"Die Drei ???"-Hörspiel-Erfinderin Heikedine Körting: "Ich vermisse die Kassettenrekorder"

Hamburg - Sie ist die Frau, die aus vielen Kinder- und Schlafzimmern der Eltern nicht mehr wegzudenken ist, ohne jemals wirklich in Erscheinung getreten zu sein. Die Rede ist von Hörspielkönigin Heikedine Körting (77), die Produzentin von Klassikern wie "Die drei ???" und "TKKG". Im September wurde sie unter anderem für ihre Verdienste in der Hörspielbranche mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im TAG24-Interview verrät sie, welche Hörspiele sie privat gerne hört und warum der Kassettenrekorder immer noch eine Bedeutung für sie hat.

Die Hörspielproduzentin Heikedine Körting (77) trägt das Bundesverdienstkreuz nach der Verleihung am Revers.
Die Hörspielproduzentin Heikedine Körting (77) trägt das Bundesverdienstkreuz nach der Verleihung am Revers.  © Markus Scholz/dpa

TAG24: Frau Körting, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Bundesverdienstkreuz! Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie von der Ehrung erfahren haben?

Körting: "Ich war total überrascht und musste zweimal lesen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier… Als ich es dann kapierte, war ich echt glücklich und gerührt."

TAG24: Sie wurden nicht nur für ihre Verdienste in der Hörspielbranche ausgezeichnet, sondern auch für ihren Einsatz für das "Kultur Gut Hasselburg". Wie schaffen Sie das alles zeitlich unter einen Hut zu bekommen und warum liegt Ihnen dieses Gut so am Herzen?

Hamburg: Baustelle Elbtower: Linke werfen Olaf Scholz "Großmannssucht" vor
Hamburg Baustelle Elbtower: Linke werfen Olaf Scholz "Großmannssucht" vor

Körting: "Oh ja, ich habe eine ganze Menge zu tun, das stimmt, aber es macht auch Freude. Hasselburg ist ja mein fester Wohnsitz, da sind wir seit 45 Jahren und es ist einfach ein wirklich schönes Juwel. Mit der klassischen Musik sowohl vom Kulturkreis als auch vom Schleswig-Holstein Musik Festival haben wir viele Musikfreunde für 'Musikfreunde für Schleswig-Holstein' gewonnen."

TAG24: Wie hat sich die Rolle der Frau in all den Jahren verändert? Als Sie angefangen haben, waren Sie ja auch noch sehr jung, hat man Sie damals belächelt?

Körting: "Da hat sich wirklich ganz viel geändert. Also als ich Jura studierte, saßen im Audimax ein ganz paar Mädchen zwischen den jungen Männern. Der Abschluss meines zweiten Staatsexamens war sehr wichtig für mich, ich hatte auch wirklich das Gefühl, man wird jetzt eher für voll genommen."

TAG24: Wann haben Sie gemerkt, welche generationsübergreifende Wirkung "Die Drei ???“ haben?

Körting: "Unglaublich, fast nicht zu fassen, diese große Wirkung. Damit konnte wirklich niemand rechnen. Aber eben schon zu der Kassetten-Generationszeit merkte man, was für ein wirklich großer Hörspiel-Treffer es für viele Kinder geworden war. Und heute geben die Erwachsenen die Freude an den Hörspielen unter Umständen weiter an die Kinder und auch gar an die Enkelkinder. Total toll."

Heikedine Körting mit Schauspieler Oliver Rohrbeck (Justus Jonas, r.), Andreas Fröhlich (Bob Andrews) und Jens Wawrczeck (Peter Shaw, l.), bei der Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises 2016.
Heikedine Körting mit Schauspieler Oliver Rohrbeck (Justus Jonas, r.), Andreas Fröhlich (Bob Andrews) und Jens Wawrczeck (Peter Shaw, l.), bei der Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises 2016.  © Henning Kaiser/dpa

TAG24: Schon 1985 schafften Sie es ins Guinness-Buch der Rekorde, heute sind Sie die erfolgreichste Hörspielproduzentin der Welt. Sehen Sie sich selbst als "Hörspielkönigin" oder ist das alles auch heute noch surreal für Sie?

Körting: "Ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen, war wirklich eine große Freude. Aber das ist ja nicht mein alleiniger Verdienst, da sind die Autoren, die Schauspieler und Musiker und nicht zuletzt mein wunderbarer Mann Andreas Beurmann. Und ich sehe mich wirklich nicht als Königin."

TAG24: Hören Sie privat auch Hörspiele und haben Sie eine ganz besondere Erinnerung, die sie mit einem verknüpfen?

Hamburg: Direkt vor dem russischen Konsulat! Hamburg hat plötzlich eine Nawalnystraße
Hamburg Direkt vor dem russischen Konsulat! Hamburg hat plötzlich eine Nawalnystraße

Körting: "Sehr gerne höre ich privat Hörspiele, aber fast nur meine eigenen. Da kommen natürlich sehr viele Erinnerungen hoch aus der Zeit der Aufnahmen, über die wunderbaren Künstler, die Erlebnisse, die am Rande passierten …"

TAG24: Mit "Hanni und Nanni", "Fünf Freunde", "Die drei ???" und "TKKG" waren beziehungsweise sind Sie für viele die Produzentin vom Soundtrack ihrer Kindheit. Was ist das für ein Gefühl, so viele Menschen berührt zu haben?

Körting: "Das macht mich wirklich froh und glücklich, es gibt so unglaublich viel großartige Resonanz!"

TAG24: Als Sie angefangen haben, waren Kassetten und Schallplatten noch DAS Medium. Finden Sie es schade, dass heutzutage fast niemand mehr einen Kassettenrekorder besitzt und alles (fast) nur noch übers Handy geht?

Körting: "Ein bisschen traurig ist es schon, für mich hat der Kassettenrekorder immer noch eine große Bedeutung. Allein das Knacken am Ende der A-Seite beim Umlegen auf die B-Seite! Und einfach das Haptische. Das Bildchen, Angaben über die Darsteller, manchmal war auch noch ein kleines Heftchen darin. Und so oft musste man das Band auftrudeln mit dem Bleistift …"

TAG24: Bei den "Drei ???" krächzen Sie seit jeher "Blacky". Sind das Ihre kleinen Alfred-Hitchcock-Momente, der mit seinen Cameo-Auftritten auch zum Kult wurde?

Körting: "Ja, so sehe ich das auch ungefähr – herrlich, wenn man im Film genau aufpassen muss, wann Alfred Hitchcock auftaucht. Als Rabe krähe ich natürlich doch ein bisschen öfter, zumindest immer: 'Telefon Telefon kra kra!' Oder: 'Tür zu kra!'"

Titelfoto: Markus Scholz/dpa

Mehr zum Thema Hamburg: