Meinung: Der VAR lügt uns rotzfrech ins Gesicht

Frankfurt am Main - Er sollte den Fußball gerechter, Fehlentscheidungen seltener und das Erlebnis unseres Lieblingssports rundum besser machen. Doch der Video Assistant Referee (VAR) lügt uns rotzfrech ins Gesicht - findet TAG24-Redakteur Angelo Cali (35).

Das Video-Assist-Center des VAR - auch "Kölner Keller" bezeichnet - sollte schnellstens leer geräumt, abgeschlossen und bestenfalls verplombt werden.
Das Video-Assist-Center des VAR - auch "Kölner Keller" bezeichnet - sollte schnellstens leer geräumt, abgeschlossen und bestenfalls verplombt werden.  © Oliver Berg/dpa

Das beste - und bei Weitem nicht einzige - Beispiel hierfür lieferte uns das gestrige Sonntagnachmittagsspiel zwischen der Frankfurter Eintracht und dem BVB.

Anstatt nach Abpfiff über ein unterhaltsames, kampfbetontes und abwechslungsreiches 3:3-Remis zu sprechen, bleibt lediglich ein fader Nachgeschmack, der altem Erbrochenen nach einer durchzechten samstäglichen Partynacht gleicht. Und erneut ist der Auslöser dafür der mittlerweile zum Geschwür gewordene "Bessermacher" VAR.

Infolge des durchaus streitbaren Handelfmeters pro SGE zum 1:0 und einem starken Spielzug zur zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Führung der Hessen kam es zur wohl strittigsten Szene des Nachmittags. Im Strafraum fällte BVB-Ersatzkeeper Alexander Meyer Frankfurts Omar Marmoush.

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Eine Ballberührung des Keepers war hierbei bei bestem Willen nicht zu erkennen. Dass es Schiedsrichter Robert Schröder nicht ähnlich ging - geschenkt! Denn immerhin gab es da ja noch den Videobeweis. Doch diesen minutenlang zurate zu ziehen und bei dieser Szene am Ende doch NICHT auf Strafstoß zu entscheiden, ist viel mehr ein vollmundiges Spucken ins Gesicht der geschundenen Fan-Seele als lediglich ein vertretbarer Patzer.

Was folgte, ist hinlänglich bekannt: Dortmund kam noch vor der Pause zum Anschluss, durfte sich kurz vor dem Abpfiff ebenfalls durchaus über eine strittige Strafraumszene ärgern, kam am Ende aber durch das Wohlwollen (oder erneute Totalversagen) des VAR eher glücklich zum Punktgewinn.

So darf es mit diesem Instrument des Grauens nicht weitergehen!

Drei identische Szenen, drei unterschiedliche Ergebnisse: Der VAR hält seine Versprechen nicht

DER Aufreger des Sonntags-Topspiels: Dortmunds Ersatzkeeper Alexander Meyer bringt Frankfurts Omar Marmoush klar ersichtlich zu Fall und spielt dabei nicht den Ball. Für Schiedsrichter Robert Schröder war es trotz mehrminütiger Kontrolle am Bildschirm kein Strafstoß.
DER Aufreger des Sonntags-Topspiels: Dortmunds Ersatzkeeper Alexander Meyer bringt Frankfurts Omar Marmoush klar ersichtlich zu Fall und spielt dabei nicht den Ball. Für Schiedsrichter Robert Schröder war es trotz mehrminütiger Kontrolle am Bildschirm kein Strafstoß.  © Arne Dedert/dpa

Denn es war in der langen "Testphase", die ihren Anfang bereits in der Saison 2017/18 - ja, so lange müssen wir diesen Horror bereits ertragen - ihren Anfang nahm, bei Weitem nicht der einzige Totalaussetzer. Schon in der Vorsaison kam es bei der gleichen Ansetzung im Deutsche Bank Park zu einem Skandal, als Karim Adeyemi Frankfurts Jesper Lindström im Sechzehner in reinster Straßenkampf-Manier zu Boden warf - und ungesühnt davonkam.

Weitaus weniger zurück in der Zeit müssen wir für ein weiteres "lustiges" Kuriosum des VAR reisen. Am Spieltagswochenende vom 20. bis zum 22. Oktober wurden in den Partien des HSV gegen Greuther Fürth, Freiburg gegen Bochum sowie Köln gegen Gladbach gleich drei Akteure - Fürths Simon Asta, Bochums Christian Gamboa und Kölns Dejan Ljubicic - nach Knöcheltritten nur um ein Haar nicht ins Krankenhaus befördert.

Zweimal blieb der sicherlich berechtigte Platzverweis für die Treter, Bakery Jatta (HSV) und Vincenzo Grifo (Freiburg), jedoch aus. Lediglich Mönchengladbachs Manu Koné sah nach Videostudium nachträglich Rot.

Auch Klubbosse sehen das Projekt Videobeweis in seiner aktuellen Form als gescheitert an

Auch für Eintracht Vorstandsboss Axel Hellmann (52) ist der VAR mittlerweile in einer Sackgasse gelandet.
Auch für Eintracht Vorstandsboss Axel Hellmann (52) ist der VAR mittlerweile in einer Sackgasse gelandet.  © Roberto Pfeil/dpa

Wie kann es bei derart viel Technikeinsatz und etlichen Kameraperspektiven sein, dass drei identische Szenen unterschiedlich und mehrheitlich falsch bewertet werden? Eine Erklärung blieb bis heute aus. Was folgte, waren ominöse Fabeln von vermeintlichen Schuhlinien, denen nicht mal mehr Kevin aus der 2b Glauben schenken kann.

Auch deshalb sehen Fußball-Bosse, wie Frankfurts Vorstandsvorsitzender Axel Hellmann (52), den VAR mittlerweile als "Farce" und "in einer Sackgasse angekommen". Zudem ergänzte er: "Ich bin ein großer Freund des VAR gewesen, nun ist bei mir aber die Überzeugung gereift, dass das nicht zielführend und sinnvoll ist." Ob seine Meinung, die er vor dem DFL-Präsidium anbringen wolle, Gehör finden wird, darf bezweifelt werden.

Fakt ist: Das Instrument, welches unseren Fußball besser und gerechter machen sollte, lügt uns Woche für Woche ins Gesicht und holt hier und da sogar noch zur beherzten Watschn aus. Zudem nimmt es uns die direkte Freude über ein Tor, und den sicherlich leichter verfliegenden Ärger über einen allein entscheidenden Unparteiischen.

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Dass diese im deutschen Profifußball übrigens so schlecht sind, wie schon lange nicht mehr, liegt sicherlich nicht allein am VAR. Doch allein dessen Existenz erweckt den Eindruck, dass sich Schiedsrichter sichtbar zurücknehmen, während sie sich in der trügerischen Sicherheit wiegen, dass ihnen unangenehme Entscheidungen nachträglich abgenommen werden.

Der VAR sollte nach einer derart langen Testphase somit eingemottet und der "Kölner Keller" leergeräumt, abgeschlossen und unwiderruflich verplombt werden!

Angesichts der zuletzt immer haarsträubender werdenden Leistungen der Kombo VAR/Schiedsrichter ist TAG24-Redakteur Angelo Cali (35) keinesfalls mehr zum Lachen zumute.
Angesichts der zuletzt immer haarsträubender werdenden Leistungen der Kombo VAR/Schiedsrichter ist TAG24-Redakteur Angelo Cali (35) keinesfalls mehr zum Lachen zumute.  © TAG24

Titelfoto: Montage: Arne Dedert/dpa, TAG24

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