Metal-Götter zurück in Leipzig: Dream Theater rocken gleich doppelt die Parkbühne
Von Christian Grube
Leipzig - 27 Jahre ist es her, dass die Progressive-Metal-Götter Dream Theater zuletzt in Leipzig spielten. Am Dienstag kehrte die Band im Rahmen ihrer "40th Anniversary Tour" in die Messestadt zurück - diesmal auf die Parkbühne im Clara-Zetkin-Park. Ein Abend, den die Fans so schnell nicht vergessen werden.
Alles in Kürze
- Dream Theater spielen nach 27 Jahren wieder in Leipzig
- Die Band feiert ihre 40-jährige Karriere mit einer Tour
- Die Setlist enthält alte Hits und neue Songs
- Das Konzert ist technisch präzise und souverän
- Die Band spielt zwei Sets à rund eine Stunde ohne Vorband

Was Genesis, Pink Floyd oder Yes in den 70er-Jahren für den Prog-Rock waren, ist Dream Theater seit den 90er-Jahren für den Progressive Metal. Doch die Meinungen über die Band sind geteilt: Während die einen ihre musikalische Komplexität feiern, kritisieren andere ihre langen Instrumentalpassagen, das Gesangs-Timbre von James LaBrie (62) - oder die inszenierte Ernsthaftigkeit. Doch genau das macht Dream Theater aus: Anspruch, Virtuosität - und eben auch ein bisschen Pathos.
Mit der Rückkehr von Gründungsmitglied Mike Portnoy (58) vor zwei Jahren ist die Band wieder in ihrer ikonischen Besetzung vereint: John Petrucci (Gitarre), John Myung (Bass), Jordan Rudess (Keyboard), James LaBrie (Gesang) und Portnoy (Drums) liefern eine beeindruckende Show ab. Die rund 1500 Zuschauer feiern Portnoy enthusiastisch - wenn man ihn überhaupt hinter seiner Wand aus Toms und Becken erkennen kann.
Was immer wieder auffällt: die fast schon absurde technische Präzision der Musiker. Rudess spielt komplexe Läufe vom Notenblatt und synchron mit Petrucci - fast telepathisch abgestimmt.
Bassist Myung bleibt wie immer ruhig, fast statisch, aber treibt das rhythmische Fundament kraftvoll voran. Als ihm mitten im Set eine Saite reißt, bleibt die Band souverän - kein Bruch, kein Chaos.

Alte Hits treffen auf neue Kracher

Auch LaBrie zeigt sich stimmlich in guter Verfassung. Keine hörbaren Schwächen, keine Aussetzer - stattdessen souveräne Linien und klare Höhen. Der Sound der gesamten Show ist zudem glasklar abgemischt - eine Seltenheit bei Open-Air-Konzerten.
Die Setlist deckt sich weitgehend mit den Konzerten in Hamburg und Nürnberg - eine kluge Mischung aus Fan-Favorites und aktuellen Songs. Klassiker wie The Mirror, Caught in a Web oder Pull Me Under treffen auf neues Material wie Answering the Call oder A View From the Top of the World - und zeigen, dass Dream Theater auch nach vier Jahrzehnten noch musikalisch relevant sind.
Die Band spielt zwei Sets à rund eine Stunde - ganz ohne Vorband. Trotz Songs mit teils über 15 Minuten Länge wirkt das Konzert erstaunlich kurzweilig.
Jeder Titel ist dramaturgisch durchdacht, voller Dynamik und packender Spannungsbögen. Das Publikum ist vom ersten bis zum letzten Takt dabei.


Nach etwas über zwei Stunden ist Schluss. Zurück bleiben glückliche Gesichter - und das Gefühl, einem Gesamtkunstwerk des progressiven Metal beigewohnt zu haben.
Titelfoto: Christian Grube