Sächsisches Ehepaar stirbt in Urlaubsgebiet: Killer erschlichen sich Vertrauen am Strand

Leipzig/Alanya (Türkei) - Sie bezahlten ihre Gutgläubigkeit mit dem Tod: Kerstin (†50) und Peter H. (†65) wurden in der Türkei umgebracht, wo sie eine Immobilie für den Lebensabend kaufen wollten. Ein tragischer Doppelmord, an den sich eine Prozessbegleiterin erinnert.

Peter H. (†65) und seine Ehefrau Kerstin (†50) wurden in der Türkei ermordet.
Peter H. (†65) und seine Ehefrau Kerstin (†50) wurden in der Türkei ermordet.  © Bildmontage: privat

Alanya an der Mittelmeerküste ist eine Touristen-Hochburg und besonders bei Deutschen beliebt. Auch Kerstin und Peter H. aus Leipzig genießen ihre Zeit hier und planen, sich dort eine Immobilie zu kaufen. Im Juli 2014 mieten sie sich ein Apartment im zehnten Stock eines Zwölfgeschossers im Stadtteil Mahmutlar.

Weil jene Geschäfte in der Türkei üblicherweise in bar abgewickelt werden, dürfte das Paar viele Scheine bei sich gehabt haben. Wie viele, das ist bis heute unklar.

Nachdem sie mehrere Tage nichts von ihren Eltern gehört hat, alarmiert ihre Tochter die Polizei. Am selben Tag wird die Wohnungstür geöffnet - und beide Leichen werden gefunden. "Peter H. lag tot im Wohnzimmer und Kerstin im Schlafzimmer", weiß Gerichtsreporterin Semra Pelek, die den Prozess damals begleitet hatte und jetzt in der ZDF-Reihe "Wahre Verbrechen" zu Wort kommt.

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Die Toten sind an Händen und Füßen gefesselt, ihre Münder mit Klebeband verschlossen. Die Polizei geht schnell von einem Raubmord aus. Denn das viele Bargeld, das die Leipziger mit hoher Wahrscheinlichkeit bei sich hatten, ist weg.

Das Paar hatte seine Mörder am Strand von Alanya kennengelernt.
Das Paar hatte seine Mörder am Strand von Alanya kennengelernt.  © IMAGO/Zoonar

Wahre Verbrechen (ZDF): Gärtner war zunächst der Hauptverdächtige

Im zehnten Stock dieses Apartment-Komplexes wurde der Doppelmord verübt.
Im zehnten Stock dieses Apartment-Komplexes wurde der Doppelmord verübt.  © Akin Baycan

Aufzeichnungen von mehr als 100 Überwachungskameras werden durchforstet. Darauf ist zu erkennen, wie Kerstin und Peter mit ihrem Gärtner eine Postfiliale betreten - fünf Tage vor dem Leichenfund. Der Tatverdacht gegen ihn erhärtet sich aber nicht.

In der Masse an Videomaterial stechen zwei Männer heraus, die mehrfach mit den im Leipziger Waldstraßenviertel lebenden Eheleuten unterwegs waren. So auch am 16. August, dem vermutlichen Tattag.

Nach einem Treff am Strand gehen die Verdächtigen in den Apartmentkomplex, in dem auch die Leipziger eingemietet sind. Nach fast drei Stunden verlassen sie das Gebäude - und tragen jetzt andere Kleidung. "Vermutlich war sie von Peter H.", sagt Pelek.

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Auch mittels Mobilfunkauswertungen werden die Mörder identifiziert: Murat C. (32) und Tarkan C. (37).

Doppelmord an Leipziger Ehepaar: "Jeder sagte, er sei nur ein Mitläufer gewesen"

Zunächst wurde der Gärtner (v.), der hier beim Abtransport der Leichen hilft, verdächtigt.
Zunächst wurde der Gärtner (v.), der hier beim Abtransport der Leichen hilft, verdächtigt.  © Akin Baycan

Der Ältere wird Ende August 2014 im 750 Kilometer entfernten Zonguldak an der türkischen Schwarzmeerküste festgenommen, als er sich als Bewährungsauflage für einen früheren Mord wie üblich bei der Polizei meldet.

Neun Tage später wird auch Murat C. geschnappt - ebenfalls in Zonguldak, im Haus seines Schwagers. In einem gepanzerten Polizeifahrzeug werden die Männer auf einer zehnstündigen Tour nach Alanya gefahren, wo ihnen im Dezember 2014 der Prozess gemacht wird.

"Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig und jeder sagte, er sei nur ein Mitläufer gewesen", erinnert sich Gerichtsreporterin Semra Pelek. Vor Gericht wird skizziert, dass erst Peter H. und dann seine vom Einkauf kommende Frau getötet wurde.

Die Männer erhalten je lebenslänglich sowie 23 Jahre und zehn Monate Haft. Außerdem müssen Murat (70.000 Euro) und Tarkan (28.000 Euro) noch eine Geldstrafe zahlen.

Frühestens 2044 können die verurteilten Killer entlassen werden.

Streaming-Tipp: Die komplette Folge von "Wahre Verbrechen - Suche nach Gerechtigkeit" findet Ihr auf Abruf in der ZDFmediathek.

Titelfoto: Bildmontage: Akin Baycan ; privat

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