Was ist denn hier los? Glasfaser-Irrsinn irritiert Anwohner in Niedersedlitz

Dresden - Die Einwohner von Niedersedlitz sind genervt. Für die Verlegung von Glasfaserkabeln werden ihre Straßen innerhalb weniger Wochen aufgerissen, repariert und dann erneut aufgerissen. Die Stadt steht dem Treiben machtlos gegenüber.

Muss im September eine zweite Baustelle verkraften: Rentner Ludger Frohwein (78, Name und Alter geändert) schaut auf die mittlerweile reparierte Straße.
Muss im September eine zweite Baustelle verkraften: Rentner Ludger Frohwein (78, Name und Alter geändert) schaut auf die mittlerweile reparierte Straße.  © Petra Hornig

Rentner Ludger Frohwein (78, Name und Alter geändert) staunte, als er eines Morgens aus dem Fenster seines Hauses blickte. Anfang Juni verwandelte sich die Straße der Siedlung am Lockwitzbach in eine Baustelle - mit allem, was dazugehört: Arbeiter, Sperrzäune, Transporter und Kleinbagger. "Viel Lärm und Staub", erinnerte sich Frohwein an die gut dreiwöchige Nervenprobe.

Er und seine Nachbarn rieben sich verwundert die Augen: So wie 80 Prozent der Niedersedlitzer Eigentümer hatten auch sie eine Gestattung für die Verlegung der Glasfaserleitung mit der SachsenEnergie unterzeichnet. Vor der Haustür standen jedoch die Helmträger eines von der Firma OXG (Düsseldorf) beauftragten Tiefbauunternehmens.

"Offenbar kann jeder mit unserer Straße machen, was er will", murmelte Frohwein, der erst wenige Tage zuvor durch einen Flyer von dem Vorhaben erfahren hatte. TAG24 hakte bei beiden Netzbauern nach.

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"Wir haben mehrfach das Gespräch mit OXG und der beauftragten Tiefbaufirma gesucht - leider ohne Erfolg. Eine Koordinierung der Arbeiten kam nicht zustande", sagte Christian Kramer (28), Programmleiter Breitband bei der SachsenEnergie. Er beobachte, dass der Ärger über die Arbeiten des Wettbewerbers auf sein Unternehmen zurückfalle.

"Unsere Mitarbeiter tragen Westen und können sich stets ausweisen", sagt SachsenEnergie-Programmleiter Christian Kramer (28) zu verunsicherten Anwohnern.
"Unsere Mitarbeiter tragen Westen und können sich stets ausweisen", sagt SachsenEnergie-Programmleiter Christian Kramer (28) zu verunsicherten Anwohnern.  © Petra Hornig
Im Niedersedlitzer Ortsbild sind die vielen Baulöcher unübersehbar.
Im Niedersedlitzer Ortsbild sind die vielen Baulöcher unübersehbar.  © Petra Hornig

Stadt sind die Hände gebunden

Die Firma OXG aus Düsseldorf möchte nach eigenen Angaben 68.000 Glasfaseranschlüsse in Dresden herstellen.
Die Firma OXG aus Düsseldorf möchte nach eigenen Angaben 68.000 Glasfaseranschlüsse in Dresden herstellen.  © PR

"Wir erhalten E-Mails und Anrufe von frustrierten Anwohnern, die ihre Straße nicht oder nur eingeschränkt nutzen können." SachsenEnergie selbst beginnt erst im September mit der Trassenverlegung. Von OXG hieß es: "Die dortige Ausgangssituation ist uns bekannt und wir befinden uns derzeit weiterhin in Gesprächen mit dem Wettbewerber."

Der Glasfaserausbau in dieser Größenordnung sei komplex und von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Grundsätzlich wolle man den "Ausbau doppelter Infrastrukturen [...] vermeiden", so eine Sprecherin. Zum Stand der Gespräche machte sie keine weiteren Angaben. Was sagt das Rathaus zum Durcheinander?

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Dresden als Kommune habe "keine Weisungsbefugnis gegenüber Telekommunikationsunternehmen", sei bei der Koordinierung auf deren "aktive Mitwirkung" angewiesen, erklärte der Geschäftsbereich von Digitalbürgermeister Jan Pratzka (53, CDU).

Wird häufig auf Spulen aufgerollt geliefert: Glasfaser bietet schnelles, stabiles und zukunftssicheres Internet.
Wird häufig auf Spulen aufgerollt geliefert: Glasfaser bietet schnelles, stabiles und zukunftssicheres Internet.  © imago/Rupert Oberhäuser

Die Stadt muss sich also weitestgehend raushalten - so schreiben es die Gesetze vor. Ein winziger Trost für den Steuerzahler: Die Kosten für die doppelte Wiederherstellung der Straßen tragen die Baufirmen und deren Auftraggeber.

Titelfoto: Fotomontage:Petra Hornig (2), IMAGO/Rupert Oberhäuser (1)

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