"Parlament der Menschen" vor Bundestag gestartet: Erst mal Frust ablassen
Berlin - Das von der "Neuen Generation" ins Leben gerufene "Parlament der Menschen" ist in Berlin gestartet. Zu Beginn hieß es für die Teilnehmer: Negative Altlasten abwerfen.

Am Samstag sollten sich die Parlamentarier laut Mitteilung der "Neuen Generation" erst mal ihre Enttäuschung gegenüber der Politik von der Seele reden. Die Aufgabenstellung: "Frust-Landkarte" erstellen.
"Alle negativen Gefühle gegenüber der aktuellen Politik liegen nun auf dem Tisch. Jetzt stellen wir uns die Frage: Wie möchte ich, dass es anders aussieht? Was wünsche ich mir eigentlich von der Politik?", erläuterte Raphael Thelen (40), Sprecher der "Neuen Generation", das Konzept.
Und weiter: "Wir wollen eine Vision für ein neues demokratisches Miteinander finden."
Zu den ersten Ergebnissen der Gespräche erklärte Thelen: "Es ist so schön zu sehen, dass die Gräben gar nicht so groß sind wie die Springer-Presse und die Politik es immer darstellen, wenn man erst mal an einem Tisch in einem vertrauensvollen Rahmen zusammensitzt."
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass das "Parlament der Menschen" zwar so vielfältig sein will wie die Gesellschaft insgesamt, in dieser ersten Ausgabe aber größtenteils Menschen aus der Klimabewegung miteinander diskutieren.
Losgegangen war es am Freitag, es gab eine Eröffnungszeremonie für die 60 per Losverfahren ausgewählten Teilnehmer im großen Kuppelzelt, das in direkter Sichtweite zum Deutschen Bundestag aufgestellt wurde.

"Neue Generation": Neue Proteste ab kommender Woche angekündigt

Laut den Klimaaktivisten strebt das "Parlament der Menschen" einen "Gegenentwurf zum 'Parlament der Lobbys'" an. Seit Jahrzehnten würden "Rechte und Reiche" den politischen Kurs bestimmen, hieß es. Dagegensetzen soll das neue Parlament demnach ein "Konzept, das die Grundlage für die neue Demokratie von morgen" bildet.
In Berlin läuft die erste Ausgabe des "Parlaments der Menschen" noch bis Sonntag unter dem Titel: "Aufbruch in eine neue Welt!" Maximales Selbstbewusstsein oder gnadenlose Selbstüberschätzung? Das muss sich erweisen.
Eine erste Aufgabe könnte darin bestehen, die gerne bemühten Maximalbegriffe wie "demokratische Revolution", "neue Welt" und "Menschlichkeit" mit konkreten Inhalten zu füllen.
Zudem würde man sich eine politische Analyse wünschen, die sich ein bisschen mehr Komplexität zutraut als "Gegen Rechte und Reiche". Sonst drohen diese wichtigen Begriffe, zu leeren Worthülsen zu verkommen.
Konkret werden soll es ab Montag bei der angekündigten "Widerstandswelle": Vom 2. bis zum 7. Juni wollen die Klimaaktivisten in Berlin protestieren, vor allem vor dem Axel-Springer-Hochhaus.
Titelfoto: Neue Generation