Herthas Transferbilanz: Schwierige Schnäppchenjagd, nur zwei schlugen ein

Berlin - Hertha BSC muss sparen! Eine schwierige Aufgabe für Fredi Bobic (51). Er muss die Alte Dame weiter von Altlasten befreien und gleichzeitig eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen. Am besten auch noch günstig, aber ohne Qualitätsverlust. Der Hertha-Boss war und ist vor allem auf Schnäppchenjagd.

Wilfried Kanga (24) soll Herthas Sturmwaffe werden, traf aber erst zweimal.
Wilfried Kanga (24) soll Herthas Sturmwaffe werden, traf aber erst zweimal.  © Soeren Stache/dpa

Neun Spieler konnte Bobic an die Spree locken. Bei nur drei Profis (Wilfried Kanga, Jessic Ngankam Agustin Rogel) wurde überhaupt eine Ablöse fällig. Der Rest ist entweder ausgeliehen oder kam ablösefrei.

TAG24 zieht Bilanz: Hatte Bobic, der vergangenes Jahr für seine Kaderzusammenstellung Kritik einstecken musste, den richtigen Riecher?

Wilfried Kanga (vier Millionen Euro Ablöse)

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Anlaufschwierigkeiten hatte Wilfried Kanga (24) keine. Für etwa vier Millionen Euro von den Youngs Boys Bern gekommen, stand Herthas Sturmtank bereits in seinem zweiten Spiel direkt in der Startelf. Der 24-Jährige bringt eine neue Komponente ins Hertha-Spiel, kann einen Ball auch mal festmachen, bringt aber auch so ein ordentliches Tempo mit.

Nur das Toreschießen sollte zunächst nicht gelingen. Erst im zehnten Spiel - beim 2:1 gegen Schalke - platzte der Knoten. Auch im so wichtigen letzten Heimsieg vor der Wüsten-WM trug er sich in der Torjägerliste ein. Im neuen Jahr sollen noch viele weitere Buden folgen.

Fazit: Top

Jonjoe Kenny (Ablösefrei)

Er ist Herthas absoluter Dauerbrenner: Jonjoe Kenny (25) stand in allen Pflichtspielen die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Im Pokal sogar 120 Minuten. Der 25-Jährige ist gesetzt, beackert immer wieder die rechte Außenbahn und schiebt unermüdlich an. Offensiv will dem Rechtsverteidiger aber nur bedingt etwas gelingen.

Agustin Rogel auf Anhieb da, Jean-Paul Böetius gewinnt wichtigeren Kampf

Jonjoe Kenny (25) hat noch keine Sekunde verpasst.
Jonjoe Kenny (25) hat noch keine Sekunde verpasst.  © Jan Woitas/dpa

Zehn Torschüsse konnte Kenny (25) mit seinen Vorlagen kreieren, nur eine Flanke fand aber auch den Weg ins Tor: Dodi Lukébakios (25) Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 beim VfB Stuttgart (1:2).

Fazit: Solides Schnäppchen

Agustin Rogel (circa 400.000 Euro)

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Es brauchte nicht viel, um die Zuschauer auf seine Seite zu bringen. Erst spät verpflichtet, musste sich Last-Minute-Einkauf Agustin Rogel (25) erstmal an die Bundesliga und das neue Umfeld gewöhnen. Gleich im ersten Spiel zeigte die Uruguay-Kante, worauf sich die Berliner freuen können. Mit viel Körpereinsatz räumte er an der Seitenlinie Hoffenheims Christoph Baumgartner (23) ab.

"Jeder hat gesehen, was er kann. Er ist auch mal ein bisschen nicklig, um einfach in den Kopf vom Gegenspieler reinzukommen", lobte Abwehrkollege Marc Oliver Kempf (27) bei DAZN das Zusammenspiel. Der 1,91 Meter Hühne strahlt Sicherheit aus, ist kopfballstark und robust in den Zweikämpfen. Manchmal wohl noch etwas zu robust. In acht Spielen sammelte der Südamerikaner bereits vier Gelbe Karten.

Fazit: Top

Jean-Paul Boëtius (ablösefrei)

Bei Jean-Paul Boetius (28) fühlt es sich merkwürdig an, den Neueinkauf zu bewerten. Das Wichtigste ist ohnehin, dass er - wie auch sein Teamkollege Marco Richter (24) - wieder gesund ist und auf dem Platz steht. Im September wurde beim Niederländer Hodenkrebs diagnostiziert. Eine Chemotherapie blieb ihm glücklicherweise erspart, sodass der Niederländer nur vier Wochen nach der Operation wieder sein Comeback feiern konnte.

Sportlich zeigte "Djanga", warum er mit seiner Ballsicherheit und seiner giftigen Art Hertha weiterhelfen kann. Es fehlt allerdings noch an Konstanz.

Fazit: guter Fang

Chidera Ejuke verdribbelt sich noch zu oft

Chidera Ejuke (24) ist bei Hertha BSC DER Dribbelkönig, fällt aber oft die falsche Entscheidung.
Chidera Ejuke (24) ist bei Hertha BSC DER Dribbelkönig, fällt aber oft die falsche Entscheidung.  © Soeren Stache/dpa

Chidera Ejuke (Leihe)

Die Leihgabe aus Moskau ist einer, der den Unterschied ausmachen kann. Dribbelkönig Chidera Ejuke (24) sucht immer wieder das Eins-gegen-Eins, ist technisch stark und hat einen guten Abschluss. Zu oft verzettelt sich der Nigerianer allerdings, verpasst im richtigen Moment das Abspiel oder trifft die falsche Entscheidung.

Traf er in Russland noch regelmäßig gegen Schwarz, will es in der Bundesliga einfach nicht klappen. 21 Mal hat er es bereits versucht. Geklingelt hat es noch nicht. "Wir werden ihn weiter unterstützen und darin bestärken, dass er in diese Situationen kommt. Dann wird der Groschen auch bei ihm fallen", macht ihm Schwarz weiter Mut.

Fazit: Guter Fang mit Luft nach oben

Ivan Sunjic (Leihe)

Als Fredi Bobic vergangene Saison in Birmingham gesichtet wurde, gingen prompt die Spekulation los. Ivan Sunjic (26) hatten da aber wohl nur die wenigsten auf dem Zettel. Der Kroate, Spitzname "The Destroyer", saß damals 90 Minuten auf der Bank.

In Berlin wusste der Ascacibar-Nachfolger gleich zu überzeugen. Er fällt im Spiel recht wenig auf, ist sich aber für die Drecksarbeit nicht zu schade. Aufgrund einer Systemumstellung verlor er jedoch seinen Stammplatz, gegen Köln machte der Abräumer aber wohl sein bestes Spiel.

Fazit: Guter Fang

Jessic Ngankam ist der Pechvogel bei Hertha BSC

Jessic Ngankam (22) muss auf sein Hertha-Comeback warten. Er fiel monatelang aus.
Jessic Ngankam (22) muss auf sein Hertha-Comeback warten. Er fiel monatelang aus.  © Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Filip Uremovic (ablösefrei)

Den Stammplatz musste Filip Uremovic (25) an Rogel abgeben, doch schon in den ersten Spielen merkte man, dass sich der Kroate noch an die Bundesliga gewöhnen musste. Gegen Eintracht Frankfurt (1:1) vertändelte er vor dem Ausgleich den Ball, bei Borussia Mönchengladbach (0:1) verschuldete er erst einen Elfmeter und flog später noch mit Gelb-Rot vom Platz. Die Sprunggelenksverletzung ist zwar auskuriert, dennoch sitzt der Innenverteidiger nur auf der Bank. Daran wird sich vermutlich auch in der Rückrunde erstmal nichts ändern.

Fazit: Geht so

Tjark Ernst

Wie der Vater, so der Sohn. Seinen Papa, Thomas Ernst (54), kennt der ein oder andere noch aus der Bundesliga. 106 Bundesligaspiele absolvierte der Keeper für den VfL Bochum, Frankfurt, Stuttgart und den 1. FC Kaiserslautern. Auf seinen 19-jährigen Sohn Tjark Ernst hält man in Berlin große Stücke. Nach dem Aus von Rune Jarstein ist er zur Nummer zwei befördert worden. Spielpraxis sammelt der Nachwuchskeeper aber in der Regionalliga oder in der U19-Nationalmannschaft.

Fazit: Ein Mann für die Zukunft

Jessic Ngankam (Rückkauf zwei Millionen Euro)

Er ist der größte Pechvogel! Vergangenes Jahr riss sich Jessic Ngankam (22) nur wenige Tage nach seinem Wechsel zu Greuther Fürth das Kreuzband, zurück in Berlin verletzte sich das Eigengewächs erneut am Knie. Wieder konnte der Stürmer wochenlang nur zuschauen. Kaum feierte der Goalgetter in der Regionalliga sein Comeback, folgte der nächste Rückschlag.

Ein Muskelfaserriss zwingt ihn seit Anfang Oktober erneut zum Zuschauen. Die XXL-Winterpause kommt da wie gerufen. Ngankam bekommt die nötige Zeit, kann die Vorbereitung nutzen und im neuen Jahr endlich angreifen. Es wäre dem einstigen Hertha-Retter nur zu wünschen.

Fazit: Publikumsliebling und Hoffnungsträger - wenn er fit ist.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa, Jan Woitas/dpa

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