Nach umstrittener Protestaktion gegen Anschlags-Stück: Theater und Veranstalter reagieren

Magdeburg - Nach den umstrittenen Demonstrationen um ein geplantes Theaterstück über den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt meldet sich nun der Veranstalter.

Teilnehmer zeigten sich bei der Demonstration mit rechten Bannern.  © 7aktuell.de | Luca Woitow

Am 9. November hatten sich mehrere Menschen vor dem Opernhaus versammelt, um gegen das geplante Stücke "3 Minuten (AT)" zu demonstrieren, welches sich mit dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt befassen soll.

Der etwa sechsstündige Protest zog viel Aufmerksamkeit auf sich: Während der Demo wurden immer wieder rechte Banner gezeigt.

Auf diesen stand unter anderem: "Remigration rettet Menschenleben" und "Schluss mit Politik gegen das eigene Volk".

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Denny Zenker, der Veranstalter der Demonstration, hat die Situation nun gegenüber TAG24 erläutert. Laut ihm sei der Protest nicht von rechten Gruppen angeleitet worden, sondern galt lediglich den Bedenken, was Respekt gegenüber der Anschlagsopfer angeht.

Als er auf die rechten Banner aufmerksam gemacht wurde, habe er die jeweiligen Personen "unmittelbar nach Sichtung dazu aufgefordert, diese zu entfernen". Immerhin entsprachen sie nicht dem Zweck der Mahnwache, so Zenker.

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Besucher und Mitarbeitende von Demonstranten gestört

Bei dem Theaterstück gehe aus laut dem Theater Magdeburg darum, darzustellen, wie eine Stadt mit einer solchen Tragödie umgeht. (Archivbild)  © Sebastian Kahnert/dpa

Das Theater gab an, dass Kritik "jederzeit legitim" sei. Jedoch herrsche die Vermutung, dass die Demonstration nicht unpolitisch war - die Mahnwache habe zum Ziel gehabt, "die Freiheit der Kunst als Teil unserer demokratischen Grundrechte zu relativieren", heißt es vom Theater.

Unter anderem soll eine Lesung (von Texten Victor Klemperers zur Sprache des Nationalsozialismus) durch lautstarke Rufe und Musik gestört und Besucher sowie Mitarbeitende des Theaters beschimpft worden sein.

Zenker zufolge habe sich nur ein Querschnitt an Menschen versammelt, die ihren Unmut über das Theaterstück ausdrücken wollten - zu Beleidigungen sei es nicht gekommen.

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"Es ist nicht in Ordnung, dass unser Publikum das Gefühl haben muss, unter Polizeischutz ins Theater zu gehen", kritisierte hingegen das Theater.

Autor seit Monaten im Gespräch mit Betroffenen

Das Theater Magdeburg plant, mit einem Stück den Anschlag in Magdeburg aufzuarbeiten.  © Isabelle Wiermann/TAG24

Der Anschlag soll in dem Schauspiel nicht nachgestellt werden. Vielmehr "steht die Frage im Zentrum, wie eine Stadtgemeinschaft mit einem solchen Trauma umgeht", schilderte das Theater die Idee. Es sollen die Folgen für die Stadt und die Menschen dargestellt werden.

Der beauftragte Autor recherchiert seit Monaten und ist dafür auch mit Betroffenen, Politikern und Religionsvorstehern im Gespräch.

"Wir haben volles Vertrauen in den Autor und alle an der Produktion Beteiligten, dass das in diesem Fall mit höchster Sorgfalt gegenüber allen Betroffenen geschehen wird", hieß es weiter.

Das Theater Magdeburg stehe außerdem für Dialog, Offenheit und Verantwortung. Kritik am Theater sei notwendig. Wer jedoch Kunstfreiheit relativiert, "verlässt den Boden demokratischer Grundüberzeugung".

Originalmeldung vom 20. November um 12.48 Uhr, zuletzt aktualisiert 14.26 Uhr.

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