Boeing nach Dreamliner-Katastrophe erneut in der Kritik: "Sie stellen fehlerhafte Flugzeuge her"
Ahmedabad (Indien) - Nach dem verheerenden Absturz der Boeing 787-8 in Ahmedabad sitzt der Schock bei den Angehörigen der mehr als 260 Opfer tief. Wie konnte es zu dem Unglück kommen?
Alles in Kürze
- Boeing in Kritik nach Absturz von Dreamliner in Ahmedabad
- Mehr als 260 Tote, ein Überlebender
- Whistleblower warnten vor Sicherheitsmängeln bei Boeing 787-8
- Untersuchung läuft, Black Boxes gefunden
- Boeing bestreitet Vorwürfe von fehlerhaften Flugzeugen

Erneut wirft ein tragisches Unglück einen dunklen Schatten über den US-amerikanischen Flugzeughersteller Boeing. Das Unternehmen stand in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik.
"De facto stellen sie fehlerhafte Flugzeuge her", erklärte Boeing-Ingenieur Sam Salehpour laut Economic Times gegenüber der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA). "Ich war Zeuge von schweren Montagefehlern beim Zusammenbau des Flugzeugs."
Die elf Jahre alte Boeing 787-8 mit der Kennzeichnung VT-ANB war eine von 27 Maschinen desselben Modells, die die Fluggesellschaft Air India in Betrieb hatte.
Tatsächlich gehört die zweistrahlige Maschine mit dem klangvollen Beinamen Dreamliner zu den modernsten Langstreckenflugzeugen. Das Modell ist für seine große Treibstoffeffizienz bekannt, die Reichweite beträgt rund 13.500 Kilometer.
Durch seine fortschrittliche Konstruktion in Verbindung mit leichten Verbundwerkstoffen und speziellen elektrischen Systemen löste der Dreamliner in vielen Fällen die Boeing 747 und den Airbus A380 ab.
Zwar stürzte bislang noch nie eine Dreamliner-Maschine ab, jedoch soll es bei den Modellen immer wieder zu technischen Problemen gekommen sein, wie die New York Times berichtete.
Flugzeugabsturz: Whistleblower warnten vor Boeing 787-8 Dreamliner

Der ehemalige Boeing-Mitarbeiter und Whistleblower John Barnett berichtete der BBC von erheblichen Mängeln bei der Qualitätssicherung und Wartung der Flugzeuge. Mitarbeiter seien unter Druck gesetzt worden, die Sicherheitsprüfungen zu beschleunigen.
Sam Salehpour schlug bereits im vergangenen Jahr Alarm. Die Firma habe bei der Herstellung "Abkürzungen" vorgenommen, um die Produktivität zu steigern. Diese Kompromisse würden mit zunehmendem Alter der Flugzeuge katastrophale Risiken bergen, warnte er.
Boeing selbst bestreitet die Vorwürfe. Warum die Maschine mit der Flugnummer AI171 wirklich abstürzte, ist bislang noch unklar. Am Freitagnachmittag wurden an der Absturzstelle der Flugschreiber und der Stimmenrekorder gefunden, die nun Aufschluss liefern sollen. Beide Geräte werden jeweils als Black Box bezeichnet.
Unter den Passagieren befanden sich nach Angaben von Air India 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier. Bei dem einzigen Überlebenden des Unglücks handelt es sich um einen britischen Staatsangehörigen indischer Herkunft.
Titelfoto: SAM PANTHAKY / AFP