Klimakrise: So sollen Hamburger Museen radikal Energie sparen

Hamburg - Die Hamburger Museen sollen komplett klimaneutral werden. Dafür müssen nun im Eiltempo die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte nachgebessert werden.

Auch das Museum für Hamburgische Geschichte soll beim Projekt "Elf zu Null" Energie und Ressourcen sparen.
Auch das Museum für Hamburgische Geschichte soll beim Projekt "Elf zu Null" Energie und Ressourcen sparen.  © Markus Scholz/dpa

Die Zeit drängt. "Wir wissen eigentlich schon seit einem halben Jahrhundert, dass wir klimaneutral werden müssen", so Kultursenator Carsten Brosda (47, SPD). "Und wir können nicht noch einmal so lange darüber nachdenken, wie wir das am besten erreichen. Wir müssen endlich handeln"

Auch die Hamburger Kultureinrichtungen sollen nun Richtung Energie sparen und Klimaschutz vorangehen. Der Kultursenator gab daher am Dienstag den Startschuss für die Initiative "Elf zu Null."

Das Ziel: Elf Hamburger Kultureinrichtungen erarbeiten einen Fahrplan, um ihren CO2-Verbrauch auf Null zu senken.

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"Die Zeit der Ankündigungen ist vorbei. Wir müssen jetzt sofort alles machen, was geht", sagte Carsten Brosda. Der Kultursenator räumte ein, dass die geplanten Maßnahmen eigentlich schon längst hätten ergriffen werden müssen.

Beteiligt sind unter anderem das Museum für Kunst und Gewerbe, die Deichtorhallen und das Museum für Hamburgische Geschichte. Die Stadt Hamburg hatte zuletzte bereits einen 25-Punkte-Plan zum Energiesparen vorgestellt.

"Kultur soll nicht nur Nachhaltigkeit fordern"

Bei der Vorstellung des Projektes "Elf zu Null": Enno Isermann (v.l.n.r.), Pressesprecher der Kulturbehörde, Alexander Stockinger (36), Geschäftsführer des Museums für Kunst und Gewerbe, und Kultursenator Carsten Brosda (47, SPD).
Bei der Vorstellung des Projektes "Elf zu Null": Enno Isermann (v.l.n.r.), Pressesprecher der Kulturbehörde, Alexander Stockinger (36), Geschäftsführer des Museums für Kunst und Gewerbe, und Kultursenator Carsten Brosda (47, SPD).  © Jan Iven/TAG24

"Energie sparen können wir vor allem beim Gebäudebetrieb, bei den Ausstellungen und der Mobilität", sagte Alexander Stockinger (36), Geschäftsführer des Museums für Kunst und Gewerbe. Energieverbrauch, Heizung und Beleuchtung in den oftmals denkmalgeschützten Museumsgebäuden könnten intelligenter organisiert werden.

Die gekühlten Depots für eingelagerte Stücke sollten überdacht werden. Und auch bei der Mobilität von Mitarbeitern, Besuchern und Ausstellungsstücken könnte noch gespart werden. Wichtig: "All das soll geschehen, ohne dass der künstlerische Anspruch dadurch beeinträchtigt wird", sagte Alexander Stockinger.

Erste positive Beispiele gebe es bereits. Demnach konnte etwa der Stromverbrauch im Archäologischen Museum mit Hilfe von selbstlernenden Thermostaten bereits um ein Drittel gesenkt werden. Durch verschraubte Sytembauteile können Ausstellungselemente inzwischen wiederverwendet werden und müssen nicht jedes Mal weggeworfen werden.

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"Kultur soll nicht nur Nachhaltigkeit fordern, sondern muss auch selbst ein Beispiel für die Gesellschaft geben", sagte Geschäftsführer Stockinger. Die Überlegungen zum Einsparen von Energie und Ressourcen seinen auf jeden Fall notwendig. "Auch ohne den Ukraine-Krieg würden wir heute hier sitzen und über Einsparungen sprechen", versicherte Kultursenator Carsten Brosda.

"Wir wollen den Kulturaustausch nicht auf Fahrradtouren beschränken"

Im Rahmen des Projektes "Elf zu Null" sollen nun erst einmal vollständige Energiebilanzen der einzelnen Museen von der Ausstellung bis hin zu der Anreise der Besucher erstellt werden. Die Bilanz sollen helfen, die Einsparpotenziale festzustellen. Darüber hinaus werden in den Häusern sogenannte Transformationsmanager ausgebildet, die die Einsparungen vor Ort vorantreiben sollen.

Kultursenator Carsten Brosda machte allerdings auch klar, dass der CO2-Verbrauch nicht komplett auf Null gedrückt werden könne. "Wir wollen den Kulturaustausch nicht auf Fahrradtouren in die Umgebung beschränken", sagte er. Daher soll auch darüber nachgedacht werden, wie verbrauchtes CO2 an anderer Stelle kompensiert werden kann.

Dennoch sollten etwa Flüge von Mitarbeitern in Zukunft reduziert werden.

Diese Museen sind am Projekt "Elf zu Null" beteiligt

Die Federführung für das Projekt "Elf zu Null" liegt beim Museum für Kunst und Gewerbe.

Beteiligt sind zudem das Altonaer Museum, das Archäologische Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg, das Bucerius Kunst Forum, die Deichtorhallen, das Deutsche Hafenmuseum, die Hamburger Kunsthalle, die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), das Museum der Arbeit und das Museum für Hamburgische Geschichte.

Ende des Jahres soll eine erste Bilanz des Projektes "Elf zu Null" gezogen werden.

Titelfoto: Markus Scholz/dpa

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