Karnevalsmord von 1988 geklärt - dank ZDF-Fernsehsendung

Köln - Karneval 1988: In der Kölner Altstadt wird eine junge Frau erwürgt. Das Verbrechen bleibt lange ungeklärt. Doch dann knöpfen sich Ermittler den "Cold Case" wieder vor - und nehmen 35 Jahre nach der Tat einen Verdächtigen fest.

Der Mord an einer Frau von 1988 konnte dank der TV-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" aufgeklärt werden. (Symbolbild)
Der Mord an einer Frau von 1988 konnte dank der TV-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" aufgeklärt werden. (Symbolbild)  © Matthias Balk/dpa

Am Montag (4. September) beginnt nun der Mordprozess gegen den 56-Jährigen vor dem Kölner Landgericht.

Den entscheidenden Hinweis gab ein Zuschauer der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst", wo der Fall mit einem Film vorgestellt wurde. Ein Anrufer berichtete, dass sein früherer Kumpel der 24-Jährigen in der Tatnacht von einem Taxistand aus gefolgt sei und in den folgenden Tagen sein Aussehen verändert habe. "Ohne den Zeugen wären wir nie auf den Verdächtigen gekommen", sagt der Leiter der "Cold Cases"-Einheit der Kölner Polizei, Markus Weber. Ein DNA-Abgleich mit an der Leiche gesicherten DNA-Spuren ergab dann einen Treffer.

Seit einiger Zeit wird bei vielen Polizeibehörden ein verstärktes Augenmerk auf "Cold Cases" gelegt. Vor allem durch die heutigen Möglichkeiten der Genanalyse besteht oft neue Hoffnung, noch nach Jahrzehnten den Täter zu finden.

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Das Land Nordrhein-Westfalen hatte vor zwei Jahren eine Reihe pensionierter Mordermittler eingestellt, die ungeklärte Tötungsdelikte seit 1970 noch mal unter die Lupe nehmen sollten.

Ergebnis: Bei jedem dritten von mehr als 1.100 ungelösten Mordfällen sahen die "Rentner-Cops" Aufklärungschancen.

Pensionäre rollen alte Fälle neu auf

Markus Weber gründete 2022 die Kölner "Cold Cases"-Einheit.
Markus Weber gründete 2022 die Kölner "Cold Cases"-Einheit.  © Oliver Berg/dpa

Durch die Vorarbeit der Pensionäre landeten allein bei der Kölner "Cold Cases"-Einheit fast 200 Altfälle, von denen ein Teil nun nach und nach erneut untersucht werden soll. "Wir haben bei der Mordkommission zwar immer schon auch Cold Cases bearbeitet, aber nur nebenbei", erläutert Weber. Seine 2022 gegründete Einheit, die aus fünf Kripo-Beamten besteht, kann sich dagegen voll und ganz auf solche "kalten Fälle" konzentrieren.

So haben die Kölner Ermittler im März rund 350 Männer zu einem DNA-Reihentest gebeten, um den 32 Jahre zurückliegenden Mord an einer Jugendlichen aufzuklären. Da die Ergebnisse bislang negativ ausfielen, sollen noch weitere Männer zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert werden.

Erst kürzlich war Weber wieder zu Gast bei "Aktenzeichen XY", um einen Täter zu finden, der 1991 eine Taxifahrerin in Leverkusen mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt hatte. Einen bahnbrechenden Hinweis habe es danach aber nicht gegeben, sagt Weber.

Kölner Landgericht setzt zehn Verhandlungstage an

Das Kölner Landgericht hat im "Karnevalsmord" zehn Verhandlungstage angesetzt. (Symbolbild)
Das Kölner Landgericht hat im "Karnevalsmord" zehn Verhandlungstage angesetzt. (Symbolbild)  © Oliver Berg/dpa

Der "Karnevalsmord" zeige jedoch, dass es sich lohne, auch nach Jahrzehnten mit einem Verbrechen an die Öffentlichkeit zu gehen: "Manche Mitwisser plagt das schlechte Gewissen oder sie haben das Geschehene verdrängt - und durch die Fernsehsendung kommt das Ganze bei ihnen dann wieder hoch." Zudem veränderten sich im Laufe der Zeit manchmal die Beziehungen zwischen Menschen, sodass man den Anderen nicht mehr schützen wolle - im Fall des Karnevalsmords etwa seien der Zeuge und der Verdächtige nicht mehr befreundet.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord aus Habgier und niedrigen Beweggründen vor. Demnach soll der Deutsche die junge Frau in der Nacht zum Karnevalssonntag 1988 auf der Straße überfallen haben, um an ihre Wertsachen zu gelangen - unter anderem ihren Brustbeutel mit 100 D-Mark darin. Dann soll der Angeklagte sein Opfer mit dessen Kette erdrosselt haben.

Für den Prozess hat das Kölner Landgericht zehn Verhandlungstage bis zum 24. Oktober angesetzt.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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