"Es war Mord!" Flüchtiger Tatverdächtiger nach Raser-Unfall geschnappt

Piotrków Trybunalski (Polen) - Der seit einem tödlichen Unfall Mitte September auf der A1 in Polen flüchtige Sebastian Majtczak hält sich in Deutschland auf. Das bestätigte der Anwalt des 32-Jährigen inzwischen. Ein Privatdetektiv widerspricht dem und überraschte am Mittwochvormittag mit einer völlig anderen Information.

Wurde Sebastian Majtczak in Dubai gefasst? Der Anwalt des 32-Jährigen behauptet, sein Mandant halte sich in Deutschland auf.
Wurde Sebastian Majtczak in Dubai gefasst? Der Anwalt des 32-Jährigen behauptet, sein Mandant halte sich in Deutschland auf.  © Polizei Piotrków Trybunalski

Sebastian Majtczak "verließ das Hoheitsgebiet Polens, nachdem er als Zeuge eine prozessuale Tätigkeit ausgeübt hatte. Seine Abreise stand in keinem Zusammenhang mit dem laufenden Strafverfahren", hieß es in einer an die Medien übermittelten Erklärung von Majtczaks Verteidiger, Bartosz Tiutiunik.

Für seinen Mandanten bestand auch kein Ausreiseverbot oder eine Meldepflicht wegen eines Wohnortwechsels.

Der Unternehmer Majtczak steht im Verdacht, den tragischen Unfall am 16. September, bei dem eine dreiköpfige Familie in ihrem Kia verbrannte, verursacht zu haben, als er mit seinem BMW mit mindestens 253 km/h über die Autobahn raste.

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Laut Aussage des Anwalts habe Majtczak erst durch die Medien von dem ausgestellten Haftbefehl gegen ihn erfahren, berichtet das polnische Nachrichtenportal Interia. Zudem wurde der Gesuchte aufgefordert, einen Brief an die Bezirksstaatsanwaltschaft in Piotrków Trybunalski zu schicken, in dem er seine Version des Unglücks schildern sollte. Offenbar weiche diese von den Erkenntnissen der Ermittler ab.

Darüber hinaus habe der Anwalt beantragt, dass sein Mandant nach Zahlung einer Kaution nicht in Untersuchungshaft müsse.

Rolle der Polizei wirft Fragen auf

Der BMW von Sebastian Majtczak wurde bei dem Unfall zerstört.
Der BMW von Sebastian Majtczak wurde bei dem Unfall zerstört.  © Polizei Piotrków Trybunalski

Der Anwalt der betroffenen Familie aus Myszków, Łukasz Kowalski, teilte am Dienstag mit, dass er seinerseits beim Gericht einen Antrag auf Änderung der Einstufung der Tat als Mord gestellt habe.

"Es war kein Unfall, es war Mord", betonten die Angehörigen der Unfallopfer: Eine Mutter, Martyna, ein Vater, Patryk, sowie deren fünfjähriger Sohn Oliwier starben.

Weiterhin spekuliert wird über die Rolle der Polizei in diesem Fall. Internetnutzer warfen der Behörde vor, die Beteiligung des bei dem Unfall zerstörten BMW, der mehrere Meter vom ausgebrannten Kia entfernt stand, bewusst "übersehen" zu haben.

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Wie sich später herausstellte, war Majtczak mit seinem Wagen gegen das Heck des Autos geprallt, in dem die Familie unterwegs war. Behauptungen, wonach der mutmaßliche Unfallverursacher mit einem oder mehreren Polizisten in Verbindung stand, was ihm einen Vorteil verschafft habe, seien reine Spekulation, erklärte die Polizei.

"Wir möchten betonen, dass der Fahrer des BMW entgegen den im Internet kursierenden Falschinformationen kein Polizist oder der Sohn eines Beamten irgendeines Dienstes ist", reagierte die Behörde auf die Vorwürfe.

Mittlerweile untersucht auch ein Privatdetektiv den Vorfall. Was er herausgefunden haben will, steht jedoch im Widerspruch zu dem, was Anwalt Tiutiunik mitgeteilt hat.

Sebastian Majtczak in Dubai festgenommen

Wie die Portale TuLodz und Piotrkowski24 am Mittwoch berichten, habe der in Polen bekannte Detektiv Krzysztof Rutkowski aus Łódź mitgeteilt, dass Majtczak am Flughafen in Dubai festgenommen worden sein soll. Um in das Emirat Dubai zu gelangen, habe er einen gefälschten deutschen Reisepass benutzt. Diese Angaben sind offiziell noch nicht bestätigt.

Allerdings bestätigte Mariusz Kamiński, Polens Minister für Inneres und Verwaltung, am Mittwochvormittag auf X (ehemals Twitter) die Festnahme von Majtczak in Dubai.

Inzwischen ist auch bekannt, dass sich Majtczak bereits seit mindestens vergangenen Freitag in der Türkei aufgehalten haben soll, berichtet Wirtualna Polska. Dorthin sei er von Deutschland aus geflogen. Die türkischen Dienste informierten schließlich die polnische Polizei, dass der Gesuchte in einem Flieger in die Emirate unterwegs ist.

Nach seiner Ankunft auf dem Flughafen in Dubai wurde er von der örtlichen Polizei festgenommen, die von einer Sondergruppe der Polizei der Vereinigten Arabischen Emirate unterstützt wurde.

Polen hat ein Abkommen mit Dubai unterzeichnet, sodass es kein Problem mit seiner Auslieferung geben sollte.

Erstmeldung vom 4. Oktober 2023, 13.02 Uhr; zuletzt aktualisiert um 15.43 Uhr.

Titelfoto: Polizei Piotrków Trybunalski (2)

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