Kaninchen im Fellwechsel: So hilfst Du Deinem Langohr jetzt am besten
Plötzlich fliegen überall Haare - Ist das normal? Der Fellwechsel beim Kaninchen ist für gewöhnlich ein ganz natürlicher Vorgang, der für Tier und Bezugsmensch jedoch eine kleine Herausforderung sein kann.
Nützliche Infos und Pflegetipps gibt es im Kleintierratgeber.
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Fellwechsel erfolgt bei Kaninchen in der Regel zweimal im Jahr. Er äußert sich vor allem durch starken Haarausfall, vermehrtes Putzverhalten sowie das Ausscheiden von Köttelketten.
- Die Kaninchenpflege während des Fellwechsels sollten die jeweiligen Bezugsmenschen entsprechend anpassen. Das betrifft insbesondere die Bereiche Fellpflege, Ernährung, Bewegung und Hygiene.
- Die beste Ernährung für Kaninchen während des Fellwechsels ist ballaststoffreich und ausgewogen. Neben Heu besteht sie aus frischem Grünfutter, Gemüse und ausreichend Wasser.
Fellwechsel bei Kaninchen - Gibt's den wirklich?
Viele Säugetiere durchlaufen saisonal bedingt etwa zweimal im Jahr einen Fellwechsel, wobei sich häufig die Struktur und manchmal sogar die Farbe des Fells den jahreszeitlichen Bedingungen anpasst.
So schützt das dichtere Winterfell vor allem vor Kälte, während das dünnere Sommerfell einer Überhitzung entgegenwirkt.
Auch Kaninchen wechseln zweimal jährlich ihr Fell. Dabei stoßen sie im Frühjahr das dicke Winterfell ab, welches im Herbst in Form von dichtem Unterfell für die kalten Monate wieder nachwächst.
Woran erkennt man den Fellwechsel bei Kaninchen? Wie kann man seine Langohren in dieser Zeit optimal unterstützen und worauf sollte man besonders achten?
Dieser Beitrag enthält praktische Pflegetipps, Ernährungsempfehlungen und Antworten auf häufige Fragen - für eine gesunde und entspannte Fellwechsel-Zeit.
Wann ist Fellwechsel beim Kaninchen - Und warum?
Regulär haaren Kaninchen zweimal im Jahr, einmal im Frühling ungefähr zwischen März und April sowie im Herbst etwa im September und Oktober.
Grundsätzlich handelt es sich um einen natürlichen Prozess, wobei sich die Langohren an die veränderten klimatischen Bedingungen der jeweiligen Jahreszeit anpassen. Während das Sommerfell luftig leicht ausgeprägt ist, ist das Winterfell dicht und wärmend.
Der Fellwechsel wird dabei durch Lichtverhältnisse (Tageslänge) und Temperatur gesteuert. So lösen die abnehmende Sonneneinstrahlung im Herbst und Winter, kürzer werdende Tage und sinkende Temperaturen das Wachstum des Fells aus. Dieser Vorgang geschieht automatisch. Das Tier hat darauf keinen Einfluss.
Allerdings findet der Fellwechsel bei Kaninchen nicht unbedingt zur gleichen Zeit statt, sondern wird auch von Faktoren wie Rasse, Alter und Gesundheitszustand beeinflusst.
Anzeichen für den Fellwechsel beim Kaninchen
Dass sich ein Kaninchen im Fellwechsel befindet, kann man vor allem an folgenden sichtbaren Anzeichen erkennen:
verstärkter oder büschelweiser Ausfall von Haaren
zum Teil recht ungepflegtes Aussehen (insbesondere bei Langhaarkaninchen)
unregelmäßige Fellflächen oder Kahlstellen mit gesunder Haut (ohne Wunden, Schuppen usw. - das deutet eher auf eine Krankheit hin)
sichtbare Übergänge zwischen altem und neuem Fell
gesteigertes Pflegeverhalten (Putzen)
veränderter Kotabsatz, Bildung von Köttelketten.
Köttelketten - Bedenklich oder ungefährlich?
Scheiden Kaninchen sogenannte Köttelketten aus, ist das normalerweise kein Grund zur Panik, ganz im Gegenteil.
Es handelt sich dabei um mehrere Kotkügelchen, die durch die verschluckten Haare zusammengehalten werden und wie auf eine Schnur aufgefädelt wirken. Da Haare nur schwer verdaulich sind, begünstigen sie jedoch die Bildung von Haarballen, vor allem in Verbindung mit Ernährungs- und Haltungsfehlern.
Tauchen also solche Köttelketten bei Kaninchen auf, ist das ein Zeichen dafür, dass sie die Haare wieder ausscheiden und diese nicht im Darm verbleiben, wo sie lebensbedrohliche Haarklumpen bilden können.
So unterstützt man Kaninchen optimal beim Fellwechsel
Um dem Langohr die haarige Zeit erträglicher zu machen und unerwünschte oder sogar lebensbedrohliche Begleiterscheinungen wie die Bildung von Haarballen oder Verstopfung zu vermeiden, sollte man sein Kaninchen so gut es geht unterstützen.
Fellpflege
Lose Haare können mit speziellen, weichen Zupfbürsten ausgekämmt oder beim Streicheln mit einem feuchten Waschlappen entfernt werden. Langhaarrassen sollte man möglichst täglich, Kurzhaarrassen etwa zwei- bis dreimal wöchentlich bürsten.
Zusätzlich können an engen Stellen, Durchschlüpfen oder Tunneln im Gehege geeignete Bürsten angebracht werden. Laufen die Kaninchen hindurch, kämmen sie sich quasi von selbst. Diese Methode eignet sich besonders bei scheuen Tieren. Wichtig ist jedoch, die Bürsten regelmäßig zu reinigen.
Haare sollten niemals gewaltsam herausgerissen werden. Ein sanftes Ausstreichen ist völlig ausreichend.
Tipp: In manchen Fällen, beispielsweise bei Langhaarkaninchen oder Langohren mit sehr starkem Haarwechsel, kann es sich lohnen, das Fell zu scheren. Die dann aufgenommenen Haare sind deutlich kürzer und bereiten dadurch weniger Probleme.
Ernährung
Frisches Grünfutter
Eine angepasste Ernährung kann der Bildung von Haarballen vorbeugen. Um die Verdauung positiv zu beeinflussen, sollte das Futter daher vor allem ballaststoffreich sein. Frisches Grünfutter wie Wiesenkräuter, Blüten und Blätter sollten den Langohren Tag und Nacht in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen.
Frisches Gemüse
Ergänzt werden kann das Kaninchenfutter mit frischem Gemüse wie Fenchel, Zucchini, Sellerie oder Karotten, welche allerdings nur als Beilage dienen sollen. Besonders stärke- und zuckerhaltige Lebensmittel sollte man nicht verfüttern, da sie eine Verstopfung begünstigen.
Ölhaltige Leckerlis
Als Unterstützung für die Verdauung und Reduzierung von Haarklumpen haben sich ölhaltige Leckerlis und Saaten erwiesen. Als Beispiele seien hier eingeweichte Leinsamen oder Sonnenblumenkerne sowie Leinpresskuchen genannt. Allerdings sollte dabei auf die richtige Dosierung geachtet werden.
Wasser
Eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für die Verdauung. Frisches Wasser muss den Langohren daher immer ausreichend zur Verfügung stehen.
Bei Unklarheiten und Fragen zur artgerechten Ernährung von Kaninchen sollte immer ein erfahrener Tierarzt oder eine entsprechende Fachexpertin konsultiert werden.
Bewegung & Stressreduktion
Täglicher Auslauf mit viel Bewegung gehört zum Pflichtprogramm von Kaninchen. Dadurch wird nicht nur die Darmtätigkeit angeregt, sondern auch das Wohlbefinden der Tiere gesteigert.
Stressverursachende Auslöser sollten dagegen vermieden werden. Darunter zählen unter anderem laute Geräusche oder unnötiges Hochheben.
Ruhige Gehege-Zonen, verschiedene Unterschlüpfe und eine große Auslauffläche sorgen sowohl für entsprechende Rückzugsorte als auch für ausreichend körperliche Aktivität.
Hygiene im Gehege
Während der Zeit des Fellwechsels ist auf eine regelmäßige Reinigung des Geheges bzw. Entfernung der Haare darin zu achten. Vor allem in der Innenhaltung oder im geschützten Außenbereich werden lose Haare nämlich nicht vom Wind fortgetragen. Damit diese von den Tieren nicht aufgenommen werden, sollte man sie manuell entfernen.
Lesetipp: Kaninchen stubenrein erziehen - Geht das eigentlich?
Wann wird Fellverlust problematisch?
Ein gesundes Kaninchen kann bei artgerechter, rohfaserreicher Ernährung und genügend Auslauf den Fellwechsel eigenständig bewältigen.
Werden jedoch folgende Anzeichen bemerkt, sollte möglichst zeitnah ein Tierarzt oder eine Tierärztin aufgesucht werden.
kahle Stellen
Schuppen, Rötungen
sehr kleine, harte Köttel
fehlender Kotabsatz
Appetitlosigkeit
unruhiges oder apathisches Verhalten
sehr harter, schmerzempfindlicher Bauch
Diese Symptome können auf diverse Krankheiten wie einen Parasitenbefall, Hautpilz oder eine lebensbedrohliche Verstopfung bzw. Aufgasung hindeuten.
FAQ - Häufige Fragen zum Fellwechsel bei Kaninchen
Wie lange dauert der Fellwechsel bei Kaninchen?
Etwa drei bis acht Wochen. Bei Kaninchen in Innenhaltung kann der Fellwechsel jedoch auch über das ganze Jahr verteilt in kleinen Phasen passieren.
Ist Fellwechsel für Kaninchen anstrengend?
Ja, der Haarwechsel kann für die Tiere durchaus anstrengend sein und deren Organismus sowie Immunsystem schwächen, wodurch sie zum Teil recht lustlos und/oder müde sein können. Vor allem für kranke, ältere und schwangere Kaninchen kann diese Zeit sehr belastend sein.
Was kann man tun, wenn das Kaninchen sehr viel Fell verliert?
Bei unklarem Haarausfall außerhalb des saisonalen Fellwechsels, kahlen Stellen oder sonstigen ungewöhnlichen Symptomen des Langohrs sollte ein Tierarzt bzw. eine Tierärztin konsultiert werden. Lose Haare am Kaninchen und im Gehege sollten regelmäßig entfernt werden, um deren Verschlucken und daraus resultierende gesundheitliche Probleme zu minimieren.
Fazit:
Der Fellwechsel ist bei Kaninchen in der Regel kein Grund zur Sorge - aber ein guter Grund für mehr Aufmerksamkeit. Mit regelmäßiger Fellpflege, der richtigen Ernährung und ausreichend Bewegung hilft man seinem Langohr, diese Zeit gut zu überstehen.
Titelfoto: 123RF/infinityyy
