Air-India-Absturz: Letzte Worte des Piloten werfen Fragen auf
Ahmedabad (Indien) - Nach der verheerenden Flugzeugkatastrophe in Ahmedabad geht der Fokus der Ermittlungen in Richtung Cockpit. Brachte einer der Piloten die Maschine absichtlich zum Absturz?

Nur 32 Sekunden nach dem Abheben krachte die Boeing 787 Dreamliner in ein dicht besiedeltes Wohngebiet. Mehr als 260 Menschen starben, nur ein Mann überlebte das Inferno.
Ein brisanter Bericht indischer Ermittler wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Der Auswertung der Black Box zufolge dürften sich im Cockpit dramatische Szenen abgespielt haben.
Sekunden vor dem Absturz wurden beide Schalter für die Kraftstoffzufuhr der Triebwerke von "run" (offen) auf "cutoff" (geschlossen) gestellt - ein Vorgang, der normalerweise erst nach der Landung durchgeführt wird.
Laut Voice-Recorder fragte einer der Piloten den anderen: "Warum hast du die Abschaltung vorgenommen?" Dieser antwortete daraufhin: "Ich habe das nicht getan." Wer was gesagt hat, ist bislang noch offen.
An Bord befanden sich zwei erfahrene Männer: Kapitän Sumeet Sabharwal (†56) und Co-Pilot Clive Kunder (†32). Sabharwal genoss in der Luftfahrtgemeinde ein hohes Ansehen. Er galt als ruhig und engagiert, verhielt sich stets respektvoll. Doch nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 2022 soll er eine schwierige persönliche Phase durchlebt haben, wie Gazeta Express berichtet.
Demnach trennte sich Sabharwal von seiner Frau und zog nach Mumbai, um für seinen 90-jährigen Vater da zu sein. Wenige Stunden vor dem tödlichen Flug hatte Sabharwal dem Wachmann des Gebäudes, in dem der Vater wohnt, gesagt: "Kümmere dich um meinen Vater. Ich werde bald zurück sein."
Air-India-Katastrophe: Ließ der Pilot das Flugzeug absichtlich abstürzen?

Internationale Medien spekulieren darüber, ob Sabharwal unter Depressionen litt oder gar Suizid-Gedanken hatte. In dem Wissen darüber, dass jedes Gespräch im Cockpit aufgezeichnet wird, könnte Sabharwal die Abschaltung des Treibstoffs absichtlich verneint haben, um die spätere Auswertung des Unglücks zu täuschen, sagte ein Luftfahrtexperte gegenüber news.com.au.
Die Vereinigung Cockpit und die Pilotengewerkschaft VC riefen kürzlich dazu auf, sich mit Spekulationen zurückzuhalten. "Seriöse Rückschlüsse zur Unfallursache" seien erst möglich, wenn der vollständige Untersuchungsbericht vorliege. Laut BBC könnte dies erst 2026 soweit sein.
Zuvor hatte der deutsche Experte Heinrich Großbongardt dem Spiegel gesagt, dass alles auf Suizid hindeute.
Großbongardt zeigte sich überzeugt, "dass einer der beiden Piloten dieser Maschine bewusst die Treibstoffzufuhr unterbrochen hat - und das genau in dem Moment, in dem das Flugzeug am verwundbarsten war, unmittelbar nach dem Abheben. In diesem Moment braucht das Flugzeug den vollen Schub, um an Höhe und Geschwindigkeit zu gewinnen."
"Das Abschalten der Treibstoffzufuhr hat das Gegenteil bewirkt: Die Maschine ist abgestürzt", so Großbongardt.
Normalerweise berichtet TAG24 nicht über mögliche Suizide. Da es sich jedoch um einen weltweit beachteten Flugzeugabsturz mit über 260 Todesopfern handelt, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren. Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym.
Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123
Titelfoto: SAM PANTHAKY / AFP, Family Handout