Stadion-Tour mit Seamon: So tickt der neue Coach der Monarchs

Dresden - Noch herrscht im Heinz-Steyer-Stadion reges Bautreiben, doch spätestens Ende August sollen hier unter anderem die Dresden Monarchs ihr neues Zuhause beziehen. TAG24 hat daher mit dem neuen US-Headcoach der Königlichen, Greg Seamon (68), auf der Baustelle vorbeigeschaut und schon einmal den Rasen angetestet.

Mit dem neuen Coach auf Stadion-Tour. Greg Seamon (68) schaute auf der Baustelle Heinz-Steyer-Stadion vorbei.
Mit dem neuen Coach auf Stadion-Tour. Greg Seamon (68) schaute auf der Baustelle Heinz-Steyer-Stadion vorbei.  © Lutz Hentschel

TAG24: Herr Seamon, wie groß ist die Vorfreude auf das erste Heimspiel im Heinz-Steyer-Stadion?

Greg Seamon: "Ich freue mich riesig darauf, hier zu spielen. Das Stadion wird wunderschön und hat genau die richtige Größe. Ich war mal in Ohio zu Gast, dort passen vielleicht 106.000 Menschen in das Stadion und das war fast jedes Spiel der Ohio State Buckeyes auch voll besetzt. Vor vier Jahren war ich High-School-Coach, da waren vielleicht 3000 Zuschauer da. Diese Spiele waren nicht minder wichtig. Das Feld hat immer die gleiche Größe und am Ende kommt es nur darauf an, was darauf passiert."

TAG24: In Deutschland ist alles ein bisschen kleiner, auch die Sportart American Football. Wie sehen Sie ihre Aufgabe hier? Sind Sie auch eine Art Botschafter des Sports?

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Dresden Monarchs Mit jeder Menge "Peng"? Finke tritt wieder bei den Monarchs an!

Seamon: "Ich will American-Football-Trainer sein. Diese Möglichkeit hier ist großartig. Paul Alexander hat so viele tolle Sachen erzählt. Ich möchte aber auch gern eine Art Botschafter sein. Ich denke, dass alle Spieler und Trainer überall auf der Welt das sind, wenn sie es sein wollen. Je nachdem, wie viel ihnen der Sport bedeutet."

TAG24: Sie sind inzwischen seit drei Wochen in Dresden. Wie haben Sie sich eingelebt?

Seamon: "Ich habe mich hier ziemlich schnell eingewöhnt. Die Wohnung in der Residenz am Zwinger ist großartig, ich habe sofort ein Auto vom Autohaus Glöckner bekommen. Alle Leute hier sind toll zu mir. Der Übergang in diesen neuen Abschnitt war wirklich einfach."

Greg Seamon konzentriert sich voll und ganz auf die Arbeit bei den Dresden Monarchs

Der schon im August fertiggestellte Rasen wurde vom neuen Monarchs-Coach Greg Seamon unter die Lupe genommen.
Der schon im August fertiggestellte Rasen wurde vom neuen Monarchs-Coach Greg Seamon unter die Lupe genommen.  © Lutz Hentschel

TAG24: Haben Sie in der Stadt bereits einen Lieblingsplatz gefunden?

Seamon: "Ich genieße es, durch die Altstadt zu laufen. Dresden ist beeindruckend, vor allem die Frauenkirche. Ich war da bereits mehrfach. Allerdings bin ich hier, um zu coachen. Deswegen bin ich auch sechs Tage die Woche im Büro. Ich werde sicherlich die Stadt noch mehr erkunden. Vordergründig bin ich aber hier, um die Dresden Monarchs zu trainieren."

TAG24: Gibt es etwas, was Sie bereits vermissen?

Seamon: "Definitiv meine Familie. Aber zum Glück gibt es inzwischen sehr gute Technologien, um immer wieder miteinander in Kontakt zu treten. Wir verabreden uns mehrfach die Woche. Im Sommer werden alle hier sein, während der Sommerpause werde ich sie auch besuchen. Darauf freue ich mich jetzt schon."

TAG24: Haben Sie ein Hobby, das Sie hier auch ausleben können?

Seamon: "Ich spiele gern Golf - auch, wenn ich nicht gerade gut bin. Wenn die Saison läuft, konzentriere ich mich aber auf Football und lass das Hobby beiseite."

Die ersten Trainingseinheiten der Dresden Monarchs haben den Coach beeindruckt

Der neue Coach der Dresden Monarchs, Greg Seamon, im Gespräch mit TAG24-Redakteur Jens Maßlich (39).
Der neue Coach der Dresden Monarchs, Greg Seamon, im Gespräch mit TAG24-Redakteur Jens Maßlich (39).  © Lutz Hentschel

TAG24: Die ersten Trainingseinheiten sind getan. Was sind Ihre ersten Eindrücke?

Seamon: "Kern des Teams sind die deutschen Spieler. Großartige Jungs! Ich war schon im Dezember, als ich eine Einheit von ihnen verfolgt hatte, beeindruckt von ihrer Einstellung und dem Geist, der in diesem Team herrscht. Es gibt hier einige Veteranen, welche sehr wichtig sind. Die Imports sind talentiert und werden ihre Rolle im Team finden. Die Disziplin im Training ist hoch, es werden wenige Fehler gemacht. Klar müssen wir Sachen verbessern. Aber der Anfang sah wirklich gut aus."

TAG24: Wie verlief das erste Camp? Was haben Sie sich für das zweite vorgenommen?

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Seamon: "Ausgezeichnet! Wir haben an den Fundamenten gearbeitet und werden im zweiten Camp tiefer in die Taktik einsteigen. Es gilt, den Übergang von reinen Drills hin zu verschiedenen Spielsituationen hinzubekommen."

TAG24: Was trauen Sie dem Team in dieser Saison zu?

Seamon: "Wir haben die Fähigkeiten, den German Bowl zu gewinnen. Talentiert genug sind wir dafür. Andere Teams aber auch. Ich habe die Jungs also gefragt, ob sie auch willens sind, den Titel zu holen. Wenn du den richtigen Willen hast, bist du auch bereit, dafür zu arbeiten und dich so auch von den anderen Teams abzusetzen."

TAG24: Das Saisonziel ist also der Titel?

Seamon: "Ja!"

Greg Seamon will mit den Dresden Monarchs nicht weniger als den Meistertitel

Noch ist das Heinz-Steyer-Stadion eine Baustelle. Greg Seamon ließ trotzdem schon mal die ersten Bälle fliegen.
Noch ist das Heinz-Steyer-Stadion eine Baustelle. Greg Seamon ließ trotzdem schon mal die ersten Bälle fliegen.  © Lutz Hentschel

TAG24: Was wird die größte Herausforderung?

Seamon: "Verletzungen spielen immer eine Rolle. Wir trainieren, um diese zu vermeiden. Das geht nicht immer, dann müssen die Spieler aus der nächsten Reihe den Platz bestmöglich ausfüllen. Die vergangene Saison hat gezeigt: Konstanz wird ebenfalls ein wichtiger Faktor. Fast die komplette Saison war unglaublich stark und konstant. Doch ausgerechnet in den Play-offs war die Mannschaft nicht wiederzuerkennen. Da waren plötzlich viele Strafen und Fehler, die vorher nicht da waren. Jedes Spiel, jeder Spielzug beginnt von Neuem. Nichts wird einfach so funktionieren, weil es in der Vergangenheit funktioniert hat."

TAG24: Was wissen Sie über die GFL und die Teams?

Seamon: "Ich habe bereits viele Videos studiert und dabei einige Teams gesehen, die sehr gut gecoacht werden. Da gibt es einige engagierte Coaches. Wenn die auch so einen guten Trainerstab haben wie ich hier bei den Monarchs, dann ist das Level in der GFL schon sehr hoch. Robert Cruse, Martin Schmidt und Erik Keil könnten auch überall arbeiten, wo ich in meiner Karriere bereits war. Sie haben einen großen Sachverstand."

TAG24: Offense gewinnt Spiele, Defense Meisterschaften. Stimmen Sie zu?

Seamon: "Nein. Am Ende holt das Team den Titel, das jedes einzelne Spiel der Saison besser performt - offensiv wie defensiv. Alle Mannschaftsteile müssen gut sein, sonst gewinnst du keine Titel. Gleichzeitig beeinflussen sich aber auch die Mannschaftsteile. Wenn die Defense gut funktioniert, ändert sich auch der Plan in der Offense. Umgedreht genauso. Specials Teams sind nicht weniger wichtig."

TAG24: Was waren bisher die größten Erfolge Ihrer Karriere?

Seamon: "Ich habe auf fast allen Ebenen gearbeitet. Ich würde keinen Sieg über den anderen stellen. Trotzdem ragt für mich mein Engagement als Running-Back-Coach an der US-Militär-Akademie West Point 1984 heraus. Am Ende der Saison waren wir erstmals in einem Finale gegen das Top-10-Team von der Michigan State University. Die waren unfassbar stark, trotzdem haben wir sie 10:7 geschlagen. Für einen jungen Trainer war es eine großartige Erfahrung zu sehen, dass jedes Spiel mit der richtigen Vorbereitung und Taktik gewonnen werden kann."

Titelfoto: Lutz Hentschel

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