Heute vor 76 Jahren: Wie ein Lied zur Stimme einer ganzen Generation wurde

Heute vor 76 Jahren, am 5. November 1949, wählte der Ministerrat der DDR die von Hanns Eisler vertonte Fassung von Johannes R. Bechers Text zur DDR-Nationalhymne "Auferstanden aus Ruinen". Ein Lied, das Hoffnung und Einheit versprach und später zum Schweigen gebracht wurde.

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Die Nationalhymne der ehemaligen DDR: "Auferstanden aus Ruinen".  © Fotomontage: 123rf/wirestock, TAG24/AN

Von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) und dem damaligen Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, 1949 in Auftrag gegeben, schrieb der spätere Kulturminister der DDR, Johannes R. Becher, den Text für die Nationalhymne.

Für die Vertonung wurden der deutsche Komponist Ottmar Gerster und der österreichische Komponist Hanns Eisler, dessen Version am 5. November 1949 letztlich ausgewählt wurde, beauftragt.

Die Hymne begann mit einem Vers, der bis heute Gänsehaut auslöst: "Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt."

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Ein Lied vom Wiederaufbau und dem Glauben an ein geeintes, friedliches Deutschland. Für viele Menschen wurde es zur Hymne eines Neubeginns.

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Popularisierung der DDR-Nationalhymne

Bereits am nächsten Tag, dem 6. November 1949, publizierte die Tageszeitung "Neues Deutschland" (heute: nd) Text und Melodie der Hymne. Nur einen Tag später, am 7. November, fand im Admiralspalast die erste öffentliche Aufführung statt.

In der folgenden Zeit wurde viel dafür getan, die Nationalhymne bekannt zu machen: Radiosender der DDR spielten sie zu Beginn und Ende des Programms, Schulkinder lernten den Text, Spruchbänder mit Auszügen daraus erschienen in der Öffentlichkeit und selbst in Betrieben wurde das Lied gespielt.

Am 8. Februar 1950 wurde das Musikstück "Auferstanden aus Ruinen" von der damals noch provisorischen Volkskammer schließlich offiziell zur Nationalhymne der DDR bestimmt und gehörte nun zum Alltag.

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Vom Lied der Einheit zum Schweigen - Warum der Text verstummte

Was als Hymne der Einheit gedacht war, wurde bald zum Problem. Mit der Teilung Deutschlands in Ost und West verlor der Text seine politische Basis. Die Zeile "Deutschland, einig Vaterland" passte nicht mehr zur Realität der DDR-Führung.

Ab den frühen 1970er-Jahren wurde die Hymne daher nur noch instrumental gespielt - der Text verschwand aus offiziellen Anlässen. Das Lied der Hoffnung wurde zur stillen Erinnerung.

1987 entfiel auch die Ausstrahlung der textlosen Hymne.

Bedeutung und Nachwirkung von "Auferstanden aus Ruinen"

Trotz des Schweigens blieb die Melodie tief im kollektiven Gedächtnis vieler Menschen verankert. Sie war mehr als ein Staatslied: Sie stand für Aufbruch, Stolz und Widerspruch zugleich.

Nach der Wiedervereinigung 1990 verlor die DDR-Nationalhymne ihren offiziellen Status, doch ihre emotionale Kraft blieb. Kaum ein anderes Musikstück bündelt so viel Gefühl, Idealismus und Tragik der deutschen Nachkriegszeit.

Heute gilt "Auferstanden aus Ruinen" als musikalisches Zeitdokument, das die Geschichte der DDR und die Sehnsucht nach Einheit in einzigartiger Weise verdichtet.

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