Pyro-Würfe, brutale Angriffe auf SGE-Anhänger: Lok-Coach rechnet mit eigenen Chaoten-Fans ab

Leipzig - Über das Ergebnis redet am Ende kaum einer mehr! Der 1. FC Lokomotive Leipzig ist am Sonntagnachmittag mit einem 0:7 gegen Eintracht Frankfurt aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Viel schlimmer waren allerdings die Szenen, die sich abseits des Platzes abspielten.

Lok Leipzigs Trainer Almedin Civa (51) fand nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt klare Worte gegen die Fan-Chaoten.
Lok Leipzigs Trainer Almedin Civa (51) fand nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt klare Worte gegen die Fan-Chaoten.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Während in der ersten Hälfte nur vereinzelt Knaller im Stadion explodierten, eskalierte die Sache nach dem zwischenzeitlichen 0:3 durch Omar Khaled Marmoush (24) in der 66. Minute. Immer mehr Böller aus den Leipziger Reihen wurden geworfen.

Schiedsrichter Michael Bacher (35) unterbrach die Partie und schickte die Teams in die Kabinen. Erst eine Viertelstunde später konnte wieder angepfiffen werden. Unterdessen wurden schlimme Szenen auch bei der "Sky"-Übertragung gezeigt.

Rollstuhlfahrer im Lok-Trikot, die vor der Tribüne nahe am Spielfeldrand saßen, wurden teilweise von den Knallkörpern getroffen und verletzt. Sie mussten schließlich in Sicherheit gebracht werden.

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Schlimme Szenen, die Leipzig-Coach Almedin Civa (51) im Nachgang der Partie direkt kommentierte.

Der Trainer: "Traurige Welt! Wir bereiten hier ein Riesenfest vor und da gibts einige, die alles zerstören. Ist egal, welche Farben der trägt, ist für mich als Mensch absolut eine Situation, wo man mit 51 viel erlebt hat und sowas immer wieder passieren wird, aber das ist unsere Gesellschaft."

Lok Leipzigs Trainer Civa: "Leider ist es die Minderheit, die schreit"

Immer wieder knallte es vor dem Lok-Leipzig-Block. Die Rollstuhlfahrer-Fans mussten schließlich in Sicherheit gebracht werden.
Immer wieder knallte es vor dem Lok-Leipzig-Block. Die Rollstuhlfahrer-Fans mussten schließlich in Sicherheit gebracht werden.  © PICTURE POINT / S. Sonntag

Danach sprang Civa zum Spiel und redete über seine Spieler, die ihm "einfach auch leid" tun, weil sie sich gegen "Weltmeister und Vizemeister bis zum 3:0" zur Wehr gesetzt haben und gekämpft haben.

Der 51-Jährige in Rage: "Und nachher steht es 7:0, interessiert kein Schwein. Der ein oder andere freut sich, weil man jetzt über die redet, weil das Spiel unterbrochen wurde. Aber wir haben eine Riesenblockade in der Gesellschaft, das ist einfach so - aber wir halten auch unsere Fresse alle."

Am Ende sprach er die einzelnen Übeltäter, die durch ihre Taten für den Spielabbruch sorgten, noch einmal gezielt einzeln an.

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Civa: "Jeder einzelne ist verantwortlich dafür privat, was er macht. Und das hat nicht nur mit Fußball zu tun, sondern einfach mit der Gesellschaft und es ist immer 'Hass, Hass, Hass'! Kein Respekt, keine Fairness!"

Zum Abschluss des Interviews wurde der Coach schließlich noch emotional: "Das einzige, was mich beruhigt, ist, dass ich trotzdem der Überzeugung bin, dass es die Minderheit ist. Aber leider ist es die Minderheit, die schreit und macht. Die Mehrheit hält die Fresse."

Lok-Fans legen sich mit der Polizei an - mehrere Ermittlungsverfahren

Die Polizei hatte auch nach dem Abpfiff noch alle Hände voll zu tun, Teile der Lok-Fans unter Kontrolle zu halten.
Die Polizei hatte auch nach dem Abpfiff noch alle Hände voll zu tun, Teile der Lok-Fans unter Kontrolle zu halten.  © Silvio Bürger

Nach Abpfiff kam es außerhalb des Stadions schließlich noch zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einigen Fans der Sachsen.

Wie die Polizei bei Twitter mitteilte, wurde unter anderem die Notbremse in abreisenden Straßenbahnen betätigt, sodass es im Nahverkehr zu Verzögerungen kam.

"Des Weiteren gab es Versuche der Lok-Fans, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen und zu den abreisenden Gäste-Fans zu gelangen", hieß es weiter.

Auch auf der Prager Straße wurden Verkehrsteilnehmer vor den Fans gewarnt, die in der Gegend unterwegs waren und stellenweise Mülltonnen und Unrat auf die Fahrbahn warfen.

Nach Angaben von Behördensprecher Olaf Hoppe wurden während des ganzen Einsatzes mehr als zwanzig Straftaten registriert, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung, dem Zeigen verfassungswidriger Symbole sowie Angriffe auf Polizeibeamte.

Nach Wurf von Pyrotechnik in Richtung der Rollstuhlfahrer während des Spiels werde zudem wegen des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt. Die Personalien mehrerer Tatverdächtiger wurden aufgenommen.

Doch auch schon vor Anpfiff soll es laut Hoppe im Bereich der Straße des 18. Oktober gekracht haben: Zwei Eintracht-Fans (24 und 25 Jahre alt) wurden von zwei mutmaßlichen Lok-Fans attackiert, wobei der 25-Jährige so schwer verletzt wurde, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Die Beamten leiteten Dutzende Ermittlungsverfahren ein.
Die Beamten leiteten Dutzende Ermittlungsverfahren ein.  © Leipzig Livereport

Originaltext vom 13. August, 18.22 Uhr, zuletzt aktualisiert um 21.54 Uhr

Titelfoto: Montage PICTURE POINT / S. Sonntag ; Silvio Bürger

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