Herthas Blick in die Zukunft: Dann fällt die Dardai-Entscheidung

Berlin - Wolfsburg verzweifelt an einem 20-Jährigen! Bei seinem Bundesliga-Debüt hatte Nachwuchskeeper Tjark Ernst (20) gleich jede Menge zu tun. Die Wölfe erspielten sich besonders in der ersten Hälfte einen regelrechten Chancenwucher. Der Sieger aber hieß Hertha BSC (2:1) - dank Ernst und der Akademie.

Herthas Ibrahim Maza (17, r.) trifft zum 1:1. Der 17-Jährige erzielt in seinem zweiten Bundesligaspiel sein erstes Tor.
Herthas Ibrahim Maza (17, r.) trifft zum 1:1. Der 17-Jährige erzielt in seinem zweiten Bundesligaspiel sein erstes Tor.  © Swen Pförtner/dpa

Schon die Aufstellung zeigte: Das ist der viel zitierte Berliner Weg. Neben Ernst feierte auch Innenverteidiger Pascal Klemens (19) sein Bundesliga-Debüt. Dodi Lukebakio (25), Toptorjäger und Verkaufskandidat Nummer eins und Stevan Jovetic (33), der den Klub verlassen wird, fuhren hingegen gar nicht erst mit.

In aller Munde war aber ein 17-Jähriger: Ibrahim Maza. Nur neun Minuten nach seiner Einwechslung war der Offensivspieler in seinem erst zweiten Bundesligaeinsatz zur Stelle.

"Ibo war schon in der U16 mein Spieler", erklärte Pal Dardai (47). "Ich habe damals zu ihm gesagt: Wenn du weiter so faul bleibst, schaffst du gar nichts. Du hast ein Talent wie kein anderer beim Nachwuchs von Hertha BSC. Das ist unbeschreiblich. Ein Talent von Gott. Seitdem ist der Junge wirklich fleißig. Es macht Spaß, ihn einzuwechseln."

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Sein erster Bundesligatreffer ist gleichzeitig einer für die Geschichtsbücher. Das Eigengewächs löste Luca Netz (20) als jüngsten Torschützen der Klub-Historie ab.

Zuvor musste Dardai seine Jungs aber nochmal wachrütteln. In der Kabine muss es laut hergegangen sein. "Der Trainer hat ganz schön Gas gegeben. Aber das war alles okay, alles im Rahmen und genau das, was wir gebraucht haben", verriet Florian Niederlechner (32).

Macht Pal Dardai weiter? Entscheidung fällt noch diese Woche

Bleibt Pal Dardai (47) Trainer von Hertha BSC? Eine Entscheidung soll diese Woche fallen.
Bleibt Pal Dardai (47) Trainer von Hertha BSC? Eine Entscheidung soll diese Woche fallen.  © Swen Pförtner/dpa

Die Spieler hörten offenbar genau zu: Maza und Marco Richter (25) stellten den Spielverlauf auf den Kopf. "Hätten wir dieses Gesicht früher gezeigt, wären wir jetzt nicht so traurig", erklärte Dardai. "Dieses Spiel nehmen wir für die Moral mit. Das war auch schön für die Jugendspieler."

Das vorerst letzte Bundesligaspiel war auch in gewisser Hinsicht ein Blick in die Zukunft. Mit Jessic Ngankam (22), Derry Scherhant (20), Maza, Klemens und Tony Rölke (20) standen gleich fünf Eigengewächse auf dem Rasen. In der Nachspielzeit gesellte sich noch Julian Eitschberger (19) hinzu.

"Gerade in der zweiten Hälfte hat man gesehen, dass das unser Weg sein wird", so Benjamin Weber (43) bei Sky. "Es wird eine Mischung sein zwischen den Älteren und den Jungen."

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Ob dann aber Dardai diesen Weg fortsetzen wird, ist noch unklar. Trainer und Sportdirektor haben stets betont, sich nach der Saison zusammensetzen zu wollen. Das wird schon bald passieren. Eine Entscheidung soll noch diese Woche fallen.

Klar ist: Dardai wird dem Klub auf jeden Fall erhalten bleiben. Nur die Rolle muss noch geklärt werden: Chefcoach oder in der Akademie?

Hertha-Fans sorgten mit ihrer Zündelei für eine minutenlange Unterbrechung.
Hertha-Fans sorgten mit ihrer Zündelei für eine minutenlange Unterbrechung.  © Swen Pförtner/dpa

Mit dem erst zweiten Auswärtssieg in dieser Spielzeit hat der Ungar zumindest weitere Argumente gesammelt. Nur Teile der mitgereisten 2800 Fans hatten auf einen versöhnlichen Abschluss wenig Lust. Sie zündelten, schossen teilweise Leuchtraketen auf den Rasen, sodass Schiedsrichter Benjamin Cortus die Partie minutenlang unterbrach. Dardai und Ngankam mussten die Fans schließlich beruhigen.

Auch ihr Banner war eindeutig: "Millionen kassiert, unseren Verein blamiert – Söldner auf dem Feld und im Verein: Verpisst euch!" Die vielen Jugendspieler haben sie allerdings nicht gemeint.

Titelfoto: Swen Pförtner/dpa

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