Heute vor 11 Jahren: Ein Diebstahl, der die Welt erschütterte - Das Tor des KZ Dachau
Heute vor 11 Jahren, am 2. November 2014, wurde das Eingangstor des ehemaligen KZ Dachau zum Ziel eines beispiellosen Diebstahls - jenes Tor mit der Inschrift "Arbeit macht frei", welches zum Symbol für Leid, Zwang und den Terror des NS-Regimes geworden ist. Der Diebstahl löste weltweit Entsetzen aus.
Noch mehr historische Ereignisse gibt es unter Heute vor ... Jahren.
Der Diebstahl des Eingangstors - Ein Angriff auf ein Mahnmal
In der Nacht zum 2. November 2014 stahlen Unbekannte das rund 100 Kilogramm schwere, schmiedeeiserne Eingangstor des KZ Dachau. Das historische Tor im sogenannten Jourhaus bildete den zentralen Eingang des Konzentrationslagers, den zwischen 1933 und 1945 über 200.000 Menschen passierten - viele von ihnen sahen nie wieder das Leben außerhalb der Mauern.
Nach der Befreiung des Lagers 1945 wurde das Tor zum Herzstück der neu errichteten Gedenkstätte. Es erinnerte an die Opfer und mahnte gleichzeitig, welche Folgen Hass und Ausgrenzung haben können.
Umso schockierender war der Diebstahl für viele Überlebende und Angehörige - als hätte man ihnen ein Stück Erinnerung geraubt. Medien und Politiker sprachen von einem "Anschlag auf die Würde des Gedenkens".
Trotz intensiver Ermittlungen blieb der Fall zunächst ungelöst. Vermutlich nutzten die Täter die Zeit zwischen den Kontrollgängen des Sicherheitsdienstes, welcher das weitläufige Gelände 24 Stunden überwacht, hoben das Tor aus den Verankerungen und transportierten es mit einem Fahrzeug ab.
Videokameras gab es damals noch nicht, schließlich galt diese Art der Überwachung an derartigen Orten der Trauer und des Gedenkens als unvorstellbar.
Schon gewusst? Das Tor mussten Häftlinge 1936 in einer der Lagerwerkstätten anfertigen. Auf Befehl der SS schmiedete der politische Gefangene Karl Röder die zynische Inschrift „Arbeit macht frei“. Nach dem Krieg wurde diese entfernt und 1965 im Zuge der Errichtung der Gedenkstätte durch eine Rekonstruktion ersetzt.
Wiederfund und heutiger Standort
Erst zwei Jahre später und nach einem anonymen Hinweis auf den Fundort an die norwegische Polizei konnte das Eingangstor im Dezember 2016 nahe der Stadt Bergen (Norwegen) unter einer Plane am Wegesrand wiedergefunden werden - zwar unversehrt, aber gezeichnet von der Zeit.
Im Februar 2017 wurde das Lagertor zurück an die Gedenkstätte in Dachau übergeben. Das wiedergefundene Original wurde sorgfältig restauriert und ist seitdem in einer alarmgesicherten Glasvitrine als Teil der Dauerausstellung der Gedenkstätte KZ Dachau zu sehen.
Am historischen Eingang befindet sich seit 2015 eine originalgetreue Kopie - ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich Geschichte und Erinnerungen nicht stehlen lassen.
Das Motiv des Diebstahls?
Die Tat erinnert an den Vorfall im Dezember 2009, als aus der Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz der metallene Schriftzug "Arbeit macht frei" entwendet, zersägt und in einem Wald vergraben wurde.
Als Auftraggeber wurde ein schwedischer (inzwischen ehemaliger) Neonazi ermittelt, den man später zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilte.
Die Hintergründe zum Diebstahl in Dachau sollen bis heute jedoch ungeklärt sein. Es könnten sowohl Neonazis als auch fragwürdige Sammler hinter der Tat stecken.
Ein Symbol gegen das Vergessen
Der KZ Dachau Eingang erinnert daran, dass Freiheit und Menschenwürde niemals selbstverständlich sind. Der Diebstahl machte deutlich, wie verletzlich Erinnerungskultur sein kann und wie wichtig es bleibt, diese zu schützen. Wer heute durch das Jourhaus tritt, spürt die Schwere der Geschichte, aber auch die Verantwortung, sie weiterzutragen.
Das Lagertor von Dachau ist nicht nur ein Stück Metall. Es ist ein Mahnmal, ein Zeugnis und ein Appell: Erinnerung verschwindet nicht, egal, wer versucht, sie zu stehlen.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa
