Dresden - Trump, Putin, Ukraine, China, Automobilkrise: Die globalen Rahmenbedingungen sind nach Corona auch für die sächsische Wirtschaft erneut schwieriger geworden. Die Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) steuert mit Netzwerkarbeit und Messeteilnahmen gegen und punktet mit Neuansiedlungen.
Dirk Panter (51, SPD), WFS-Aufsichtsratsvorsitzender: "2024 verzeichnete Sachsen mit Ausfuhren in Höhe von 51,1 Milliarden Euro das zweitbeste Exportjahr."
Außenwirtschaft und internationale Vernetzung seien unverzichtbar für den Erfolg, sagte er.
Daran hat auch die WFS einen Anteil. Sie unterstützte 2024 über 1200 sächsische Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Wie WFS-Geschäftsführer Thomas Horn (54) ausführte, realisierte die Gesellschaft mit 65 Mitarbeitern 69 Außenwirtschaftsprojekte, darunter Unternehmerreisen zur Markterkundung nach Indien, Japan, Mexiko oder Saudi-Arabien, 23 Kooperations-Veranstaltungen und 19 Beteiligungen an Industriemessen für insgesamt 236 Aussteller.
Auf dem WFS-Erfolgskonto stehen zudem 19 Neuansiedlungen und Firmenerweiterungen mit einem Volumen von knapp 129 Millionen Euro und 949 neuen Arbeitsplätzen, verteilt über ganz Sachsen.
Wirtschaftsminister Panter hat Indien im Blick
So wird der Schweizer Hersteller von Regelungstechnik Belimo sein Servicecenter in Großröhrsdorf (Kreis Bautzen) erweitern. Neu sind der österreichische Wärmepumpen-Hersteller iDM in Bernsdorf (Kreis Bautzen) und der französische Solar-Modul-Recycler ROSI in Elsnig (Nordsachsen). Beide wollen noch in diesem Jahr loslegen.
Um auch weiter wirtschaftlich vorn mitzuspielen, sei es unabdingbar, sich auf die neuen Bedingungen (Zölle!) einzustellen, sagte Horn. "Wir schauen auf die Wachstumsmärkte wie die G20-Staaten (außer Russland), Korea, Mexiko und vor allem Indien", so Horn.
Auch Wirtschaftsminister Panter hat Indien im Blick. Im November wird er selbst in das bevölkerungsreichste Land der Erde reisen.
"Zeit für neue Wege" - ein Kommentar von Thomas Staudt
Die Wirtschaftsförderung Sachsen hat in ihrer 2024er-Bilanz einiges vorzuweisen. Unterm Strich stehen eine Reihe internationaler Messebeteiligungen, Netzwerktreffen, Unternehmerreisen und nicht zuletzt Neuansiedlungen international agierender Unternehmen, die in Sachsen produzieren wollen, idealerweise werden.
Der Blick zurück ist wichtig, auch als Maßstab, vor allem aber als Korrektiv für künftiges Handeln. Das ist in einer Zeit besonders wichtig, in der alte Gewissheiten nichts mehr gelten, bisher als verlässlich eingestufte Partner sehr eigene Wege gehen und die Ankündigungen von heute schon morgen wieder zurückgenommen werden.
Die staatseigene WFS, die als GmbH firmiert, verharrt durchaus nicht in alten Gewohnheiten. Nun, da die USA und China wegen der egoistisch/US-zentristischen Zollpolitik Trumps als Exportländer auch für sächsische Firmen zunehmend aus dem Fokus rücken, nimmt man bei der WFS auch andere Märkte ins Visier.
Ob die Konzentration auf neue Märkte, in Indien, Mexiko oder Korea etwa, genügt, um Ruhe in das "Export- und Zollchaos" zu bringen, bleibt abzuwarten. Verlässlich ist in diesen Zeiten nicht mehr viel.
Und selbst ein als sicher geglaubter Plan B kann quasi mit einem Wort von der einen oder anderen Seite kippen. Einen möglichen Ausweg auch für die sächsische Wirtschaft scheinen in dieser verzwickten Gemengelage vielleicht nur Flexibilität und Diversifizierung zu bieten.