Kommentar zum WM-Aus: Von einer Turniermannschaft ist Deutschland weit entfernt!

Katar - Aus und vorbei! Wie schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ist Deutschland auch bei der WM 2022 in der Vorrunde rausgeflogen. Ein Kommentar zum Ausscheiden der Nationalmannschaft: Die DFB-Elf ist keine Turniermannschaft mehr.

Unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Die deutsche Hintermannschaft um Kapitän Manuel Neuer kassierte fünf Gegentreffer in drei Gruppenspielen.
Unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Die deutsche Hintermannschaft um Kapitän Manuel Neuer kassierte fünf Gegentreffer in drei Gruppenspielen.  © Robert Michael/dpa

Das 4:2 gegen Costa Rica war das 11. Spiel hintereinander bei einer EM oder WM, wo die Nationalmannschaft mindestens ein Gegentor kassierte und (zumindest zwischenzeitlich) in Rückstand lag. Da die Offensive Spiele gewinnt und die Defensive Meisterschaften, ist es kein Wunder, dass die DFB-Elf bei den letzten drei Turnieren nicht einmal ansatzweise in Titelnähe kam.

Die bei der Weltmeisterschaft in Katar kassierten fünf Gegentore in drei Spielen sind völlig indiskutabel.

Die deutsche Defensive ist ganz einfach ins Wanken zu bringen. Und das trotz teilweise namhafter Besetzung: Schließlich wurde Antonio Rüdiger mit dem FC Chelsea 2021 Champions-League Sieger. Manuel Neuer und Niklas Süle gewannen 2020 mit Bayern München die Königsklasse.

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Nico Schlotterbeck oder David Raum mögen Drang nach vorn haben, sind defensiv aber zu fehleranfällig.

Erfolgserlebnisse geben der Nationalmannschaft keine Sicherheit mehr

Hansi Flick musste gegen Japan mit ansehen wie sein Team das Japan-Spiel nach Führung noch aus der Hand gab, was am Ende entscheidend für das deutsche Ausscheiden war.
Hansi Flick musste gegen Japan mit ansehen wie sein Team das Japan-Spiel nach Führung noch aus der Hand gab, was am Ende entscheidend für das deutsche Ausscheiden war.  © Federico Gambarini/dpa

Viel zu leicht lässt sich die Mannschaft aus dem Konzept bringen.

Dem Gesicht von Trainer Hansi Flick war bereits nach dem zwischenzeitlichen 1:1 von Japan anzusehen, dass das Auftaktspiel kein gutes Ende nehmen würde. Nach dem Ausgleich verlor Deutschland völlig die Ordnung und schließlich mit 1:2.

Als gegen Costa Rica die Nachricht von der japanischen Führung gegen Spanien die Runde machte, glich Deutschlands Hintermannschaft einem Hühnerhaufen.

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Selbst der späte deutsche Ausgleich samt Drangphase gegen Spanien brachte dem Team nicht die nötige Souveränität.

Ganz ähnlich wie 2018 als das späte Siegtor gegen Schweden keinen Effekt auf das Do-or-Die-Spiel gegen Südkorea hatte.

Vorbei die Zeiten als Deutschland sich 2006 von einem späten Neuville-Tor gegen Polen euphorisieren ließ, oder 2010 als nach einem 4:1 gegen England auch Argentinien wie im Rausch 4:0 weggefegt wurde.

Vorrunden-Aus bei der WM 2022: Erstklassig sind in Deutschland vor allem die Ansprüche

Bastian Schweinsteiger glaubte vor dem Anpfiff gegen Costa Rica an einen 5:0-Sieg der deutschen Mannschaft.
Bastian Schweinsteiger glaubte vor dem Anpfiff gegen Costa Rica an einen 5:0-Sieg der deutschen Mannschaft.  © Tom Weller/dpa

Am weitesten entfernt hat sich das Team von der Nationalmannschaft des Jahres 2002, als zwar Rumpelfußball gespielt wurde, dafür jedoch dank glücklicher 1:0-Siege der Finaleinzug gelang, weil hinten die Null stand.

2022 wurde die Nationalelf nach jedem Gruppenspiel von den TV-Experten für die fußballerische Darbietung im Angriffsspiel gelobt. Den unbedingten Willen Spiele - wie auch immer - zu gewinnen, merkte man speziell der deutschen Kreativabteilung jedoch nicht an.

Erstklassig sind in Deutschland nur die Ausreden und Ansprüche. Bei der Niederlage gegen Japan wurde das Thema "One Love"-Binde als Grund für Unkonzentriertheiten vor dem Tor und in der Abwehr vorgeschoben.

Und was die Fernseh-Fachleute für Ergebnistipps raushauen, lässt einen nur den Kopf schütteln. Wer davon ausgeht, dass die DFB-Elf drei Tore gegen einen Turnierfavoriten wie Spanien schießt oder Costa Rica locker flockig 5:0 wegspielt, tut der Mannschaft keinen Gefallen.

TAG24-Redakteur Martin Gaitzsch hat das deutsche Abschneiden bei der WM 2022 in Katar genauer unter die Lupe genommen.
TAG24-Redakteur Martin Gaitzsch hat das deutsche Abschneiden bei der WM 2022 in Katar genauer unter die Lupe genommen.  © Eric Münch

Vorrunden-Aus in Russland, Achtelfinal-Niederlage gegen England 2021 und ein erneutes Ausscheiden in der Vorrunde 2022 sind der Beleg, dass die Nationalmannschaft den Anschluss an die internationale Spitze verloren hat. Nun bleiben Hansi Flick & Co. zwei Jahre, um ein frühes Ausscheiden bei der Euro 2024 zu vermeiden, die im eigenen Land ausgetragen wird.

Titelfoto: Montage: Robert Michael/dpa, Eric Münch

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