Stimmt es wirklich, dass Johanniskraut im Garten verboten ist?

Eine neue Bepflanzung ist gut gemeint, aber nicht alle Pflanzen im Garten sind ökologisch wertvoll und daher sinnvoll oder sogar erlaubt. Ist Johanniskraut im Garten verboten?

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Was ist Johanniskraut?

Ist Johanniskraut im Garten verboten?
Ist Johanniskraut im Garten verboten?  © 123RF/gubernat

Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum), meist einfach nur als Johanniskraut, aber auch als Gewöhnliches, Durchlöchertes oder Tüpfel-Johanniskraut bezeichnet, ist keine besonders häufige Gartenpflanze.

Häufiger ist es stattdessen als Wildpflanze im Freien zu finden.

Merkmale

  • Die Staude wird 20 bis 100 Zentimeter hoch. Ihre Blätter am zweikantigen Stängel sind grün und länglich zugespitzt.
  • Auf den ersten Blick scheinen sie mit winzigen Löchern versehen zu sein. Stattdessen handelt es sich jedoch um Drüsen mit ätherischen Ölen.
  • Von etwa Juni bis August blühen trugdoldige Blütenstände mit je fünf gelben Blättern.
  • Ihre Samen befinden sich in den ausgereiften, eiförmigen und einen Zentimeter großen Kapselfrüchten.

Herkunft und Standort

Ursprünglich wuchs Johanniskraut in Europa, Nordafrika und Zentralasien. Mit der Zeit hat es sich jedoch fast weltweit ausgebreitet. Man findet es an Weg- und Waldrändern, Bahndämmen und auf mageren Wiesen.

Das Kraut bevorzugt durchlässige, trockene und kalkhaltige Böden sowie sonnige, warme und windgeschützte Standorte.

Aber darf man es überhaupt anpflanzen? Oder ist Johanniskraut im Garten verboten?

Ist Johanniskraut im Garten verboten?

Nein, generell ist Johanniskraut im Garten nicht verboten. Es steht nämlich nicht auf der Liste invasiver Arten, die laut der EU-Verordnung 1143/2014 in Deutschland verboten sind. Demnach herrscht kein Anbauverbot der Pflanze im eigenen Garten.

Ist Johanniskraut invasiv?

Da es sich beim Echten Johanniskraut um eine heimische Pflanze handelt, gilt es nicht als invasiv.

Aufgrund seiner schnellen, manchmal unkontrollierten Ausbreitung - sowohl vegetativ durch unterirdische Ausläufer als auch generativ durch Samen - ist es dennoch nicht immer willkommen. Störend ist es insbesondere, wenn es andere Pflanzen verdrängt.

In zahlreichen Ländern Nordamerikas, Südamerikas sowie in Australien, Japan und Korea handelt es sich beim Johanniskraut jedoch um einen invasiven Neophyten, der dort heimische Pflanzen verdrängt.

Johanniskraut: Verboten ist es nicht, aber es breitet sich oft unerwünscht schnell aus.
Johanniskraut: Verboten ist es nicht, aber es breitet sich oft unerwünscht schnell aus.  © 123RF/vita48

Ist Johanniskraut giftig?

Echtes Johanniskraut ist in allen Pflanzenteilen leicht giftig. Insbesondere Tiere können auf die Pflanze empfindlich reagieren.

Befinden sich größere Mengen der Pflanzen im Heu, kann das enthaltene Hypericin für Hautreaktionen und Lichtempfindlichkeit bei vor allem hellhäutigen Tieren wie Ziegen, Schafen und Pferden sorgen.

Der Stoff macht die Tiere photosensibel, was kritisch ist, wenn sie anschließend der Sonne ausgesetzt sind.

Ist Johanniskraut bienenfreundlich?

Ja, das Echte Johanniskraut ist insektenfreundlich. Es hat zwar kaum Nektar, versorgt Bestäuber wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge jedoch mit Pollen.

Außerdem dient die Pflanze als Raupenfutter.

Echtes Johanniskraut: Nicht verboten, aber dafür bienenfreundlich.
Echtes Johanniskraut: Nicht verboten, aber dafür bienenfreundlich.  © 123RF/iluzia

Warum wird oft geglaubt, dass Johanniskraut im Garten verboten sei?

Den Ruf als fälschlicherweise verbotene Pflanze verdankt das Johanniskraut vermutlich seiner schnellen Vermehrung. Kritisch kann der Bestand der Pflanze nämlich werden, wenn sie sich unkontrolliert ausbreitet und andere heimische und ökologisch wertvolle Pflanzen verdrängt.

Auch ihre leicht giftige beziehungsweise heilende Wirkung kann unterschätzt oder missverstanden werden. Arzneimittel mit Johanniskraut sind nicht ohne und daher nicht grundlos rezeptpflichtig.

Es kann aber auch sein, dass es sich ganz einfach um eine Verwechslung handelt und die Stauden für andere, zum Teil invasive oder verbotene Pflanzen gehalten werden.

Mit diesen Pflanzen kann man Johanniskraut verwechseln

Bei bestimmten Pflanzen droht eine Verwechslungsgefahr. Johanniskraut kann auf den ersten Blick unter anderem dem giftigen Jakobskreuzkraut sowie dem harmlosen Wiesen-Pippau ähneln.

Jakobskreuzkraut

  • mehr Blütenblätter, die margeritenartig angeordnet sind
  • gefiederte Blätter

Wiesen-Pippau

  • Blüten rosettenartig angeordnet
  • ähnelt Löwenzahn
  • krautig, dünne Stängel

Gewisse Ähnlichkeit besteht auch zwischen dem Johanniskraut und invasiven Arten, wie dem giftigen Schmalblättrigen Greiskraut und der verbotenen Kanadischen Goldrute.

Schmalblättriges Greiskraut

  • schmale Zungenblüten ähneln Gänseblümchen
  • verzweigte und nicht zweikantige Stängel und buschigerer Wuchs

Kanadische Goldrute

  • Blüten sind rispige Ähren
  • behaarte Stängel mit lanzettförmigen, gezahnten Blättern
Johanniskraut ähnlich: Jakobskreuzkraut, Wiesen-Pippau, Schmalblättrigem Greiskraut und Kanadischer Goldrute.
Johanniskraut ähnlich: Jakobskreuzkraut, Wiesen-Pippau, Schmalblättrigem Greiskraut und Kanadischer Goldrute.  © Fotomontage: 123RF/argenlant, 123RF/rmorijn, 123RF/olko1975, 123RF/voobino, 123RF/julitt

Johanniskraut: Heilpflanze im Garten

Statt verboten kann die Pflanze nützlich sein. Das enthaltene Hypericin wirkt zusammen mit den Flavonoiden und Gerbstoffen nämlich stimmungsaufhellend und nervenberuhigend.

Außerdem soll die Pflanze die Wundheilung fördern und schmerzlindernd wirken. Unter anderem bei leichten Depressionen, Angstzuständen, Schlafstörungen, Menstruationsbeschwerden oder während der Wechseljahre kann Johanniskraut für Linderung sorgen. Allerdings sollte man bei einer Einnahme die Sonne möglichst meiden.

Die getrockneten Blätter können als Tee verarbeitet werden. Aber auch als Öl ist die Pflanze als Heilmittel verfügbar. Die Arzneimittel sind allerdings rezeptpflichtig und eine Einnahme sollte vorher immer mit einem Arzt abgesprochen werden, denn es kann zu teilweise gefährlichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen. Somit ist Johanniskraut für bestimmte Menschengruppen gar nicht geeignet.

Während das Echte Johanniskraut als Heilpflanze gilt, haben Zierformen in der Regel keine heilende Wirkung.

Das sollte man bei Johanniskraut im Garten beachten

Wer Johanniskraut im Garten anbauen möchte, sollte es als Topfpflanze im Fachmarkt oder als Saatgut kaufen, statt es einfach der Natur zu entnehmen und in den Garten zu pflanzen.

Um die Ausbreitung zu kontrollieren, kann man die Pflanze im Topf kultivieren, sie regelmäßig zurückschneiden, bevor die Samen reifen, oder Wurzelsperren in den Boden bringen.

Liegt der Garten an einer Weide, sollte die Pflanze nur mit Abstand gepflanzt werden, damit sich die Pflanze nicht ausbreitet und die Tiere auf der Wiese nicht von dem Kraut fressen.

Von anliegenden Weiden sollte man Johanniskraut fernhalten. Verboten ist es jedoch nicht.
Von anliegenden Weiden sollte man Johanniskraut fernhalten. Verboten ist es jedoch nicht.  © 123rf/franky242

Fazit

Dass Johanniskraut im Garten verboten ist, stimmt also nicht. Die Heilpflanze kann allerdings sehr aufdringlich sein, sich schnell ausbreiten und andere Pflanzen verdrängen, wenn sie nicht kontrolliert wird.

Titelfoto: 123RF/gubernat

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