Vergiftungsgefahr? Kann man Rhabarber noch im August ernten?

Schon ab dem späten Frühjahr kann man je nach Bedarf einige Stangen herausziehen. Aber kann man im August noch Rhabarber ernten?

Mehr Tipps und Infos zu verschiedenen Pflanzen gibt's übrigens unter: Gartengestaltung.

Bis wann kann man Rhabarber wirklich ernten?
Bis wann kann man Rhabarber wirklich ernten?  © dpa/Sina Schuldt

Aufgrund eines fruchtig-sauren Geschmacks wird Rhabarber häufig für Obst gehalten. Botanisch betrachtet, handelt es sich aber um ein Frühlingsgemüse.

Es überzeugt nicht nur im Geschmack, sondern enthält auch reichlich Vitamin C, Kalium, Phosphor sowie Ballaststoffe und ist kalorienarm.

Kritisch sollte man jedoch die enthaltene Oxalsäure betrachten. Aufgrund dieser sollte man das Stangengemüse nicht roh essen. Auch von einer Ernte nach dem Johannistag am 24. Juni wird in der Regel abgeraten.

Aber stimmen die alten Weisheiten? Oder kann man Rhabarber noch im August ernten und essen? Die Aufklärung gibt's im Folgenden.

Rhabarbersaison: Wie lange kann man Rhabarber ernten?

Die richtige Zeit für die Rhabarberernte beginnt meist im April und endet im Juni. Je nach Region und Wetterlage kann man die Stangen teilweise auch ab März oder erst im Mai ernten.

Nach einer alten Bauernregel wird Rhabarber traditionell bis zum Johannistag am 24. Juni geerntet.

Dieser war ein wichtiger Marker im Bauernkalender. Phänologisch handelte es sich um den Wechsel von Früh- zu Hochsommer, mit dem die Wachstumsruhe einiger Pflanzen wie dem Spargel beginnt. Eine andere Regel besagt, dass Rhabarber nur in den Monaten, die kein "r" im Namen haben, geerntet werden sollte.

Theoretisch kann man Rhabarber weiterhin ernten, jedoch wird davon abgeraten.

Gut zu wissen: Rhabarber wird bei der Ernte vorsichtig herausgedreht oder -gezogen, aber niemals abgeschnitten.

Ernte nach dem Johannistag: Warum wird davon abgeraten?

Dass man Rhabarber ab Ende Juni nicht mehr ernten soll, hat verschiedene Gründe.

Gesundheitlicher Aspekt

Das Gemüse enthält Oxalsäure, die in hoher Konzentration giftig ist und deren Gehalt mit der Zeit ansteigt. Sie ist nicht ganz bekömmlich und kann für empfindliche Personen gesundheitsschädlich werden. Dazu zählen beispielsweise Kinder oder Menschen mit bestimmten Erkrankungen wie Rheuma sowie Nieren- oder Gallenproblemen.

Durch Oxalsäure werden außerdem Mineralstoffe aus der Nahrung gebunden, die dann nicht mehr vom Körper aufgenommen werden können. Das ist allerdings nur selten problematisch, weil man Rhabarber ohnehin nur selten im Jahr isst.

Zum Saisonende steigt der Oxalsäuregehalt und Rhabarber geht in eine Ruhephase.
Zum Saisonende steigt der Oxalsäuregehalt und Rhabarber geht in eine Ruhephase.  © 123RF/vodolej

Gärtnerischer Aspekt

Rhabarber braucht Regenerationszeit, um sich auf den Winter vorzubereiten und im nächsten Jahr wieder reichlich Erträge zu produzieren.

Nach dem Johannistag steckt die Rhabarberpflanze langsam wieder Energie in ihre Wurzelknolle. Weitere Ernten würden Kraft kosten und sie schwächen.

Wann kann man Rhabarber im August doch noch ernten und essen?

Der Verzehr von spät geerntetem Rhabarber ist also nicht ratsam. Vor allem Blätter, grüne Stängelabschnitte am Blattansatz und generell grünfleischige Sorten enthalten einen höheren Anteil an Oxalsäure.

Junge, dünne Triebe ernten und garen

Wer noch Rhabarber aus dem August oder September essen möchte, sollte dabei die jungen, dünnen Triebe ernten. Diese sind weniger verholzt. Zum Verzehr müssen im August geerntete Stängel zunächst gegart werden. Dadurch wird die Oxalsäure reduziert und der Rhabarber verträglicher.

Noch weiter neutralisieren kann man die Konzentration, indem man Rhabarber mit Milchprodukten verarbeitet und verzehrt. Dabei bindet sich Oxalsäure mit Calcium im Milchprodukt. So kann man Rhabarber spät ernten und essen.

Eine beliebte Rhabarbersorte, die man auch noch im Spätsommer und Herbst ernten und verzehren kann, ist Livingstone.

Unter Umständen kann man Rhabarber auch im August noch essen.
Unter Umständen kann man Rhabarber auch im August noch essen.  © 123RF/arfo

Und dann? Tipps für nach der Rhabarbersaison

Rhabarber lässt sich frisch geerntet etwa zwei bis drei Tage lagern. Dazu sollten die Stangen in einem feuchten Tuch eingewickelt in den Kühlschrank gelegt werden.

Soll das Gemüse länger eingelagert werden, kann man Rhabarber einfrieren. Schäle ihn dafür vorher und schneide die Stangen in Stücke.

Und der Rhabarber im Garten? Der profitiert von einer Ruhephase. Ende Juni beginnt die zweite Wachstumsphase. Um in der folgenden Saison erneut reichlich Erträge zu liefern, muss er sich im Herbst regenerieren.

Auf TAG24 erfährst Du übrigens auch, ob man Rhabarber im Herbst zurückschneiden muss.

Friert man ihn ein, hat man auch nach der Rhabarber-Erntezeit etwas vom Gemüse.
Friert man ihn ein, hat man auch nach der Rhabarber-Erntezeit etwas vom Gemüse.  © 123RF/thodonal

Fazit

Das Knöterichgewächs wächst auch im Spätsommer kräftig weiter. Daher kann man Rhabarber theoretisch noch im August ernten - sollte man aber nicht. Für die Erholung der Pflanze und seine eigene Sicherheit sollte man nach Ende Juni auf die nächste Rhabarbersaison warten.

Wer das fruchtige Gemüse auch in den späteren Monaten verarbeiten und genießen möchte, kann Rhabarber einfrieren.

Titelfoto: dpa/Sina Schuldt

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