Wer muss zittern? Das sind die Abstiegskandidaten der 2. Liga

Deutschland - Nicht nur die Aufsteiger kann es erwischen! Arminia Bielefeld ist warnendes Beispiel. Mit hohen Erstliga-Ambitionen starteten die Ostwestfalen im Vorjahr, stiegen schließlich nach Relegation in die 3. Liga ab. Wer sind dieses Jahr die Abstiegskandidaten der 2. Liga? TAG24 macht den Check.

SV Elversberg betritt in der 2. Liga Neuland

Thore Jacobsen (26) schaltet und waltet in der Mittelfeldzentrale der SV Elversberg.
Thore Jacobsen (26) schaltet und waltet in der Mittelfeldzentrale der SV Elversberg.  © Uwe Anspach/dpa

Das gab es noch nie! Mit der SV Elversberg betritt ein absoluter Neuling die Zweitliga-Bühne. Trainer Horst Steffen (54) ist seit 2018 im Amt, seinem Team gelangen zuletzt zwei Aufstiege in Serie.

Chancen auf eine Fortsetzung des saarländischen Märchens sind gegeben. Bis auf Angreifer Nick Woltemade (21, zurück zu Werder Bremen) sind die Stammspieler geblieben.

Offensiv hat sich die SVE mit den Drittliga-Stürmern Dominik Martinovic (26), Joseph Boyamba (26) und Juwel Wahid Faghir (19) vom VfB Stuttgart verstärkt.

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Sie geben dem Coach die Chance, vom 4-2-3-1 wie schon zu Drittliga-Zeiten auf Systeme mit zwei oder sogar drei Angreifern umzustellen.

Die Standards von Denker und Lenker Thore Jacobsen (26) könnten sich auch eine Liga höher als Waffe erweisen. Was Elversberg fehlt, ist Zweitliga-Erfahrung. Nur die wenigsten Profis durften hier schon Spielpraxis sammeln. So souverän die Profis lange durch die 3. Liga marschierten, so sehr wurstelte man sich ins Aufstiegsziel, zeigte Nerven im Endspurt.

Große Sprünge darf man von den Saarländern nicht erwarten, doch sie haben das Zeug, der neue SV Sandhausen zu werden und als Außenseiter den Favoriten Beine zu stellen.

VfL Osnabrück: Wer springt für Ba-Muaka Simakala in die Bresche?

Skeptische Miene bei Timo Beermann (32). Der etatmäßige Kapitän fällt wegen eines Knöchelbruchs aus.
Skeptische Miene bei Timo Beermann (32). Der etatmäßige Kapitän fällt wegen eines Knöchelbruchs aus.  © Friso Gentsch/dpa

In einem Herzschlagfinale mit Toren in Minute 94 und 96 sicherte sich der VfL Osnabrück den Last-Minute-Aufstieg. Von der Euphorie und der Heimstärke möchten sich die Niedersachsen tragen lassen, doch dem VfL steht eine schwere Saison bevor. So wiegt zum Beispiel der Abgang des überragenden Top-Scorers Ba-Muaka Simakala (26, Holstein Kiel) schwer.

Seine Dribblings und Torabschlüsse werden den Osnabrückern fehlen, Schnelligkeit bringt auch sein Nachfolger Christian Conteh (23) mit, dafür jedoch weniger Torgefahr. Auch der Verlust von Mittelfeldmotor Sven Köhler (26, Odense BK) muss aufgefangen werden.

Stärker als im Vorjahr werden die Liga-Weißen dafür im Sturm sein. Die Last des Toreschießens liegt nun nicht mehr nur allein bei Erik Engelhardt (25), sondern wird auf die Schultern von Kwasi Wriedt (29) und John Verhoek (34) verteilt.

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Eine Liga tiefer setzte Trainer Tobi Schweinsteiger (41) oft auf eine eingespielte Startelf. Die muss er in der 2. Bundesliga wegen der Abgänge erst einmal finden, zumal Abwehrchef Timo Beermann (32) mit Knöchelbruch wochenlang fehlen wird.

Trotz mehrerer Fragezeichen ist Osnabrück der Klassenerhalt auf emotionalem Weg zuzutrauen, eine Platzierung zwischen 12 und 18 scheint realistisch.

SV Wehen Wiesbaden: Hollerbach ist nicht zu ersetzen

Das Saisonziel von Markus Kauczinski (53) und dem SV Wehen Wiesbaden kann nur Klassenerhalt lauten.
Das Saisonziel von Markus Kauczinski (53) und dem SV Wehen Wiesbaden kann nur Klassenerhalt lauten.  © Friso Gentsch/dpa

Dank des überragenden Sturm-Duos Ivan Prtajin (27) und Benedict Hollerbach (24) gelang dem SV Wehen Wiesbaden die Rückkehr in die 2. Liga. Die Kombination - einer groß und kopfballstark, der andere klein und wendig - reichte für insgesamt 33 Treffer. Hollerbach ist nun aber einen Tag vor dem Saisonstart zu Union Berlin gewechselt.

Von den Neuzugängen hat einzig Antonio Jonjic (23, Erzgebirge Aue) seine Zweitliga-Qualitäten schon unter Beweis gestellt. Eine neue Führungsachse wird bei den Hessen gesucht, nachdem sich Kapitän Johannes Wurtz (31) und sein Vorgänger Sebastian Mrowca (29) verabschiedet haben. Senkrechtstarter Brooklyn Ezeh (22, nun Hannover 96) wird schwer zu ersetzen sein.

Zudem fehlt dem SVWW ein Torwart der Kategorie "sicherer Rückhalt". Wenn etwas für den Klassenerhalt spricht, dann Trainer Markus Kauczinski (53), der auch in kritischen Phasen die Ruhe weg hat.

Wahrscheinlich ist es jedoch eine Saison, in der es vom ersten bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg geht.

Eintracht Braunschweig: Mit Jens Härtel zum Klassenerhalt?

Mit Trainer Jens Härtel (54) will Eintracht Braunschweig nach dem Klassenerhalt greifen.
Mit Trainer Jens Härtel (54) will Eintracht Braunschweig nach dem Klassenerhalt greifen.  © Andreas Gora/dpa

Nach der Spielzeit ließ Eintracht Braunschweig die Trainer-Bombe platzen. Trotz Erreichen des Saisonziels musste Michael Schiele (45) gehen. Für ihn übernimmt Jens Härtel (54) beim Klub aus Niedersachsen.

Der Abgang von Immanuel Pherai (22, HSV) war absehbar, schmerzt jedoch spürbar. Ob Kaan Caliskaner (23, von Jahn Regensburg) ihn ersetzen kann, steht auf einem anderen Blatt. Von den Neuzugängen verkörpert einzig Defensivmann Sebastian Griesbeck (32, Greuther Fürth) höhere Ansprüche.

Und so liegen beim Toreschießen die Hoffnungen weiterhin auf Ex-Bundesliga-Stürmer Anthony Ujah (32). Immerhin haben die Braunschweiger im Vorjahr Comeback-Qualitäten bewiesen, holten sich den Klassenerhalt, nachdem sie die ersten sechs Spiele nicht gewonnen hatten.

In diesem Jahr wird 34 Spiele um den Liga-Verbleib gezittert.

Hansa Rostock muss mehr Tore schießen als im Vorjahr

Im Vorjahr landete Sebastian Vasiliadis (25) mit Arminia Bielefeld unsanft am Boden der Tatsachen. Das soll sich bei Hansa Rostock nicht wiederholen.
Im Vorjahr landete Sebastian Vasiliadis (25) mit Arminia Bielefeld unsanft am Boden der Tatsachen. Das soll sich bei Hansa Rostock nicht wiederholen.  © Friso Gentsch/dpa

Drei Trainer hat Hansa Rostock in der Saison 2022/23 benötigt, um die Klasse zu halten. Damit aus Alois Schwartz (56) nun eine Dauerlösung wird, hat der neue Sportchef Kristian Walter (39) fast nur Bankdrücker abgegeben und versucht mit den Neuzugängen das spielerische Profil zu schärfen.

Christian Kinsombi (23) und Saarpreet Singh (24) kennen die 2. Liga und sollen das Flügelspiel beleben, Sebastian Vasiliadis (25, Arminia Bielefeld) stärkt die Zentrale und Semih Güler (28, Wuppertal) soll wie schon in der Regionalliga auch zwei Etagen höher fleißig einnetzen. Torgefahr ist nämlich die große Hansa-Baustelle.

Nur 32 Treffer in 34 Spielen sind abstiegsreif, dürfen sich nicht wiederholen! Eine neue Nummer neun wird nach dem Abgang von John Verhoek (34) dringend gesucht. Ausbaufähig ist auch die Torgefahr nach Standardsituationen. Die Euphorie im Umfeld wurde durch einen 2:1-Erfolg gegen Euro-League-Gewinner FC Sevilla geschürt. Die Rostocker Formel ist einfach.

Trifft Hansa häufiger als im Vorjahr, sollte der Klassenerhalt gelingen. Bleibt die Torarmut bestehen, besteht für die Kogge erneut die Gefahr des Untergangs.

1. FC Nürnberg: Alles neu macht Cristian Fiel?

Christian Fiél (43) hat beim 1. FC Nürnberg nun das Trainer-Kommando inne.
Christian Fiél (43) hat beim 1. FC Nürnberg nun das Trainer-Kommando inne.  © Daniel Löb/dpa

Eigentlich sollte ein Verein wie der 1. FC Nürnberg mit dem Abstieg nichts zu tun haben, doch bereits im Vorjahr wurde man eines Besseren belehrt. Nun ist ausgerechnet Top-Torjäger Kwadwo Duah (26) verkauft und der Macher des Klassenerhalts - Dieter Hecking (58) - ins zweite Glied gerückt.

Stattdessen übernimmt Christian Fiel (43), der Profis mit seiner emotionalen Art zwar begeistern kann, in Dresden jedoch bei der Umsetzung seines fußballerischen Konzepts überfordert wirkte.

Offensiv sollen mit Joseph Hungbo (23) und Daichi Hayachi (26) neue Gesichter aus dem Ausland für Furore sorgen. In den Testspielen waren gute Ansätze zu erkennen, doch die letzte Saison und der beispiellose Abschwung vom Aufstiegsanwärter zum Abstiegskandidaten haben auch im Umfeld viele Fragezeichen hinterlassen.

Zum Beispiel auch, ob der im Vorjahr von den FCN-Fans meist verunglimpfte Christoph Daferner (25) sich zum Torjäger wandeln kann.

Nürnberg landet in der unteren Hälfte. Sobald das ein oder andere Rädchen nicht ins andere greift, ist Abstiegskampf angesagt.

Welche Rolle spielt Holstein Kiel in der 2. Bundesliga nach einem personellen Umbruch?

Vollkommen unklar ist auch, wo Holstein Kiel nach einer zweistelligen Anzahl von Ab- und Zugängen landet. Die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp (44) schwankte im Vorjahr zwischen Genie und Wahnsinn, weshalb ein Umbruch bewusst vorangetrieben wurde.

Und die Beispiele Nürnberg und Bielefeld aus dem Vorjahr zeigen auch eines deutlich: Nur wenige Klubs können sich in der ausgeglichenen Liga sicher sein, nicht ins Fahrwasser des Abstiegs gesogen zu werden.

Titelfoto: Bildmontage: Andreas Gora/dpa, Daniel Löb/dpa, Friso Gentsch/dpa

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