Ist Bier gesund? Mythen und Fakten rund ums Hopfengetränk

Ein warmes Bier soll gegen Erkältung und beim Schlafen helfen. Ist da etwas dran – ist Bier tatsächlich gesund?

Um das Lieblingsgetränk der Deutschen ranken sich allerlei Mythen. TAG24 klärt, ob Bier gesund ist oder nicht.
Um das Lieblingsgetränk der Deutschen ranken sich allerlei Mythen. TAG24 klärt, ob Bier gesund ist oder nicht.  © 123RF/Jacek Nowak

Bier ist ein herbes, alkoholhaltiges Getränk und wird durch Gärung von Zucker hergestellt, der in der Stärke des Getreides steckt.

Das kühle Blonde darf in Deutschland nur als Bier verkauft werden, wenn es nach dem Deutschen Reinheitsgebot aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe hergestellt und gebraut wurde.

Der würzige "Gerstensaft" hat laut vieler Studien tatsächlich gesundheitsfördernde Fähigkeiten.

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Diese Annahme freut viele hierzulande – Deutschland ist nach Tschechien und Österreich schließlich das Land mit dem höchsten Bierkonsum pro Kopf (etwa 100 Liter Bier pro Jahr).

Doch trotz der gesundheitsfördernden Eigenschaften ist Bier noch lange nicht per se gesund.

TAG24 nimmt die Mythen rund ums Bier unter die Lupe – jetzt im Ratgeber zum Thema Essen&Trinken.

Warum gilt Bier als gesund?

Ein Prost auf die Gesundheit? So einfach ist das beim Bier definitv nicht.
Ein Prost auf die Gesundheit? So einfach ist das beim Bier definitv nicht.  © 123RF/Mirko Vitali

Dass Bier als gesund gilt, liegt unter anderem an den enthaltenen Polyphenolen bzw. polyphenolischen Antioxidantien, die unter anderem entzündunghemmend wirken.

Malz, Hopfen und Hefe liefern außerdem Vitamine und Mineralstoffe. Die enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe wirken antibakteriell und entzündungshemmend.

In Studien wurde sogar herausgefunden, dass der Alkohol selbst gesundheitsfördernde Prozesse in Gang setzt. Denn Alkohol wirkt gefäßentspannend und fördert die Durchblutung (weshalb einem auch nach dem Biergenuss warm wird). Ärzte warnen allerdings davor, Bier deshalb als gesund darzustellen.

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Selbst wenn Alkohol positive Auswirkungen auf den Körper haben kann, so fördert es gleichzeitig auch viele negative Prozesse, nicht zuletzt die Alkoholsucht.

Daher rechtfertigen gesunde Inhaltsstoffe wie Vitamine oder Polyphenole den Bierkonsum nicht, wie der Artikel "Machen Polyphenole das Bier gesund?" erläutert – von den positiven Effekten kann man nämlich auch durch Alternativen wie Säfte profitieren.

Mythos 1: Bier hilft bei Schlafstörungen

Tatsächlich hilft Alkohol beim Einschlafen. Doch Bier sollte man deswegen noch lange nicht als schlaffördernd bezeichnen. Viel mehr sorgt Alkohol nämlich dafür, dass zwar die Tiefschlafphase in der ersten Nachthälfte verstärkt wird, aber die sogenannten REM-Phasen verkürzt werden. Die sind aber genau so wichtig wie die Tiefschlafphase, damit sich der Geist und der Körper wirklich erholen können, wie der Artikel "Alkohol fördert Durchschlafstörungen" erklärt. Man schläft also vielleicht schneller ein, aber die Qualität des Schlafes leidet massiv unter dem Alkoholeinfluss.

Schlafprobleme können durch den Genuss von Bier also noch verschlimmert werden.

Mythos 2: Bier hilft bei einer Erkältung

Bier bei Erkältung? Keine gute Idee!
Bier bei Erkältung? Keine gute Idee!  © 123rf/sabphoto

Wer erkältet ist, soll ein warmes Bier trinken, heißt es. Im Internet findet man sogar zahlreiche Rezepte, wie man aus Bier und Kräutern einen vermeintlich gesunden Sud herstellen kann. Die wohltuende Wärme und die gesunden Inhaltsstoffe der pflanzlichen Zutaten (siehe Hopfen und Malz) sollen Bakterien und Viren an den Kragen gehen. Doch was sich zunächst so angenehm anfühlt und daher viele glauben lässt, es würde tatsächlich helfen, richtet eher Schaden an im Körper:

Alkohol schwächt das Immunsystem – bei einer Erkältung Bier zu trinken, ist also absolut kontraproduktiv, im schlimmsten Fall sogar gefährlich. Darüber hinaus wirkt Alkohol entwässernd, auch das kann die Erkältung noch verschlimmern. Und dann wäre da noch das mit dem Schlaf: Bier soll ja schlaffördernd sein, doch auch das ist, wie zuvor beschrieben, nur in Teilen richtig und hilft keinesfalls beim Genesen.

Wer das Bier so lange kocht, bis der Alkohol verflogen ist, hat damit auch viele der positiven Wirkstoffe "verkocht".

Wer erkältet ist, sollte also lieber auf alkoholfreie Hausmittel zurückgreifen oder auf die Medikamente, die einem vom Arzt verschrieben wurden.

Mythos 3: Bier nach dem Sport ist gesund

Das Bier für manche als ideales Sportlergetränk gilt, liegt nicht nur an den gesunden Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Kohlenhydraten, sondern vor allem, weil es den Flüssigkeitsverlust ausgleicht.

Beim Sport verliert man viel Wasser durchs Schwitzen, das man bald nach der Betätigung oder schon währenddessen bei langen Trainingseinheiten wieder aufnehmen sollte. Da kommt das erfrischende Bier doch gerade richtig - oder etwa nicht? Zudem ist Bier isotonisch, das heißt, dass es den Zellen weder Wasser "raubt", noch Wasser in die Zellen hineinspült, weil es die gleiche Mineralstoff-Konzentration hat wie menschliches Blut. Dadurch kann der Körper die Energie und das Wasser schnell aufnehmen.

Demgegenüber steht allerdings, dass Alkohol wassertreibend ist. Und auch die bereits angesprochenen Eigenschaften wie die Wirkung auf das Immunsystem sind nach dem Sport absolut kontraproduktiv, da der Körper beim Sport eh schon "gestresst" ist.

Wer den frisch-würzigen Geschmack genießen und von den positiven Eigenschaften profitieren möchte, sollte einfach auf ein alkoholfreies Bier zurückgreifen.

Wer ein intensives Training hinter sich hat, sollte statt auf Wasser auf isotonische Getränke zurückzugreifen – in puncto Bier aber bitte ein alkoholfreies.
Wer ein intensives Training hinter sich hat, sollte statt auf Wasser auf isotonische Getränke zurückzugreifen – in puncto Bier aber bitte ein alkoholfreies.  © 123RF/nd3000

Gesunde Alternative: alkoholfreies Bier

Um von den ganzen positiven Effekten des Bieres ohne die negativen zu profitieren, eignet sich alkoholfreies Bier einfach perfekt. Es löscht den Durst, ist isotonisch und schmeckt lecker, da sich die Hersteller im vergangenen Jahrzehnt ganz schön ins Zeug gelegt haben für verbesserte Rezepturen.

Vorsicht vor Restalkohol im Bier!

Bier darf als alkoholfrei bezeichnet werden, wenn es maximal 0,5 Prozent Alkohol enthält, die meisten sind daher nicht wirklich alkoholfrei.

Schwangere sollten auch bei alkoholfreiem Bier vorsichtig sein, denn auch das enthält noch eine geringe Menge an Alkohol, die sich negativ auf das Wachstum des Fötus auswirken kann. Inzwischen wächst der Markt an komplett alkoholfreien Bieren allerdings – es lohnt sich, einen genaueren Blick aufs Flaschenetikett zu werfen.

Trockene Alkoholiker sollten selbst von 0,0er Bieren die Finger lassen. Denn allein schon der Geschmack und das Gefühl, Bier zu trinken, können das Verlangen nach Bier massiv triggern und somit einen Rückfall hervorrufen.

Fazit: Bier in Maßen ist völlig in Ordnung – per se gesund ist Bier nicht

Tatsächlich weist Bier einige Bestandteile auf, die der Gesundheit zugute kommen. Doch demgegenüber stehen die Auswirkungen von Alkohol. Fast alle der positiven Eigenschaften von Bier kann man durch Alternativen zu sich nehmen wie einem alkoholfreien Bier oder Saftschorlen, die beispielsweise gute Polyphenol- oder Kohlenhydrat-Lieferanten darstellen.

Gegen einen moderaten, genussvollen Bierkonsum gibt es wenig einzuwenden – gesünder wird man durch ein kühles Blondes aber ganz sicher nicht.

Titelfoto: 123RF/Jacek Nowak

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