Fans laufen Sturm! Deutscher Eishockey-Klub verpflichtet verurteilten Vergewaltiger

Krefeld - Ende April sorgten sie für einen der größten Comeback-Coups der deutschen Eishockey-Geschichte, jetzt sehen sich die Krefeld Pinguine massiver Kritik ausgesetzt. Denn der DEL2-Klub hat einen verurteilten Vergewaltiger verpflichtet.

Peter Draisaitl (57) muss sich als Sportlicher Leiter der Krefeld Pinguine nun für den Transfer des Stürmers verteidigen.
Peter Draisaitl (57) muss sich als Sportlicher Leiter der Krefeld Pinguine nun für den Transfer des Stürmers verteidigen.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Während die Rückkehr von Deutschlands Ikone Christian Ehrhoff (40) für Jubel im ganzen Land sorgte, schauen Fans nun mit Entsetzen in den Niederrhein.

Am Freitag gab der ehemalige Erstligist, der in der abgelaufenen Saison den direkten Wiederaufstieg in die DEL verpasste, den Transfer des US-Amerikaners Ben Johnson (28) bekannt.

Der Center unterschrieb einen Jahresvertrag, kommt vom slowakischen Erstligisten HC Nove Zamky.

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In der Pressemitteilung freute sich der ehemalige Profi Peter Draisaitl (57) über den Neuzugang: "Wir haben schon seit letztem Jahr Kontakt zu Ben Johnson. Er bringt alles mit, was einen guten Mittelstürmer ausmacht. Im Verbund mit dem Trainerstab war uns klar, dass wir uns auf dieser Position noch verstärken müssen, und freuen uns, dass wir mit Ben einen starken Center verpflichten können. Er fühlt sich an beiden Enden des Eises wohl, arbeitet jeden Shift hart und ist ein kompletter Stürmer", so der Sportliche Leiter der Pinguine.

Die Meldung war kurze Zeit draußen, da fiel den Ersten auf, dass es um ebenjenen Ben Johnson doch eine besondere Geschichte gab. In seiner Vita sucht man die Jahre 2016 bis 2018 nämlich vergeblich als Eishockey-Spieler. Mit einem simplen Grund: Der 28-Jährige saß zu dieser Zeit im Knast!

Ben Johnson, Neuzugang der Krefeld Pinguine, wurde 2016 wegen Vergewaltigung verurteilt

Ben Johnson (28) 2012 beim NHL Entry Draft.
Ben Johnson (28) 2012 beim NHL Entry Draft.  © BRUCE BENNETT / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

Am 25. Oktober 2016 war er in seinem Heimatland zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Drei Jahre zuvor hatte er als 18-Jähriger ein 16 Jahre altes Mädchen auf der St.-Patrick's-Day-Party seines damaligen Klubs Windsor Spitfires auf der Toilette der Disco "Mynt" erst zum Oralsex gezwungen. Anschließend vergewaltigte er die alkoholisierte Jugendliche.

Das Mädchen ging zur Polizei und zeigte den Eishockey-Spieler an. Im Zuge der Ermittlungen meldete sich eine 20-Jährige, die angab, Wochen zuvor ebenfalls auf der Toilette eines Nachtclubs von Johnson vergewaltigt worden zu sein.

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Am 1. September 2016 wurde er für schuldig befunden, die Albany Devils lösten den Vertrag mit ihm auf. Am 25. Oktober folgte schließlich das Urteil. 2018 wurde der Center vorfristig aus der Haft entlassen, im Dezember schloss er sich den Cincinnati Cyclones an.

Nun geht sein Weg eben nach Deutschland und das führt dazu, dass die Fans der Pinguine Sturm laufen gegen den Verein.

Nach Protesten der Fans muss Peter Draisaitl ein erneutes Statement zu Ben Johnson abgeben

Ben Johnson 2014 im Trikot der Windsor Spitfires.
Ben Johnson 2014 im Trikot der Windsor Spitfires.  © DENNIS PAJOT / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

Am Samstag fühlte sich der Klub schließlich genötigt, ein Statement auf Instagram abzugeben.

Über die Story ließen sie von Draisaitl mitteilen: "Ich habe mit ihm ausführlich über diesen Fall gesprochen und habe mir dazu meine persönliche Meinung gebildet. Fakt ist, dass Ben seinen Weg gefunden hat und in seinem christlichen Glauben und in seiner Familie Halt gefunden hat, den ihn heute zu einem integren Menschen machen", so der Sportliche Leiter.

Weiter führte er aus, er habe unzählige Gespräche mit Personen aus seinem Umfeld geführt, auch mit ehemaligen Mitspielern. "Alle Beteiligten haben nur das Beste über ihn zu berichten, und zwar auf und neben dem Eis", sagt Draisaitl.

Er ist fest davon überzeugt, dass Johnson menschlich wie sportlich eine absolute Bereicherung darstellt. Der 28-Jährige ist mittlerweile verheiratet und erwartet mit seiner Frau Aina Nachwuchs.

Er will dem ehemaligen Straftäter eine faire Chance geben und gemeinsam mit ihm und dem Team kommende Saison den Aufstieg in die DEL schaffen. Die Fan-Gemeinde wird wohl dennoch bei diesem Thema gespalten bleiben.

Titelfoto: DENNIS PAJOT / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

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