Atomkraftwerk vor Sachsens Haustür droht - ordentlich Kritik an Regierung
Dresden/Tušimice - Direkt hinter der sächsischen Grenze zu Tschechien könnte ein neues Atomkraftwerk entstehen. Auch Sachsens Staatsregierung hat zu den Atom-Plänen im Nachbarland bereits Stellung bezogen. Bei den Grünen sorgt die jüngste Reaktion jedoch für mächtig Kopfschütteln.
Alles in Kürze
- Tschechien plant Atomkraftwerk bei Tušimice.
- Sachsen liegt nur wenige Kilometer entfernt.
- Grüne kritisieren Sachsens Regierung für zurückhaltende Reaktion.
- Umweltministerium will Tschechiens Umweltbericht prüfen.
- Bau des AKWs soll 2034 beginnen.

"Ein Kernkraftwerk vor unserer Haustür ist kein spannendes Experiment, sondern ein erheblicher Risikofaktor für Mensch und Natur", betont Landtagsabgeordneter Thomas Löser (53, Grüne) am Donnerstag.
Nach seiner Einschätzung vermeidet die Regierung, eine klare Position zu den Plänen zu beziehen. Viel zu zurückhaltend, findet Löser. Er vermisst deutliche Aussagen, die auf Risiken hinweisen und "zum Beispiel das große Thema des Wasserbedarfs aufmachen".
Die Forderung: "Die Staatsregierung muss eine deutliche Stellungnahme formulieren, die den Schutz für die Sächsinnen und Sachsen sowie unserer Natur in den Mittelpunkt stellt", so der Grünen-Politiker. Sachsens Regierung reagierte Mitte Juli auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten bezüglich ihrer Position zum Vorhaben.
In der Antwort betonte man Tschechiens "unabhängige Energiepolitik", auf die man keinen Einfluss habe. Das Umweltministerium wolle aber Tschechiens noch ausstehenden Umweltbericht für das Projekt prüfen.
Nur wenige Kilometer vom Erzgebirgskreis entfernt

Die Tschechische Republik hatte im Mai über Pläne für ein "Small Modular Reactor (SMR)-Kernkraftwerk" mit drei Reaktoren in Tušimice bei Chomutov informiert. Ein Atomkraftwerk mit Reaktoren, die deutlich kleiner als in herkömmlichen AKWs ausfallen und eine geringere elektrische Leistung liefern.
Der Bau der Atom-Anlage soll 2034 beginnen. Strom fließen soll ab 2038, so die Pläne. Falls diese realisiert werden, würde die Luftlinie zwischen AKW und Erzgebirgskreis nur etwa 17 Kilometer betragen.
Das Thema sorgte bereits im Juni für eine hitzige Debatte im Landtag. Vor allem von den Grünen, den Linken und der SPD hagelte es Kritik an den Plänen.
BUND, Greenpeace und Parents for Future hatten zudem beim Umweltminister der Tschechischen Republik Einspruch gegen die Errichtung des Atomkraftwerkes eingelegt.
Titelfoto: Fotomontage: Harry Härtel//Thomas Türpe