Shisha im Nationalpark geraucht: Setzten SIE den Wald an der Bastei in Brand?
Pirna - Klapptisch, Campingstühle, Shisha-Pfeifen auf dem Tisch, Chips und laute Musik. So hockten Ahmed A. (30), Majid A. (28), Hazeem K. (28) und Qasim M. (26) im Juli 2022 zusammen. Aber nicht am Baggersee. Sondern auf einem Felsenvorsprung in der Kernzone der Sächsischen Schweiz. Mit der glühenden Kohle ihrer Wasserpfeifen verursachten sie laut Anklage einen verheerenden Waldbrand. Nun ist Prozess gegen die vier Iraker beim zuständigen Amtsrichter in Pirna.
Alles in Kürze
- Vier Iraker gerauchen Shisha im Nationalpark.
- Glühende Kohle verursacht verheerenden Waldbrand.
- Über 100 Feuerwehrleute kämpfen gegen Flammen.
- Angeklagten droht Urteil wegen Brandstiftung.
- Alarmkette zwischen Behörden funktionierte nicht.

Laut Anklage warf Hazeem gegen 17.30 Uhr drei Stücke der glühenden Kohle den Hang hinab. Die anderen kippten zwar Wasser hinterher, löschten damit aber nicht wirklich.
Um kurz vor 1 Uhr nachts stand der Wald zwischen Bastei und Kanapee-Aussicht in Vollbrand.
Auf dem unwegsamen, steilen Gebiet kämpften mehr als 100 Kameraden fast zwei Tage gegen Flammen und Glutnester. Und gerieten nicht selten in Gefahr.
So löschten Kameraden "von oben" aus Richtung Bastei. Damit lösten sich aber oft Gesteinsbrocken, die auf die Kameraden, die "von unten" löschten, fielen.
Haben sich die Angeklagten vorher gestritten?

Die Angeklagten schweigen bisher zu den Vorwürfen.
Der Staatsanwalt sieht sie überführt, weil ein Wanderer sie fotografierte. Anhand dieses Fotos wurden die Raucher ausfindig gemacht.
Bilder auf ihren Handys bestätigten, dass sie vor Ort waren.
Auch andere Wanderer hatten die Männer gesehen. Einer sprach davon, dass sie einen Streit hatten. Andere berichteten, dass auch zahlreiche andere Personen im Gebirge "hinter den Absperrungen" waren und "rauchten".
Aber innerhalb von Telefonaten muss es unter den Angeklagten auch "geraucht" haben. Einer blaffte am Telefon: "Du musst doch wissen, da hätte ganz Mekka brennen können ..."
Urteil folgt.
Nur Schall und Rauch

Ein Kommentar von Steffi Suhr
Das verheerende Feuer unterhalb der Bastei ist (endlich) ein Fall für den Amtsrichter in Pirna. Dort soll geklärt werden, ob die vier Iraker mit der glühenden Kohle ihrer Shisha-Pfeifen den Brand verursacht haben. Unabhängig davon, ob der Nachweis gelingt, ist Aufklärung offenbar auch an ganz anderer Stelle dringend vonnöten.
So kam im Prozess heraus, dass am Brandtag nachmittags ein Wanderer der Bergwacht meldete, "dass da Shisha geraucht wird". Sage und schreibe zwei Stunden versuchte der Bergretter daraufhin die zuständige, weisungsberechtigte Nationalparkverwaltung zu erreichen. Vergeblich. Die Polizei wiederum rief er laut Aktenvermerk gar nicht erst an, "weil die uns immer wieder abweist".
Der Bergretter (macht seinen Dienst seit Jahren freiwillig) gab irgendwann auf. Stunden später brannte es. Die Feuerwehr - wieder alles Freiwillige! - kämpfte zwei Tage im unwegsamen Gelände gegen die Flammen.
Zwischen dem Verbot, mit Feuer in brandgefährdeten Gebieten zu hantieren, und dem Urteil gegen jene, die dagegen verstoßen, ist aus gutem Grund eine Alarmkette installiert. Ranger, Bergwacht, Polizei, Feuerwehr und nicht zuletzt Wanderer, die sich in unsicheren Situationen an diese Stellen wenden. Theoretisch jedenfalls.
Das schmälert nicht die Verantwortung der möglichen Verursacher: Im Wald wird bei hohen Temperaturen nicht geraucht. Punkt. Und hinter Absperrungen wird auch nicht "herumgehampelt". Schon gar nicht im Naturschutzgebiet!
Doch wenn die Alarmkette nicht funktioniert, sind all die Gesetze, Vorschriften und Handlungsanweisungen nur Schall und Rauch. Dann reicht es nicht aus, im Nachgang mit dem Finger auf mögliche Verursacher zu zeigen.
Titelfoto: Bildmontage: Marko Förster, Daniel Förster