehminuten von der Baustelle entfernt. Chip-Riese Infineon errichtet auf den Hellerbergen bis Herbst 2026 seine neue "Smart Power Fab" - verbunden mit rund 1000 zusätzlichen Arbeitsplätzen.

Täglich sind dort Hunderte Handwerker beschäftigt, viele von ihnen kommen aus dem Ausland, etwa aus Tschechien, Polen oder der Slowakei.

Die Bäckermeisterin ist verärgert: Ihre Ware wird zweimal täglich aus der Backstube in Langebrück angeliefert, doch die Bautrupps stellen ihre Transporter direkt vor der Filiale ab.

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"Wir stehen dann teilweise in der dritten Reihe, um Brötchen, Brote und Kuchen ins Geschäft zu räumen." Auch für ihre Kunden wird die Erreichbarkeit zum Problem. "Wir verzeichnen in der Filiale einen Umsatzrückgang von 50 Prozent. Das ist jenseits von Gut und Böse."

Sandra Lindner musste deshalb die Öffnungszeiten kürzen.

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Auf der Kieler Straße reihen sich zwischen die Autos der Bewohner auch die Transporter der Handwerker.  © Norbert Neumann
Die "Smart Power Fab" soll 2026 in Betrieb gehen: Die Baustelle von Chip-Riese Infineon ist wenige Hundert Meter vom Klotzscher Ortsrand (Hintergrund) entfernt.  © Steffen Füssel

Knöllchen halfen offenbar nicht

Da die Müllabfuhr nicht mehr bis in ihre Seitenstraße vordringt, muss Anwohnerin Gisela M. (73) die schweren Tonnen alleine bis zur Kreuzung zerren.  © Norbert Neumann

In der benachbarten Silcherstraße kommt die Müllabfuhr wegen der zugeparkten Straßen nicht mehr durch: Seniorin Gisela M. (73) rollte die vollen Tonnen zunächst allein rund 80 Meter bis zur Kreuzung - inzwischen helfen ihr Männer aus der Hausgemeinschaft.

"Einmal kam eine Dame vom Straßenbauamt vorbei", erinnert sich Oma Gisela. "Sie sagte, wir sollen die Situation aussitzen."

Auch Bäckerin Lindner berichtet von einem unterkühlten Schriftwechsel mit der Verwaltung. Das Verteilen von Knöllchen habe jedenfalls nichts an der Lage geändert, sagen die beiden.

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Verschärft wird der Parkdruck durch den örtlichen Ausbau von Glasfaserleitungen.

Das Ordnungsamt verteilt fleißig Knöllchen, doch die Situation bleibt angespannt.  © Norbert Neumann

Infineon bezieht Stellung zur Parkplatz-Situation

Stadtbezirksbeirat Stefan Bentzien (42, Team Zastrow) möchte politisch gegen den Parkdruck vorgehen.  © Norbert Neumann

Für Lokalpolitiker Stefan Bentzien (42, Team Zastrow) sind die Zustände unhaltbar: "Sowohl von der Stadt als auch im Stadtbezirksbeirat Klotzsche gibt es keine Lösung für die Parksituation, das ist scharf zu kritisieren."

Infineon erklärte gegenüber TAG24, man habe den Bauarbeitern von Beginn an kostenlose Parkplätze am Flughafen mit Shuttle-Service bereitgestellt, fordere regelmäßig deren Nutzung ein.

Anwohner könnten sich direkt beim Unternehmen melden, Beschwerden über Falschparker gehen dann an das Ordnungsamt.

Allerdings ist laut Rathaus "der Gebrauch öffentlich gewidmeter Straßen laut Sächsischem Straßengesetz jedermann im Rahmen der Widmung und der verkehrsrechtlichen Vorschriften gestattet", so ein Sprecher. "Dazu gehört auch der ruhende Verkehr."

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