Plötzlich weg? Darum vergraben sich Schildkröten im Sommer
Der Schreck ist oft groß, wenn eine Schildkröte plötzlich verschwunden ist. Manchmal entdecken ihre Menschen sie erst Tage später irgendwo im Gehege versteckt. Denn Schildkröten vergraben sich im Sommer. Doch was steckt dahinter?
Spannende Infos rund um die Panzertiere gibt es unter: Kleintiere.
Warum vergraben sich Schildkröten im Sommer?

Schildkröten sind wechselwarme Tiere und daher von ihrer Umgebungstemperatur abhängig. Das bedeutet: Ihre Körpertemperatur passt sich dem Umfeld an.
Ihre Wohlfühltemperatur liegt normalerweise zwischen 25 und 35 Grad Celsius. Bei großer Hitze suchen sie jedoch kühlere Gegenden auf. Landschildkröten bevorzugen dafür oft Bereiche unter der Erde, wo die Temperaturen konstant und angenehm sind.
Das Eingraben ist folglich ein völlig normales Verhalten vieler (Land-)Schildkröten.
Das gilt auch im Sommer, in dem diese Angewohnheit nicht mit der Winterruhe vergleichbar ist. Es dient vor allem der Thermoregulation sowie dem Schutz vor Hitze und Trockenheit.
Ist eine Schildkröte bei hohen Temperaturen also nicht oder nur schwer auffindbar, muss man sich in der Regel keine Sorgen machen - zumindest, solange die Umstände stimmen.
Natürliches Verhalten oder Alarmzeichen? So ticken Schildkröten

Schildkröten haben den Ruf, echte Sonnenanbeter zu sein, die nicht genug von Sonne und Hitze bekommen können. Das stimmt jedoch nur zum Teil. Denn im Grunde nutzen sie natürliches Tageslicht sehr gezielt.
So sitzen sie häufig in den frühen Morgenstunden mit allen Gliedmaßen von sich gestreckt in der Sonne, um ausreichend UV-B-Strahlung über die Körperoberfläche aufzunehmen. Sie ist für die Vitamin-D-Bildung wichtig. Das benötigen sie wiederum für die Kalziumaufnahme und damit für den Aufbau und Erhalt ihrer Knochen und ihres Panzers.
Haben sie ihre Wohlfühltemperatur erreicht, verlassen Schildkröten den Sonnenplatz und gehen alltäglichen Angewohnheiten wie der Nahrungssuche, dem Balz- bzw. Paarungsverhalten, der Eiablage und der Revierverteidigung nach.
In der Mittagshitze ziehen sich die gepanzerten Reptilien dann eher an schattige Plätze unter Pflanzen, in Höhlen oder ähnlichen Unterschlüpfen zurück. Manche Schildkröten vergraben sich auch.
Achtung! Bleibt eine Schildkröte bei einer Außentemperatur von mehr als 30 Grad Celsius länger als etwa 40 Minuten in der prallen Sonne, kann das auf ein gesundheitliches Problem hinweisen. Man sollte einen Facharzt oder eine Fachärztin aufsuchen.
Wenn eine Schildkröte auf dem Rücken liegt, besteht übrigens die Gefahr von Überhitzung bis hin zum Hitzetod.
Was tun, wenn sich eine Schildkröte eingräbt?

Prinzipiell ist das Vergraben einer Schildkröte im Sommer ein Zeichen für funktionierende Instinkte. Dennoch sollte man die Tiere gut beobachten. Solange die Schildkröte gesund wirkt, regelmäßig frisst und sich morgens oder abends kurz zeigt, muss man nicht sofort eingreifen.
Bemerkt man allerdings folgende Warnzeichen, ist der Gang zu einem reptilienerfahrenen Tierarzt bzw. zu einer entsprechenden Spezialistin empfehlenswert. Unter Umständen könnte das betroffene Tier krank sein.
Schildkröte frisst mehrere Tage nichts
gibt drei bis vier Tage kein Lebenszeichen von sich
Körper sieht eingefallen aus
Tier wirkt träge oder apathisch
Die Devise lautet also: Nicht sofort eingreifen oder gar ausgraben, sondern die Schildkröte beobachten und bei Bedarf handeln.
Tipp: Wenn man die Grabstelle einer Schildkröte kennt, sollte man diese markieren, z. B. mit einem auffälligen, leichten Stein. So hat man ihre Position besser im Blick.
Erste Hilfe für eine überhitzte Schildkröte

#1 - In den Schatten zurückziehen: Im Falle einer überhitzten Schildkröte muss man trotz aller Sorge Ruhe bewahren und das Tier erstmal in den Schatten bringen. Große Temperaturunterschiede sind allerdings zu vermeiden, weil der Organismus dadurch kollabieren könnte.
#2 - Feuchtigkeit zufügen: Ein feuchtes Tuch auf dem Körper und angebotenes Trinkwasser sorgen für etwas Abkühlung. Nach etwa zehn bis 15 Minuten kann das betroffene Tier in eine flache Schale mit lauwarmem Wasser gesetzt werden. Der Kopf muss dabei immer über dem Wasserspiegel sein.
#3 - Beobachten: In den folgenden Tagen ist es wichtig, das Verhalten der Schildkröte genau zu beobachten.
Zur Sicherheit sollte man einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufsuchen.
Vorbeugende Maßnahmen: Gehege richtig gestalten

Man sollte ein Schildkrötengehege so anlegen und strukturieren, dass sich die Panzertiere bei zu großer Hitze entsprechend zurückziehen können.
Verschiedene Klimazonen bieten
sonnige Plätze mit ausreichend Zugang zur UV-B-Strahlung
schattige Rückzugsorte
feuchte und trockene Bereiche
Sichere Rückzugsorte zur Verfügung stellen
halbschattige Büsche
Erdhügel
Steinhöhlen
Frühbeete mit Temperaturregulierung
Substrate für optimale Bodenbeschaffenheit
grabfähige Erde mit etwas Sandanteil
tiefgründiger, lockerer Boden
harte, steinige Flächen möglichst verhindern
Genügend frisches Wasser
immer Zugang zu frischem Wasser
Wasserschalen oder natürliche Wasserstellen
nicht zu tief (Gefahr zu ertrinken)
Auch wenn Schildkröten nur wenig des bereitgestellten Wassers trinken, nehmen sie beim Durchlaufen dennoch Feuchtigkeit über die Haut auf.
Tipp: Ein Freigehege muss ausbruchsicher sein, weil sich Schildkröten auch unter Zäunen hindurcharbeiten können. Mehr zum artgerechten Außengehege unter: grünes Paradies für Schildkröten.

FAQ: Wenn sich Schildkröten vergraben
Ist das Eingraben einer Schildkröte gefährlich?
Nein, solange sie regelmäßig frisst, aktiv ist und gesund wirkt, ist das ein ganz normales, artspezifisches Verhalten.
Wie lange kann eine Schildkröte eingegraben bleiben?
Eine Schildkröte kann mehrere Stunden bis Tage eingegraben bleiben. Das hängt unter anderem von den klimatischen Bedingungen sowie ganz individuell vom Tier ab.
Soll man eine Schildkröte ausgraben?
Im Normalfall sollte man eine Schildkröte nicht ausgraben. Wenn sie jedoch über Tage nicht frisst, schwach oder apathisch wirkt oder Krankheitszeichen zeigt, ist Handlungsbedarf gefragt.
Verwechseln Schildkröten Sommer- und Winterstarre?
Nein, vergraben sich Schildkröten im Sommer ist das kein echtes Starreverhalten, sondern vielmehr ein Schutzmechanismus.
Fazit
Vergraben sich Schildkröten im Sommer, ist das ein vollkommen natürliches Verhalten. Es dient dem Schutz, der Temperaturregulation und der Ruhe.
Wichtig ist jedoch, die gepanzerten Reptilien artgerecht zu halten und regelmäßig zu beobachten. So lernt man, die Bedürfnisse der Tiere besser zu verstehen - die Schildkröte bleibt gesund und man selbst entspannt.
Titelfoto: TAG24/AN