Hertha-Krise immer schlimmer: Muss Leitl jetzt um seinen Job zittern?

Berlin - Es war alles angerichtet: Gratis-Eis, sommerliche Temperaturen, Benjamin Blümchen im Stadion, ein 3:0 beim Spitzenreiter auf dem Rücken und dann kam doch das, was eigentlich immer im Olympiastadion kommt: die nächste dicke Enttäuschung! Das rückt auch die Arbeit von Trainer Stefan Leitl (48) in den Vordergrund. Wie viel Zeit bekommt er noch?

Stefan Leitl (48) erlebt mit Hertha eine schwere Zeit.
Stefan Leitl (48) erlebt mit Hertha eine schwere Zeit.  © Andreas Gora/dpa

Statt endlich anzugreifen, verharrt Hertha BSC im Tabellenkeller. Eine mutlose, planlose und von Corona geschwächte Berliner Mannschaft musste sich völlig verdient mit 0:2 dem SC Paderborn geschlagen geben.

Es ist zwar noch früh in der Spielzeit und auch acht Punkte Rückstand zum Aufstiegsrennen sind nicht uneinholbar, dennoch ist die Saison im Prinzip schon gelaufen. Es fehlt allein die Fantasie, dass es besser werden kann. Dafür ist die Mängelliste zu lang!

Hertha hat sowohl Probleme mit dem Ball als auch gegen den Ball. Der selbsternannte Aufstiegsfavorit will Gegner dominieren, wird aber von Mannschaften wie Elversberg, Paderborn oder Preußen Münster dominiert.

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Eigentlich muss man den Berlinern nur das Spiel überlassen, denn ein Plan, wie man gewinnen will, ist nicht wirklich zu erkennen. Vieles wirkt zufällig. "Potenziell haben wir's drin, aber wir rufen es nicht ab", sagte Fabian Reese (27).

Auffällig: In fünf von sieben Spielen haben die Berliner nicht ein Tor geschossen. Zu Hause durften die treuen Anhänger noch gar nicht jubeln. Die einzige Konstante im eigenen Wohnzimmer ist derzeit die Heimkrise. Sie setzt sich weiter fort und ist weitaus mehr als nur ein Kopfproblem. Sie ist das Ergebnis der spielerischen Armut, denn die Tabelle lügt nicht. Hertha, aktuell nur auf Tabellenplatz 15, steht da, wo sie hingehört.

Fabian Reese (27) ist auch nicht mehr in der Form der Rückrunde.
Fabian Reese (27) ist auch nicht mehr in der Form der Rückrunde.  © Andreas Gora/dpa

Schwache Auftritte sind bei Hertha BSC die Regel

Sportdirektor Benjamin Weber (45, r.) und Leitl geraten in die Kritik.
Sportdirektor Benjamin Weber (45, r.) und Leitl geraten in die Kritik.  © Andreas Gora/dpa

Das fällt auch auf den Trainer zurück. Leitl hat viel probiert, stellte zuletzt auf Viererkette um, die spielerische Armut ist aber nicht zu übersehen.

Dachte man noch, die enttäuschende Leistung auf Schalke sei nur ein Ausrutscher, sind schwache Auftritte mehr die Regel geworden. Bis auf in Hannover und in Darmstadt zeigten die Berliner in fünf von sieben Spielen stets ganz schwache Leistungen.

Dass die Berliner wieder einmal von einer Endlos-Verletztenliste geplagt werden, macht seine Arbeit nicht leichter. Seine Wunschlösung auf der Doppelsechs Paul Seguin (30) und Diego Demme (33) konnten noch gar nicht miteinander auf dem Rasen stehen. Beide fallen seit Wochen aus.

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Doch Verletztenliste hin oder her, die Grundprinzipien in der 2. Liga sollte man schon abrufen. Dass sie es können, haben sie vergangene Saison gezeigt. Leitl hat Hertha in einer schwierigen Phase übernommen und letztendlich unaufgeregt zum Klassenerhalt geführt. Jetzt aber ist ein anderer Fußball gefragt, um oben mitzuspielen.

Zunächst einmal muss Hertha aber überhaupt mal ins Punkten kommen. Viele weitere Auftritte wie zuletzt kann sich auch der Trainer nicht mehr leisten.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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