Wie tickte der Todesschütze von Langweid? "Ich fand ihn recht freundlich und zuvorkommend"

Langweid am Lech - Der Schock nach der Bluttat vom Freitag in der Nähe von Augsburg sitzt tief - nicht zuletzt auch bei den Nachbarn und Anwohnern. Es geschah direkt vor ihrer Haustür.

Tatort Mehrfamilienhaus: Ein 64 Jahre alter Mann soll in dem Gebäude drei Menschen erschossen haben.
Tatort Mehrfamilienhaus: Ein 64 Jahre alter Mann soll in dem Gebäude drei Menschen erschossen haben.  © NEWS5 / Merzbach

Am Vortag hatte nach ersten Ermittlungen und Kenntnissen ein 64 Jahre alter Mann in einem Mehrfamilienhaus zwei Frauen im Alter von 49 und 72 Jahren sowie einen 52 Jahre alten Mann erschossen. Wie am Samstag bekannt wurde, war der mutmaßliche Täter Sportschütze, besaß mehrere unterschiedliche Waffen und hatte zudem die waffenrechtliche Erlaubnis.

Anschließend soll er sich zu einem anderen Haus begeben haben, wo er - offenbar gezielt - eine 32-Jährige und einen 44-Jährigen niederschoss. Die beiden werden derzeit im Krankenhaus behandelt, der mutmaßliche Täter konnte festgenommen werden.

"Ich habe das erst heute früh auf Facebook gelesen. Ich zittere am ganzen Körper", beschreibt ein Nachbar seine Gefühle nach der Tat. "Ich hab das gleich zweimal lesen müssen. Ich konnte es gar nicht glauben, dass bei uns sowas passiert ist."

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Auch ein anderer hat erst im Nachhinein von der Tat mitbekommen, sah das Polizeiaufgebot vor dem Gebäude: "Es hat viele Spekulationen gegeben mit Kindern", erinnert er sich. "Am Ende ist herausgekommen, das drei Menschen umgebracht und zwei noch angeschossen wurden", so der Nachbar. "Es ist echt tragisch."

Im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses lebt auch der 85 Jahre alte Onkel von Thomas Kleizinski. Er kümmert sich mehrmals die Woche um den betagten Verwandten: "Mein Onkel hat mich angerufen und am Telefon gesagt, dass es in dem Haus Mord und Totschlag gibt."

Eine der getöteten Personen wird aus dem Haus getragen. Am Freitag starben in diesem Haus drei Menschen, nachdem auf sie geschossen wurde.
Eine der getöteten Personen wird aus dem Haus getragen. Am Freitag starben in diesem Haus drei Menschen, nachdem auf sie geschossen wurde.  © NEWS5 / Merzbach

"Es waren Kleinigkeiten" - waren Dauer-Streits der Tatauslöser?

Thomas Kleizinski ist der Neffe eines Nachbarn innerhalb des Tat-Hauses: "Mein Onkel hat mich angerufen und am Telefon gesagt, dass es in dem Haus Mord und Totschlag gibt."
Thomas Kleizinski ist der Neffe eines Nachbarn innerhalb des Tat-Hauses: "Mein Onkel hat mich angerufen und am Telefon gesagt, dass es in dem Haus Mord und Totschlag gibt."  © NEWS5 / Pieknik

Der mutmaßliche Täter ist für Kleizinski kein Unbekannter: "Ich hatte mich schon öfter mit ihm unterhalten. Ich fand ihn recht freundlich und zuvorkommend. Dass er so ausrastet, ist ein richtiges Ding."

Immer mehr drängt sich der Verdacht auf, dass ein Nachbarschaftsstreit Grundlage für die blutige Tat war. "Es waren Kleinigkeiten. Mülltonne zu voll oder nicht rausgestellt", erinnert sich der Neffe an mögliche Vorgeschichten. "Von den Leuten (den Todesopfern, Anm. d. Red.) waren mal die Enkelkinder da und das war ihm oben zu laut."

Vor einigen Monaten sollte es dann auch zu ersten körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein, nachdem es zuerst vor den Garagen des Mehrfamilienhauses zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen sei.

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"Es wurde herumgeschubst und auch eine Anzeige gegen ihn erlassen wegen Körperverletzung. Die war aber minimal."

Kleizinski spekuliert, dass die Masse der Kleinigkeiten den 64 Jahre alten Mann möglicherweise dazu gebracht haben, die Kontrolle zu verlieren: "Dann kommt halt irgendwann sowas, mit dem eigentlich keiner gerechnet hat. Unbegreiflich."

Derartige Spekulationen wollen sich die Ermittler natürlich nicht zu eigen machen. "Wir sprechen nur davon, dass die drei Opfer im Mehrfamilienhaus getötet wurden und wollen nicht ins Detail gehen", gab die Polizei kurz nach der Tat zu Protokoll. Der Verdächtige sitzt bereits in U-Haft.

Titelfoto: NEWS5 / Pieknik

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