Von Lukas Fortkord
Offenbach am Main - Die Musik und das Leben des Offenbacher Rappers Haftbefehl (39) sollten nach Ansicht des Stadtschülerrates im Unterricht thematisiert werden.
"Haftbefehl ist kein Randphänomen – er ist Teil der kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation", sagte Luca Albert Dobrita, Stadtschulsprecher von Offenbach.
Seine Sprache, sein Werdegang und seine Themen erzählten von der Realität, die viele junge Menschen täglich in der Stadt leben. Beim hessischen Kultusministerium stieß der Vorstoß auf Ablehnung.
"Weder die Texte des Rappers noch sein kontroverses Auftreten in der Öffentlichkeit stehen im Einklang mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag, den die Schulen erfüllen", erklärte eine Ministeriumssprecherin auf dpa-Anfrage.
Texte und Lebensgeschichte des Rappers verdeutlichten "eine wiederholte Neigung zur Kriminalität bzw. eine ambivalente Distanzierung davon und sind somit keinesfalls geeignet, eine Vorbildfunktion für adoleszente Personen zu erfüllen".
Falls der Stadtschülerrat das Thema Hip-Hop oder Rap im deutschsprachigen Bereich im Unterricht aufgreifen wolle, gebe es viele andere Möglichkeiten und Beispiele.
Schüler-Forderung auch wegen neuer Doku über Rapper Haftbefehl
Der Rat seinerseits forderte die "bewusste Auseinandersetzung mit seinem Werk und seinem Lebensweg im Unterricht – insbesondere in den Fächern Musik, Politik & Wirtschaft sowie Deutsch".
"Wenn Schule ein Ort der Lebensrealität sein soll, dann darf sie nicht nur Goethe lesen, sondern auch Haftbefehl hören", sagte dazu Cengizhan Nas, stellvertretender Stadtschulsprecher.
Bildung dürfe nicht ignorieren, wie Jugendliche wirklich sprechen, fühlen und denken. Und das täten sie nun mal nicht wie Goethe vor gut 200 Jahren.
Die Forderung der Schüler kommt auch vor dem Hintergrund einer neuen Netflix-Dokumentation über Aykut Anhan, so der bürgerliche Name des Rappers.
Die Doku spannt einen Bogen vom Offenbacher Hochhausviertel Mainpark, in dem Anhan aufwächst, über seinen kometenhaften Aufstieg als Musiker bis hin zu psychischen Problemen und Drogenkonsum, die fast tödlich waren.