Nach Kongress-Sturm in Brasília: Bolsonaro räumt Fehler ein
Brasília - Nun also doch: Brasiliens abgewählter Ex-Staatschef Jair Bolsonaro (67) bricht sein Schweigen und räumt Versäumnisse während seiner Amtszeit ein. Auch in Bezug auf die Ausschreitungen seiner Anhänger im und vor dem brasilianischen Kongress zeigt sich Bolsonaro selbstkritisch. Der Oberste Gerichtshof hat Ermittlungen aufgenommen.

Jair Messias Bolsonaro weilt derzeit in Florida (USA). Doch die Ausschreitungen vor dem Kongress in Brasília holen den Ex-Präsidenten nun ein.
Wie die brasilianische News-Plattform "Metrópoles" berichtet, bezieht der 67-Jährige mehr als eine Woche nach der Gewalt-Explosion im brasilianischen Regierungsviertel Stellung.
"Ich bedauere, was da passiert ist" - wird Bolsonaro kurz und knapp zu den außer Kontrolle geratenen Geschehnissen des 8. Januar zitiert. Dabei wurden rund 1500 Personen in Gewahrsam genommen.
Der Ex-Präsident bezeichnete die Ereignisse als "unglaublich", verurteilte die Verwüstungen und bestritt jegliche Verwicklungen.
Einmal in Reue-Laune, lässt sich Bolsonaro auch auf eine kritische Stellungnahme hinsichtlich seiner Amtszeit als brasilianisches Staatsoberhaupt hinreisen:
"Es gab Versäumnisse, ja, das ist logisch. Wir haben manche Fehler gemacht."
Bolsonaro droht Ärger durch Obersten Gerichtshof

Doch mit ein paar selbstkritischen Worten könnte es für Bolsonaro nicht getan sein.
Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hat Ermittlungen gegen das frühere Staatsoberhaupt eingeleitet.
Seine Anhänger, die die Niederlage Bolsonaros größtenteils nicht anerkennen und einen Militärputsch offen herbeisehnen, raten dem Ex-Staatschef indes von einer schnellen Rückkehr in die Heimat ab.
Bolsonaro war während seiner Amtszeit aufgrund mehrerer Entscheidungen stark in die Kritik geraten.
Zum einen wurden ihm eklatante Fehler im Umgang mit der in Brasilien seinerzeit heftig grassierenden Corona-Krise vorgeworfen, in deren Folge allein 687.000 Tote zu beklagen waren.
Zum anderen stand der Ex-Präsident wie kaum ein Zweiter für die Abholzung des brasilianischen Regenwalds, was einen Anstieg von 75,5 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahrzehnt bedeutete.
Titelfoto: Bruna Prado/dpa