Von Anna Ringle, Lars Nicolaysen, Franziska Spiecker
Gyeongju (Südkorea) - US-Präsident Donald Trump (79) hat den sofortigen Beginn neuer Atomwaffentests angekündigt. Er begründete die Maßnahme in einem Post auf der Plattform Truth Social mit den Testprogrammen anderer Länder.
Er habe das jüngst in Kriegsministerium umbenannte Verteidigungsministerium angewiesen, Tests "auf gleicher Basis" durchzuführen, schrieb Trump weiter.
Um welche Art von Tests es sich dabei handeln soll, und welche Waffen getestet werden sollen, blieb dabei zunächst offen. Sollten die USA tatsächlich erstmals seit mehr als 30 Jahren erneut Atomwaffentests durchführen, könnten sich auch andere Atommächte aus der Deckung wagen.
Die Ankündigung des US-Präsidenten kam nur kurz vor einem Treffen mit Chinas Präsidenten Xi Jinping (72) in Südkorea. Während des Treffens beantwortete Trump eine Frage von Journalisten zu den angekündigten Atomwaffentests nicht. Die USA und China sind wie Russland etablierte Atommächte, genauso Großbritannien und Frankreich.
Der bisher letzte Atomtest der USA war am 23. September 1992 auf dem Gelände durchgeführt worden, das heute als Nevada National Security Site bekannt ist. Im selben Jahr hatte der damalige US-Präsident George H. W. Bush ein Moratorium für unterirdische Atomtests verkündet.
Russland testete atomare Langstreckenrakete
Die USA haben jedoch die Möglichkeit, Tests auf demselben Gelände wieder aufzunehmen. Dem wissenschaftlichen Dienst des US-Kongresses zufolge ist der Präsident unter bestimmten Bedingungen befugt, einen Atomaffentest zu erlauben.
Im US-Parlament regte sich unmittelbar nach der Ankündigung des Republikaners bereits erster Widerstand. "Absolut nicht. Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen", schrieb die demokratische Kongressabgeordnete aus Nevada, Dina Titus (75), auf der Plattform X.
Erst vor einigen Tagen hatte Kremlchef Wladimir Putin (73) erklärt, der Test der atomaren Langstreckenrakete Burewestnik sei geglückt. Sie wurde nach russischen Angaben im Verlauf eines jüngsten Manövers russischer Atomstreitkräfte am 21. Oktober getestet.
Bei einer Besprechung mit dem russischen Generalstab betonte Putin die militärische Stärke der Atommacht Russland. Bei dem russischen Test handelte es sich aber um die Erprobung eines neuen Trägersystems, nicht um den Test einer Atomwaffe.
Abrüstungsvertrag läuft aus
Der atomare Abrüstungsvertrag New Start, das letzte große Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und Russland, läuft im Februar 2026 aus. Es gibt bislang keine klaren Verhandlungen über eine Nachfolgeregelung. Der Kreml hatte kürzlich erklärt, es sei unmöglich, ihn neu auszuhandeln. Das sei zeitlich praktisch nicht machbar, sagte ein Sprecher.
Der Vertrag New Start wurde 2010 geschlossen und 2021 letztmalig um fünf Jahre verlängert. Er sieht eine Reduzierung der Atomsprengköpfe und der Trägersysteme vor.
Trump behauptete in seinem Beitrag auf Truth Social, dass die USA mehr Atomwaffen hätten als jedes andere Land. Derzeit besitzt Russland laut der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) jedoch die meisten bestätigten Atomwaffen – über 5500 Sprengköpfe –, während die USA demnach über 5044 Atomwaffen verfügen. Die USA investieren hohe Milliardensummen in die Modernisierung ihres nuklearen Arsenals.
Neben den fünf permanenten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats als etablierte Atommächte gibt es nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Sipri vier weitere Staaten, die über Atomwaffen verfügen: Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel.