"Druck abgefallen": Härtel erleichtert, aber Standardanfälligkeit macht Sorgen
Aue - "Es ist natürlich Druck abgefallen, aber lange können wir uns nicht freuen, denn am Dienstag in Aachen geht es weiter", antwortete Erzgebirge Aues Cheftrainer Jens Härtel (56), als ihn TAG24 nach dem immens wichtigen 2:0 über 1860 München fragte, wie es in ihm drin aussieht.

Er ist eben nicht der Mann großer Worte, kein Lautsprecher. Wer ihn beobachtete, merkte ihm die Erleichterung aber förmlich an.
So ging es allerdings vielen. "Es fällt schon ein bisschen was ab! Jetzt gilt es, den Moment zu genießen und sich für die Jungs zu freuen", sagte Sportchef Matthias Heidrich (47) hinterher in der Mixed-Zone. Er und Härtel hatten im Vorfeld vom Vorstand Rückendeckung erhalten.
Auf dem Platz richten mussten es dann die elf Mann in Lila-Weiß. Wie gingen sie bei all den Nebengeräuschen ins Spiel hinein? "Druck war vorher schon ein bisschen da, aber sobald der Schiedsrichter anpfeift, musst du das Spiel so angehen wie jedes andere auch", sagte Eric Uhlmann (22).
Der defensive Mittelfeldspieler ragte als Vorlagengeber (für Marvin Stefaniak (20.)) und Torschütze (82.) gemeinsam mit Stefaniak aus einem diesmal sehr homogenen Kollektiv noch etwas heraus.
Ansonsten waren die geschlossene Mannschaftsleistung und das erheblich verbesserte Zweikampfverhalten Faktoren, die den Unterschied mit ausmachten.

Die Führung der Gäste war bereits früh möglich

"Die Nuancen waren diesmal auf unserer Seite", traf es Stefaniak auf den Punkt. Die eigenen Chancen wurden genutzt und was Aue zuletzt an Matchglück fehlte, hatte man diesmal komplett für sich gepachtet.
Drei Pfostenschüsse der Löwen, inklusive der Möglichkeiten von Florian Niederlechner (19.) und Marvin Rittmüller (51.), die ganz knappe Dinge waren und bei denen nur das Alu ein Tor verhinderte, gehören auch zur ganzen Wahrheit.
Denn zunächst schien es nur eine Frage der Zeit, dass die Sechziger in Führung gehen. Kevin Vollands (33) direkt verwandelte Ecke (5.) wurde zu Unrecht zurückgepfiffen, wie 1860-Coach Patrick Glöckner (48) hinterher von den Schiedsrichtern um Luca Jürgensen (28) erfuhr: "Es wurde als Wahrnehmungsfehler gewertet."
Ohne jetzt nach dem ersten Sieg nach zuvor vier Pleiten beckmessern zu wollen, aber auch das Verteidigen von Standards muss (!) besser werden. Gegen Havelse ging man durch eine Ecke, die am kurzen Pfosten nicht gut bereinigt wurde, in Rückstand. Jetzt wäre es beinahe wieder passiert. In Osnabrück gab es vorigen Sonnabend ein weiteres Gegentor nach Eckball. Dort muss das Trainerteam ansetzen.
Titelfoto: PICTURE POINT / S. Sonntag