Bist Du emotional abhängig? Diese Anzeichen sprechen dafür!

Bezeichnungen wie "Liebe ohne Grenzen" oder "bedingungslose Liebe" klingen erstmal romantisch. Aber das sind sie nicht, denn emotionale Abhängigkeit kann sehr gefährlich für das gesunde Ich sein. Welche Gefahren damit einhergehen, welchen Ursprung sie hat, welche Anzeichen es gibt und wie Du den Weg in ein selbstbestimmtes Leben finden und beschreiten kannst, hat TAG24 für Dich zusammengestellt!

Weitere spannende Themen rund um Partnerschaft und Sinnlichkeit findest Du im Liebe-Ratgeber von TAG24.

Emotional abhängige Menschen richten ihr Leben oft nach dem Partner oder der Partnerin aus.
Emotional abhängige Menschen richten ihr Leben oft nach dem Partner oder der Partnerin aus.  © 123RF/deagreez

Emotionale Abhängigkeit ist keine Liebe, auch wenn Dir Dein Kopf vielleicht etwas anderes erzählen will. Bist Du emotional abhängig, dann bindest Du Dich gefühlsmäßig so sehr an eine andere Person, dass sich Dein Selbstwert und Dein Selbstbewusstsein nahezu ausschließlich aus der Fixierung auf Deinen Partner oder Deine Partnerin speisen. Diese Art von Beziehungen vermissen jegliche Augenhöhe und sind weit entfernt von einer gleichberechtigten Partnerschaft.

Damit sind nicht die ersten Monate extremer Verliebtheit gemeint, in denen wir alle um diesen anderen Menschen permanent gedanklich kreisen. Dafür sorgt dieser wunderbare Drogencocktail in unserem Gehirn, der uns von morgens bis abends an nichts anderes denken lässt als an diese eine Person. In einer Beziehung, in der Du emotional abhängig bist, fixierst Du Dich auch nach dieser krassen Verliebtheitsphase voll und ganz auf Deinen Partner oder Deine Partnerin. Das Problem dabei ist, dass es schwer ist, aus einer solchen Beziehung ohne Hilfe allein wieder auszusteigen.

Wie findest Du nun heraus, ob Du von einem anderen Menschen emotional abhängig bist? Bestimmte Anzeichen deuten klar und deutlich darauf hin.

Anzeichen für eine emotionale Abhängigkeit

Emotional Abhängige sehen nur noch ihren Liebling - alles andere spielt eine untergeordnete Rolle.
Emotional Abhängige sehen nur noch ihren Liebling - alles andere spielt eine untergeordnete Rolle.  © 123rf/serezniy

Du glaubst, ohne Deinen Partner oder Deine Partnerin nicht leben zu können. Dein ganzes Leben und Dein ganzes Sein drehen sich um diesen einen Menschen. Deine Gedanken kreisen stets und ständig um diese Person. In der Regel idealisierst Du Dein Gegenüber, hebst ihn oder sie auf einen imaginären Sockel und würdest wirklich alles für diese Beziehung tun.

Idealisierung des Partners oder der Partnerin

Das heißt, Du passt Dich an, verbiegst Dich, unterdrückst Deine Bedürfnisse und Wünsche, um ihr oder ihm zu gefallen, es der anderen Person somit recht zu machen und ihr nahe zu sein. In manchen Fällen geht das so weit, dass Du sogar auf Deine Hobbys verzichtest und auch Deinen Freundeskreis aufgibst, um für den anderen Menschen an Deiner Seite mehr oder weniger rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen. Du scheust Dich nicht davor, mögliche Verabredungen mit Freunden oder Bekannten abzusagen, wenn Du dafür Zeit mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin verbringen kannst.

Extreme Eifersucht

Du klammerst und bist extrem eifersüchtig. Du lässt Deinen Partner oder Deine Partnerin nicht aus den Augen. Permanent schwelt eine Angst in Dir, dass sich Dein Gegenüber für eine andere Person mehr als für Dich interessieren könnte und Dich schlimmstenfalls verlässt. Außerdem fällt es Dir schwer, Dich in dieser Beziehung fallen zu lassen. Das Gegenteil ist eher der Fall. Dein bestimmendes Grundgefühl ist eine latente Anspannung.

Dein Kopfkino ist immer an und Du malst Dir verschiedenste Szenarien aus, was zum Beispiel passieren könnte, wenn Dein Partner oder Deine Partnerin ohne Dich unterwegs ist. Aus diesem Grund scheust Du auch nicht davor zurück, das Handy Deines Gegenübers zu checken und ihn oder sie auf andere Art und Weise zu kontrollieren.

Die vermeintliche Kontrolle gibt Dir in der Beziehung ein Gefühl von Halt, Stabilität und Sicherheit.

Alleinsein - wie geht das?

Bist Du emotional abhängig, fällt es Dir wahrscheinlich sehr schwer, Zeit mit Dir selbst zu verbringen und allein zu sein. Du bist gewohnt, dass Dein Partner oder auch Deine Partnerin den Ton angibt und Entscheidungen fällt, auch wenn Du tief in Deinem Inneren damit möglicherweise gar nicht einverstanden bist.

Gerade dann, wenn die emotionale Abhängigkeit in dieser Beziehung schon länger andauert, bist Du immer weniger in der Lage, Entscheidungen allein zu treffen. Allein zu sein macht Dir eventuell große Angst. Du weißt nichts mit Dir anzufangen, fühlst Dich unsicher, haltlos und unvollständig. Es könnte gut sein, dass sich diese Unsicherheit auch körperlich bemerkbar macht, zum Beispiel durch innere Unruhe.

Höchstwahrscheinlich weißt Du auch nicht, was Du jetzt in diesem Moment des Alleinseins gebrauchen könntest, um Dir selbst den Halt zu geben, den Du ansonsten von der anderen Person bekommst. Anstatt Dich mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen, greifst Du zum Handy, gehst Deine Kontakte durch und überlegst, wen Du anrufen könntest.

Konflikte auszutragen fällt Dir schwer

Führen zwei Menschen eine Beziehung, dann ist es normal, dass beide nicht immer einer Meinung sind. Bestimmte Dinge müssen miteinander verhandelt werden. Konflikte lassen sich nicht ganz vermeiden. Bist Du emotional abhängig, dann machen Dir diese Konflikte enorme Angst. Du strebst nach Harmonie. Anstatt Deine Meinung zu vertreten und für Dich und Deine Bedürfnisse einzustehen, gehst Du lieber den Weg des geringsten Widerstandes.

Das heißt, Du hältst Dich mit Deinen Ansichten zurück, passt Dich an und ordnest Dich auch in dieser Hinsicht unter. Zu groß ist die Angst, dass Dich die andere Person verlassen könnte, wenn Du wirklich zu Dir stehst.

Den Ärger darüber, dass Du nachgegeben und/oder nicht ausreichend zu Dir gestanden hast, agierst Du passiv-aggressiv aus. Du mauerst, schmollst, ziehst Dich zurück, ignorierst Dein Gegenüber oder rollst mit den Augen.

Emotionale Abhängigkeit: Du weißt nicht, wie Du Dich aus dieser Beziehung lösen sollst

Ist man emotional abhängig, sind die mentalen Verletzungen oft groß, eine Trennung aber nahezu unüberwindbar.
Ist man emotional abhängig, sind die mentalen Verletzungen oft groß, eine Trennung aber nahezu unüberwindbar.  © 123RF/saksoni

Wenn Dein Kopf weiß, dass diese Beziehung schon bessere Tage gesehen hat, und Du spürst, dass es Zeit ist, zu gehen, dann wird genau dieser Schritt eine große Herausforderung für Dich sein. Bisher hat sich Dein Leben um den Menschen an Deiner Seite gedreht. Allein der Gedanke an Trennung macht Dir möglicherweise Angst und sorgt für Bauchschmerzen.

Sich wirklich zu trennen, kann sich wie eine Mammut-Aufgabe anfühlen. Du fühlst Dich so stark an Deine Partnerin oder Deinen Partner gebunden, dass Du Dir nicht vorstellen kannst, zu gehen und komplett auf Dich allein gestellt zu sein. Im schlimmsten Fall hast Du Dein soziales Netzwerk in der Zeit der Beziehung aufgegeben, um für die andere Person immer verfügbar zu sein. Egal ob Freunde oder Familie an Deiner Seite sind, scheue Dich nicht, Dir auch professionelle Hilfe für die Zeit der Trennung zu suchen.

Die Reise zurück zu Dir selbst kann ein steiniger und anstrengender Weg sein. Und dennoch lohnt er sich auf jeden Fall zu gehen. Du lernst Dich selbst und Deine Bedürfnisse und Wünsche besser kennen und machst somit den Weg frei, Beziehung zukünftig auf eine gesunde Art und Weise zu leben. Ganz ohne emotionale Abhängigkeit.

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Aus einem "Ich liebe Dich, weil ich Dich brauche" wird ein "Ich brauche Dich, weil ich Dich liebe". Und das fühlt sich am Ende tausendmal besser an.

In 4 Schritten raus aus der emotionalen Abhängigkeit - rein in ein selbstbestimmtes Leben

Nach dem anfänglichen Schmerz entsteht ein neues und starkes Ich.
Nach dem anfänglichen Schmerz entsteht ein neues und starkes Ich.  © 123RF/ra2studio

Mit Liebe hat emotionale Abhängigkeit wenig zu tun - genauso wenig wie mit einer Beziehung auf Augenhöhe und einer gleichberechtigten Partnerschaft. Aus so einer ungesunden Beziehungsdynamik wieder auszusteigen und die emotionale Abhängigkeit zu überwinden, ist nicht ganz so einfach, aber möglich.

Professionelle Unterstützung von außen durch eine externe Person kann dabei hilfreich sein, um die eigenen blinden Flecken zu erkennen und die Beziehungsdynamik zu entschlüsseln. Denn die ist vielen Menschen, die emotional von ihrem Partner oder ihrer Partnerin abhängig sind, gar nicht so unmittelbar klar.

Erster Schritt: Beziehungsmuster verstehen

Im ersten Schritt geht es wirklich darum, zu verstehen, welche Art von Beziehung Du lebst. Denn verändern können wir immer nur das, was uns auch bewusst ist. Bist Du emotional abhängig, dann hast Du in der Regel Angst vor Ablehnung und Zurückweisung. Deine Verlustangst ist groß und deshalb tust Du eine Menge dafür, die Beziehung nicht "zu gefährden".

Das bedeutet, Du passt Dich an, ordnest Dich unter und stellst die Bedürfnisse Deines Gegenübers über Deine eigenen Interessen und Wünsche. Allein das zu anzuerkennen, kann schon einen großen Unterschied machen.

Zweiter Schritt: Was steckt hinter Deinem Verhalten in Beziehungen?

Das ist also der Status quo - so verhalte ich mich in Beziehungen. Akzeptiere erst einmal das, was gerade ist. In einem zweiten Step geht es nun darum, herauszufinden, warum Du so handelst, wie Du handelst. Kennst Du dieses Muster auch aus früheren Beziehungen? In welchen Situationen verhältst Du Dich emotional abhängig? Welche Glaubenssätze stecken dahinter? "Ich muss mir Liebe verdienen", "Wenn ich mich nur genügend anstrenge, dann werde ich auch geliebt" oder "Nur wenn ich lieb und brav bin und mich anpasse, dann werde ich geliebt" sind zum Beispiel solche möglichen Glaubenssätze.

Deren Ursprung liegt oft weit zurück in der Vergangenheit. Denn wie wir Beziehungen leben und uns in ihnen verhalten, lernen wir im Umgang mit unseren primären Bezugspersonen.

Dort wird unser Bindungsstil geprägt und wirkt sich neben verschiedenen anderen Faktoren, zum Beispiel unserer Beziehungshistorie, auch auf unsere Partnerwahl aus.

Dritter Schritt: Selbstwert stärken

Durch Zeit mit sich selbst findet man sein wahres Ich.
Durch Zeit mit sich selbst findet man sein wahres Ich.  © 123RF/sergiomonti

Wie sieht Deine Beziehung zu Dir selbst aus? Wie ist es um Deinen Selbstwert bestellt? Magst Du Dich und verbringst Du gern Zeit mit Dir selbst? Emotionale Abhängigkeit kann dann besonders "gut gedeihen", wenn Dein Selbstwert eher gering ausfällt. Der Grund dafür kann ebenfalls schon lange zurückliegen, aber auch Verletzungen aus früheren Beziehungen können hier eine wichtige Rolle spielen.

Wenn Du von Deiner eigenen Person eher wenig hältst und unsicher bist, stellst Du Dein Gegenüber automatisch auf ein Podest. Du suchst in dieser anderen Person den Halt, den Du Dir selbst so schlecht geben kannst. Dein Partner oder Deine Partnerin soll Deine fehlende Selbstliebe durch seine Zuneigung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit wettmachen. Um diese emotionale Versorgung durch Dein Gegenüber zu sichern, bist Du bereit, Dich unterzuordnen und Deine Bedürfnisse entsprechend zurückzustellen.

Das Problem dabei ist, dass kein anderer Mensch - auch nicht Dein Partner oder Deine Partnerin - dieses Loch an mangelnder Selbstliebe stopfen kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass Du Dich so im Laufe der Zeit immer weiter von Dir selbst entfernst. Am Ende einer solchen Beziehung kann es sein, dass Du oft nicht mehr weißt, was wirklich zu Dir gehört.

Du übernimmst fremde Werte, Haltungen und Einstellungen. Ein wesentlicher Schritt, um emotionale Abhängigkeit zu überwinden, besteht also darin, den eigenen Selbstwert zu stärken.

Folgende Fragen helfen Dir dabei, zu Dir zurückzufinden:

  • Was will ich von diesem Leben?
  • Welche Aufgabe habe ich in diesem Leben?
  • Was macht mir Spaß?
  • Wie und womit fülle ich meine Tage (aus)?
  • Was gibt mir Kraft, was raubt mir Energie?
  • Wofür brenne ich?
  • Welcher Job erfüllt mich?
  • Welche Werte sind mir so wichtig, dass daran kein Weg vorbeiführt?
  • WER BIN ICH?

Es geht darum, ein gutes "Ich-Gefühl" zu entwickeln, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche kennenzulernen, wahrzunehmen und Grenzen zu setzen. Denn natürlich kann ich mit einem anderen Menschen sehr verbunden sein und trotzdem meine Grenzen aufzeigen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Du Dich mit den eigenen Grenzen beschäftigst.

Erst wenn Du weißt, wo Deine individuellen Grenzen liegen, kannst Du sie auch nach außen hin verteidigen.

4. Schritt: Aktiv werden und sich ausprobieren

Herauszufinden, was Du wirklich willst, wofür Du stehst und was Dich ausmacht, ist ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Und dieser Prozess wird auch nie ganz abgeschlossen sein. Das liegt schon in der Natur der Sache, da wir alle uns im Laufe des Lebens verändern. Sachen, die uns heute wichtig erscheinen, verlieren vielleicht in fünf oder zehn Jahren an Stellenwert. Vielmehr geht es darum, überhaupt erst einmal loszugehen. Und das bei aller Unsicherheit.

Nimm Deine Angst an die Hand und probiere Dich aus. Nur indem Du Dich entscheidest, die Dinge anzupacken und auszuprobieren, findest Du heraus, ob sie zu Dir gehören oder nicht. Folge der Freude. Die ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Du auf dem richtigen Weg bist. Je mehr Du Dich nach "draußen" wagst, desto besser für Dein Selbstwertgefühl und Dein Selbstbewusstsein.

Denn Du wirst feststellen, dass Du zunehmend in der Lage bist, Entscheidungen allein zu treffen, Deine Bedürfnisse wahrzunehmen und anderen Menschen Grenzen zu setzen. Irgendwann fühlt es sich ganz selbstverständlich und möglicherweise auch richtig gut an, Zeit ganz allein mit Dir selbst zu verbringen.

Der Weg dorthin ist vielleicht an einigen Stellen holprig, braucht eine Menge Mut, aber er lohnt sich auf jeden Fall. Denn am Ende wartet auf Dich ein selbstbestimmtes und authentisches Leben.

Fazit: Selbstbestimmung statt emotionale Abhängigkeit

Niemand sollte sich selbst aufgeben, um in einer vermeintlich glücklichen Partnerschaft zu leben. Ebenbürtigkeit muss zwar beidseitig entstehen, aber sie beginnt bei und in einem selbst.

Titelfoto: 123RF/deagreez

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